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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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beleidigt.
    »Pini, legen Sie auf!« rief er. »Sie blockieren 30 Millionen! Wo sind Sie denn?«
    »Am Staffelsee. Und wissen Sie, wer gerade vor meiner Nase vorbeiruderte? Übrigens in klassischem Stil?«
    »Präsident Nixon?«
    »Ted Dulcan.«
    »Pini! Keine dämlichen Witze!«
    »Ist denn Ted noch in Tutzing?«
    »Nein! Ach ja, Sie wissen ja nicht, was geschehen ist. Housman ist tot. Lucretia ist tot.«
    »Freude, schöner Götterfunken! Und Dulcan rudert hier Regatta.«
    »Ich komme sofort. Wo sind Sie genau?«
    »Bei Murnau. Pension ›Seeschwalbe‹. Ich sehe Dulcan hier vom Fenster aus. Der Junge ist trotz seines Alters erstaunlich fit! Der Kahn ist grünrot lackiert. Unten grün, oben rot. Gar nicht zu übersehen. Hat Dulcan Lucretia und Housman umgelegt?«
    »Später, Pini! Bleiben Sie bei Dulcan!«
    »Dafür werde ich nicht bezahlt. Ich muß Mrs. Drikes erotische Artistik überwachen.«
    »Pini! Man wird Ihnen 100.000 Mark zahlen, wenn Sie uns entscheidend helfen.«
    »Ist das sicher?«
    »Ich schwöre es Ihnen! Los, raus … bei Dulcan bleiben! Wandern Sie am Ufer neben ihm her. Ich komme sofort!«
    Pinipopoulos war viel zu sehr Grieche, um eine Summe von 100.000 Mark mit Verachtung zu strafen. Er warf den Hörer hin, rannte aus dem Haus, drückte einen Strohhut auf seinen Kopf und sah Dulcan, wie er vom Ufer wegruderte, der Mitte des Sees zu. Es war anzunehmen, daß er die andere Seite zu erreichen suchte, und da Pinipopoulos zwar viel gelernt hatte, aber nicht, mittels Armbewegungen zu fliegen, raste er zurück, lieh sich von Bauer und Pensionswirt Franz Hubmüller ein Auto, in dem es nach Mist roch, und fuhr um den Staffelsee herum. Für Holden hinterließ er, daß er auf die Seite gefahren sei, wo die Ach in den See mündet.
    Dulcan ruderte wirklich über den See. Aber er ließ sich Zeit, zog sogar die Riemen ein, ließ sich treiben, ruderte dann weiter, kräftesparend, in dem Bewußtsein, daß seine Spur verwischt war. Den Kahn hatte er gemietet, wie es ein braver Kurgast tut, und er hatte mit einer von der deutschen Polizei nicht einkalkulierten Kaltblütigkeit die Leihgebühr bezahlt, während zwei Dorfgendarmen daneben standen und in ihren Uniformen schwitzten. Auch die beiden Streifenwagen auf der Hauptstraße störten ihn nicht. Er trug eine Sonnenbrille, kaufte sich ein Eis am Stiel und kletterte lutschend und schmatzend ins Boot. Da der Kahnverleih blühte und noch 14 andere Boote vom Steg ablegten, war an Dulcans Sicherheit nicht zu zweifeln.
    Mit heulendem Motor erreichte eine halbe Stunde später Holden den Platz, wo Pinipopoulos auf ihn wartete. Die Uferstraße war an dieser Stelle ausgesprochen einsam, nur zwei Campingzelte standen auf einer Weide und machten einen verlassenen Eindruck. Sie waren aber nicht verlassen, sondern nur weltentrückt.
    »Zwei Liebespaare«, sagte Pinipopoulos. »Manchmal wackelt die Stange.«
    »Pini!«
    »Die Zeltstange, Holden.« Er zeigte auf den See. Ein Kahn glitt langsam näher. »Da, sehen Sie – das ist Dulcan.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Holden, das ist mein Kapital: wen ich einmal gesehen habe, der ist in meinem Hirn wie in einem Archiv. Ich brauche keine Kartei wie der FBI. Wenn das nicht Dulcan ist, erlaube ich Ihnen, mir den Hals umzudrehen.«
    »Wir werden es sehen.« Holden begann sich auszuziehen. Unter seinem Anzug trug er eine Badehose. Er schnallte einen Gürtel um, an dem ein Messer in einer Scheide und ein mittelgroßer, undurchsichtiger Plastiksack hing. Er sah aus, als wolle Holden im Staffelsee nach Perlen tauchen. Pinipopoulos hatte diese Idee.
    »Hier gibt es keine Austern!« sagte er fröhlich.
    »Aber mehr als eine Perle, Pini. Ich hole das Vermögen für Sie! Üben Sie schon das Krummachen der Finger.«
    »Keine Sorge. Für alle Beträge über 100 Dollar habe ich immer einen Sack bei mir.« Er hielt Holden am Arm fest, als dieser zum See ging. »Was haben Sie vor?«
    »Ach ja. Eine Bitte, Pinipopoulos … fahren Sie wieder weg.«
    »Warum?«
    »Ich nehme an, Sie sind ein Mensch mit zarter Seele.«
    »Wie man's nimmt. Beim Ave Maria weine ich immer.«
    »Dann werden Sie hier bald in einem Tränensee ersaufen! Was gleich dort in dem Kahn geschieht, sollte man eigentlich nur bei völliger Dunkelheit inszenieren.«
    »Ist es möglich, daß Sie Hilfe brauchen, Holden?«
    »Sie, Pini? Der Mann der Gewaltlosigkeit.«
    »Sie werden lachen – ich habe eine Pistole in der Tasche. Schließlich besitze ich die amerikanische Staatsbürgerschaft

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