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Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Titel: Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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auf dem höheren der beiden künstlichen Hügel. Er hatte sich breitbeinig aufgestellt, die Fäuste in die Seiten gestemmt, und betrachtete den Aufmarsch mit einem leichten Lächeln auf den Lippen – das Ruk ihm nur zu gern ausgetrieben hätte.
    Sein Stamm drängelte sich durch die Menge der Trolle, schob und drückte, bis sie nah an der freien Fläche standen, die sich um Israk gebildet hatte. Ein kurzer Anlauf , dachte Ruk, und dann schlage ich ihm den Schädel ein. Aber er hielt sich zurück, denn Karn wollte keinen Kampf.
    Es dauerte, bis die Trolle nach und nach ankamen. Viele waren verletzt. Überall in der Stadt hatten die Stämme kleine Lager errichtet, in denen sie ihre Verwundeten versorgten. Ruk wusste nicht, wie viele von ihnen den Tag nicht überstehen würden, aber jeder einzelne war einer zu viel.
    Doch daran schien Israk keinen Gedanken zu verschwenden. Er hob die Arme hoch über den Kopf. »Sieg!«
    Ein donnerndes Brüllen und Heulen antwortete ihm. Ruk schwieg und sah ihn kalt an. Die Trolle stampften auf den Boden, trommelten sich auf die Brust, veranstalteten einen gewaltigen Lärm. Als dieser sich langsam legte, erhob Israk wieder die Stimme.
    »In nur einem Tag haben wir geschafft, was tausend Winter lang niemand geschafft hat! Wir haben die Elfen besiegt!«
    Wieder brandete Jubel auf. Ruk wusste, dass er einen wichtigen Beitrag zu diesem Sieg geleistet hatte, aber er konnte sich darüber nicht mehr freuen. Er grub die Füße in den vom Regen aufgeweichten Erdboden und zog die Schultern hoch.
    »Wir haben uns für den feigen Angriff gerächt und …«
    »Nein«, brüllte Karn und trat aus ihrer Mitte auf den freien Platz. Israk verstummte, sah ihn entgeistert an. Ruk musste grinsen. Zum ersten Mal schien nicht alles so zu geschehen, wie der Troll es sich vorgestellt hatte.
    »Es gab keine Rache! Denn wir wurden nicht von Elfen angegriffen! Unser Feind verbirgt sich an ganz anderen Orten.«
    Israk suchte sichtlich nach Worten. Seine Kiefer mahlten, er sah Karn immer noch mit großen Augen an.
    »Israk hat uns getäuscht«, schrie Karn mit so viel Wut in der Stimme, dass selbst Ruk überrascht war. »Es ging ihm nie um die Stämme, nie um uns Trolle.«
    »Unsinn«, gelang es Israk zu rufen. Er ging einige Schritte auf Karn zu, der ihn mit erhobenem Haupt erwartete. »Ich weiß nicht, was Karn aus Akkens Stamm denkt …«
    »Ruks Stamm«, brüllten Breg und Ksisa laut, was Israk zögern ließ. »Wir sind jetzt Ruks Stamm.«
    Sichtlich wütend hob Israk die Hände. »Gut, Ruks Stamm. Aber das ist nicht wichtig, sondern nur, dass ich euch gut geführt habe. Ich brachte euch Fleisch, als ihr keines hattet. Ich zeigte euch die Schwäche unserer Feinde, die Beute, die wir machen konnten.«
    Karn lachte grimmig auf. »Feinde? Wir hatten keine Feinde, bis du kamst.«
    »Doch, wir wussten es nur nicht. Sie lebten hier unten, schwelgten in Reichtum, während wir Trolle unser karges Mahl aus kaltem Stein kratzen mussten. Sie sind schwach, wir sind stark. Wir nehmen uns, was wir brauchen!«
    Ruk sah zu viele der Trolle zustimmend nicken. Er selbst konnte die Worte verstehen, hätte ihnen gestern noch Glauben geschenkt.
    »Wir machen uns nur neue Feinde«, erklärte Karn leiser. »Feinde, die sich versammeln werden, die Krieg gegen uns führen werden.«
    »Sollen sie doch kommen!«, höhnte Israk. »Wir werden sie zerquetschen, so wie wir die Elfen zerquetscht haben!«
    »Ja, das haben wir«, pflichtete ihm Karn überraschend bei. »Es war ein großer Sieg gegen einen gefährlichen Gegner.«
    Israk schien verwirrt zu sein.
    »Aber der Sieg ist nicht unser«, fuhr Karn lauter fort. »Denn Israk denkt nicht an uns Trolle! Er folgt anderen Herren!«
    »Lüge«, schrie ein Troll aus Israks Stamm und machte einen Schritt nach vorn. Plötzlich tauchte neben ihm Zega auf, packte ihn am Arm, riss ihn zurück. Ruk konnte nicht hören, was sie ihm ins Gesicht fauchte, aber sein Antlitz zeigte, dass er ihre Botschaft verstanden hatte.
    Andere Trolle begannen zu reden, einige riefen dazwischen, ein Murmeln breitete sich aus, erfasste die ganze Menge.
    »Israk dient den Zwergen!«
    Ungläubige Stille quittierte den lauten Ruf.
    Karn richtete anklagend den Finger auf Israk. »Er dient den Zwergen, er führt diesen Krieg nur für sie. Und als ich das herausfand, wollte er mich töten. Nicht Elfen waren es, die uns überfielen. Nein, ein Troll wollte einen anderen Troll töten.«
    Die letzten Worte waren leise, kaum lauter

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