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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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Stadt nach einem Mönch zu suchen, der für sich und seinen Begleiter eine Unterkunft samt Stall angefragt und bezogen hatte?
    Die drei Frauen hatten den oberen Treppenabsatz erreicht, wo sich Margrite sofort nach einer möglichen Waffe umsah. Esther stand währenddessen mit Anna am Geländer und verfolgte ängstlich, wie Wyland sich dort unten verzweifelt gegen die Hiebe seines Gegners zur Wehr setzte, aber immer weiter zurückweichen musste. Helmes Kraft schien nicht nachzulassen, er schlug heftig zu, und es brauchte nicht mehr viel, dann hätte er den Kölner gegen die Wand gedrängt.
    »Gib acht!«, rief Esther nach unten – ein Fehler, wie sie sofort bemerkte, bewirkte ihr Ruf doch, dass Wyland für einen Augenblick zu ihr nach oben blickte und deshalb den kräftigen Hieb nicht kommen sah, der ihn seitlich am Kopf traf. Mit einem Ächzen ging er zu Boden.
    In diesem Moment kam Cornelius durch die Eingangstür gestürmt.
    »Hast du’s also bis hierher geschafft?«, brüllte der Patrizier. Helme drehte sich langsam zu ihm um.
    »Sieh an, sieh an. So sieht man sich also wieder. Du kannst deinem Freund gleich in die Hölle nachfolgen.«
    »Nach dir!« Cornelius schwang seine Klinge hin und her. Im gleichen Moment war Helme schon bei ihm und ließ sein Schwert auf das des Kölners niederfahren.
    Sie attackierten einander, wehrten ab und schlugen erneut mit den Schwertern zu. Immer wieder wich einer von ihnen aus, während der andere mit viel Schwung die Wand, einen Leuchter oder gar eine Kommode traf, die zu Bruch ging.
    Cornelius versuchte, sein Gegenüber von der Wohnstube wegzulocken, in der Gawin noch immer auf der Bahre lag. Geschickt drehte und duckte er sich weg und ließ sich dabei von Helme Richtung Küche treiben. Aus den Augenwinkeln heraus sah er bereits seitlich von sich den Türrahmen, vollführte eine Drehung und drückte mit dem Ellbogen den Türdrücker hinab. Verbissen kämpften sie weiter, hieben mit ihren Klingen schwer aufeinander ein. Helme versuchte, einen Schwertstreich gegen Cornelius’ Kopf zu führen, verfehlte ihn aber und schlug stattdessen eine Pfanne, die neben der Feuerstelle an einer Eisenstange hing, von der Wand. Mit einem lauten Scheppern fiel sie herab.
    Anna, Margrite und Esther konnten nur erahnen, was in der Küche vor sich ging. Schließlich nahm Esther, sosehr sie der Anblick des Mörders ihres Vaters auch schreckte, all ihren Mut zusammen und rannte flink die Stufen hinab.
    »Was tust du?«, rief Anna ihr hinterher.
    »Er ist schwer verletzt.« Die Jüdin ging neben Wyland in die Knie und untersuchte seine Wunde. Sie war nicht so tief, wie Esther vermutet hatte. Die Klinge musste abgeglitten sein, denn sie hatte zwar eine gewaltige Schwellung, aber nur einen kleinen und nicht allzu tiefen Schnitt hinterlassen, auch wenn dieser kräftig blutete und Wylands Haar und seine rechte Schulter bereits dunkelrot gefärbt waren. Er stöhnte, als Esther seinen Kopf abtastete.
    »Helft mir!«, rief diese darauf den Freundinnen zu.
    Anna und Margrite kamen die Treppe heruntergeeilt. Anna und Esther griffen jeweils nach einem Bein des Verletzten, während Margrite ihn unter den Schultern fasste. Wyland stöhnte einmal leise auf, wurde aber sogleich wieder ohnmächtig. Gemeinsam hievten sie den Kölner nach oben, mussten ihn aber mehrmals zu Boden lassen und erneut wieder anheben, bis sie ihn in die Wohnstube geschleppt hatten. Dort angekommen, schlossen sie sofort die Tür hinter sich und schoben dann sämtliche Möbelstücke davor, die sie bewegen konnten.
    »Ihr bleibt hier!«, ordnete Anna an, zog Wylands Messer aus der Lederscheide unter dessen Wams und eilte zum Fenster. »Ich werde Hilfe holen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete sie das Fenster, hob ihre Röcke und kletterte auf das Sims. Sie blickte nach unten. Die Straße war menschenleer, und hier draußen war das Klirren der Schwerter, das aus dem Innern des Hauses durch die offene Haustür drang, noch deutlicher zu vernehmen.

    Dieser verfluchte Kölner war ihm mehr als ebenbürtig, musste Helme sich wütend eingestehen. Ein paar Mal schon hatte dieser Mistkerl ihn schwer in Bedrängnis gebracht, und wenn er sich nicht schnell etwas einfallen ließe, würde er den Kampf sogar noch verlieren.
    Sein Blick fiel auf die Holzscheite auf der Feuerstelle, die, obwohl außen bereits weißlich grau, im Innern noch immer glühten.
    Mit einer weit ausholenden Bewegung ließ er sein Schwert durch die Scheite hindurchfahren und

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