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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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her!« rief er. »Wer müde wird, kommt zu mir – ich trete ihn in den Hintern! Und geben Sie an alle Beamten durch: Wenn jemand fragt, was los ist, vor allem die Pressefritzen, soll man sagen: Großfahndung nach der Baader-Meinhof-Gruppe! Das glaubt jeder, das gehört zum Alltag. An alle Dienststellen, sofort! Zum Teufel, wo bleibt der Kaffee?!«
    Zwei Tage und zwei Nächte hielt Beutels aus. Seine Beamten wechselten zweimal – er blieb in der Zentrale, rauchte, trank Kaffee und Cognac, aß Brote oder Gulasch mit Nudeln aus der Polizeikantine, telefonierte mit Ministern und Präsidenten, berichtete dem Bundespräsidenten über eine Sonderleitung vom Stand der Dinge, sprach mit dem Bundeskanzler und sagte ehrlich: »Deutschland ist kein Urwald, da haben Sie recht, Herr Bundeskanzler. Aber gerade weil es eine Kulturlandschaft ist, können sich zwei Menschen unsichtbar eingliedern. Im Urwald würde ich sie finden!«
    Dann legte er auf, ohne die Antwort des Bundeskanzlers abzuwarten.
    Am dritten Tag klappte Beutels zusammen. Er fiel vom Stuhl, lautlos, die Zigarre zwischen den Lippen. Drei Beamte trugen ihn auf eine Couch, deckten ihn zu, benachrichtigen den Polizeiarzt, aber bevor dieser eintraf, schnarchte Beutels schon. Es war ein so gesundes Schnarchen, daß der Arzt seine herzkräftigenden Spritzen wieder einpackte.
    In Tutzing wurden alle Sachen von Cortone und Dulcan beschlagnahmt. Housman lag im gerichtsmedizinischen Institut, direkt neben seinem schönen Opfer Lucretia Borghi. Als Beutels am vierten Tag, nach einem Schlaf, der ihn in ein taumeliges Wachsein entließ, nach Holden und Lepkin fragte, hieß es, auch diese seien verschwunden. Am Abend zuvor, ganz plötzlich. Der Portier in der ›Alpenrose‹ meinte, sie seien sehr aufgeregt gewesen.
    Beutels sprang wie elektrisiert auf. Ein Lepkin, der seine asiatische Ruhe verlor, war wie eine Posaune von Jericho … irgendwo mußten jetzt Mauern einstürzen …

Staffelsee
    Von allen diesen dramatischen Vorgängen erlebte Pinipopoulos nichts. Die Bierbrauersgattin Evelyn Drike beschäftigte ihn mit solcher Vehemenz, daß er die letzten Tage nur noch auf der Landstraße verbrachte.
    Sie machte eine Rundfahrt durch Oberbayern. Ein neuer Flirt hatte sie dazu angeregt, ein Student mit Bart und langen Haaren, der Fritz Ewaldt hieß, Soziologie studierte und seinen Kampf gegen das Establishment damit finanzierte, daß er reiche, lüsterne Damen bewegte, ihnen verträumte Plätzchen zeigte und sie ›mein süßes Schweinchen‹ nannte, was entgegen aller Wahrscheinlichkeit als höchste Zärtlichkeit bewertet wurde. Mit ihm landete Evelyn am Staffelsee, wo sie in einer kleinen Bauernpension abstiegen. Fritz Ewaldt schien hier Stammgast zu sein, man begrüßte ihn wie einen Freund, verlangte allerdings Vorkasse (das verdammte Establishment!), sagte: »Dös is a guats Vogerl!« was Evelyn Drike natürlich nicht verstand, und überließ die beiden ihrer Zärtlichkeit. Pinipopoulos notierte: Wieder eine Million fort vom Erbe! Es war zum Heulen, wie ein Unterleib sich selbst verarmte.
    Evelyn, dem Wasser ebenso intensiv zugetan wie der Liebe, schon weil sie im Badeanzug eine zum Angreifen herausfordernde Figur abgab, ließ es sich nicht nehmen, im Staffelsee zu plantschen. Pinipopoulos stieg seufzend ebenfalls ins Naß, ohne in die Gefahr zu kommen, bemerkt zu werden, denn Mrs. Drike hatte keinen Blick für ihre Mitschwimmer außer dem einen, der ihre neckischen Wasserspiele mitmachte. Fritz Ewaldt war darin Meister, konnte tauchen wie ein Pinguin und schien in der Tiefe allerlei Fertigkeiten zu entwickeln, denn Evelyns Quietschen durchhallte die reine Bergluft rund um den See.
    Am zweiten Tag warf der Zufall Pinipopoulos auf den Rücken. Er saß unter einem Sonnenschirm, las in der Athener Volkszeitung, warf ab und zu einen Blick auf Evelyn und Fritz, die Federball spielten, als um eine Biegung des Sees ein Ruderboot herumkam und langsam am Ufer der Bauernpension vorbeiglitt. Ein einzelner Mann saß in dem Kahn, stemmte sich in die Riemen und hinterließ das Bild eines sehr um seine Linie bedachten Sportlers. In wettkampfträchtigem Rhythmus tauchten die Ruderblätter ins Wasser.
    Der Sportsmann war Ted Dulcan.
    Pinipopoulos warf die Zeitung weg, rollte sich zur Seite und lief ins Haus. Er hatte Glück. Ric Holden war noch in der ›Alpenrose‹ und hielt in Cortones Zimmer Wache. Er wartete auf einen Anruf von Dr. Hassler. Als er Pinipopoulos hörte, war er fast

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