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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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zurück. Dann redeten sie, stießen schließlich laute Rufe aus, zeigten mit den Fingern hierhin und dorthin, rempelten einander an und trampelten nervös hin und her. Schließlich gelangten sie zu einer Entscheidung, und ein Mann verließ den Kreis seiner Kameraden und näherte sich der konkordantischen Kavallerie. Kell überließ ihrem Hauptmann die Zügel ihres Pferdes und ging dem Mann entgegen.
    »Passt genau auf. Falls ich angegriffen werde, reitet Ihr sie über den Haufen.«
    »Ja, General.«
    Nach ein paar Dutzend Schritten blieb Kell wieder stehen und wartete, bis der tsardonische Krieger vor ihr stand. Er bekleidete den Abzeichen nach einen höheren Rang, möglicherweise war er ein Prosentor. Seine Rüstung war nach der eiligen Flucht verkratzt, und er wirkte unsicher. Er war unrasiert, das lange Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz gebunden. Obwohl er ein starker Mann war, schritt er mit unverkennbarer Unsicherheit.
    »Ich bin Prosentor Ruthrar aus dem Königreich Tsard, Kommandant der Armeen im Nordosten.« Er beherrschte die estoreanische Sprache recht gut. Sicherlich besser als sie die tsardonische.
    »Ich bin Generalin Dina Kell von der Zweiten Estoreanischen Legion, den Bärenkrallen. Was wollt Ihr?«
    Kell fiel auf, dass ihre Leute keinen Mucks von sich gaben. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie alle angestrengt lauschten, um den Wortwechsel mitzubekommen.
    »Freies Geleit nach Süden«, sagte er, »im Austausch gegen Informationen.«
    Kell zog die Augenbrauen hoch. »Warum kehrt Ihr nicht einfach um? Wir werden Euch nicht daran hindern, nach Tsard zurückzukehren.«
    »Dann hört Ihr nicht, was wir zu sagen haben.«
    Kell schüttelte den Kopf. »Er hat alle getötet, nicht wahr? Freund und Feind gleichermaßen.«
    »Es scheint, als wären wir jetzt alle seine Feinde.«
    »Und Ihr habt keine Freunde mehr. Ihr solltet lieber in Euer Land zurückkehren.«
    Kell war über die Forderung der Tsardonier alles andere als erfreut. Es konnte leicht noch schlimmer kommen. Auch wenn der Mann vor ihr ein Feind war, konnte sie sich in den Soldaten einfühlen. Sie war noch nie auf diese Weise verraten worden und hoffte, es nie erleben zu müssen.
    »Wir müssen uns gegen den gemeinsamen Feind verbünden.«
    Ihr Mitgefühl war dahin. »Ihr habt ihn hierhergebracht. Ihr habt ihm die Leute gegeben, damit er seine abartigen Träume wahr machen konnte.«
    Der Prosentor nickte leicht. »Es ist klar, dass Ihr nicht viel für mein Volk übrig habt. Aber Ihr wart diejenige, die einem verletzten Tsardonier auf der Straße geholfen hat. Ihr versteht es.«
    »Ich weiß nur, dass niemand ein solches Schicksal erleiden und als Toter umgehen sollte. Auch kann ich einem Rekruten nicht die Entscheidungen seiner Vorgesetzten vorwerfen. Allerdings habe ich hier zweihundertfünfzig Kämpfer einer Nation, gegen die wir mehr als fünfzehn Jahre gekämpft haben. Wohin wollt Ihr überhaupt?«
    Ruthrar lächelte. »Wir stecken beide in Schwierigkeiten, und im Grunde sind sie sogar ähnlich. Ich will freies Geleit zu einem Ort, wo ich mit meinem König Verbindung aufnehmen und ihm sagen kann, was mit seinem Sohn und sechstausend seiner Krieger geschehen ist.«
    »Das ist wenigstens eine ehrliche Antwort«, erwiderte Kell. »Wo ist Euer König?«
    »Er marschiert durch Atreska.«
    Kell zog die Augenbrauen hoch. »Seid Ihr sicher? Ich weiß, dass die atreskanische Grenze stark bewacht wird; dort sind mehrere Legionen eingesetzt. Wir haben Atreska gerade erst zurückerobert und werden es nicht wieder hergeben.«
    Ruthrar wollte etwas erwidern und machte dabei eine Miene, die Kell überhaupt nicht gefiel. Es kam ihr beinahe verlegen vor, und das fand sie beunruhigend. Hinter ihm erhoben sich einige Stimmen. Er hob die Hand, nickte und antwortete ihr nicht direkt.
    »Wir müssen alle hier verschwinden. Fürst Westfallens Heer ist nahe und marschiert weiter. Wir werden ihnen nicht entgegengehen.
    Wir wollen auch nicht gegen Euch kämpfen, um uns in Sicherheit zu bringen, aber wenn wir müssen, werden wir es tun. Bitte, General. Es hilft uns nicht, wenn wir uns gegenseitig blockieren. Jeder Tote verstärkt die feindliche Armee.«
    »Wie weit sind sie noch entfernt?«
    »In Euren Maßeinheiten weniger als eine halbe Meile. Sie marschieren nicht schnell, aber …«
    Kell sah keine andere Möglichkeit. »Könnt Ihr reiten?«
    »Ich stamme aus der südlichen Steppe.«
    »Gut. Eure Krieger werden vor meiner Kavallerie marschieren. Ihr werdet bei

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