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Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Titel: Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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seinen Blick durch die Halle wandern und sah genau hin.
    Die meisten Trolle waren dünn. Nicht abgemagert, aber schmaler, als er sie in Erinnerung hatte oder als sie sein sollten. Es war nicht auffällig, aber sobald er es einmal entdeckt hatte, konnte er es überall sehen. Selbst bei den Trollen aus seinem Stamm. Und als er an sich herabblickte, sogar an sich selbst.
    »Es hilft nicht, gute Jäger zu haben, wenn es keine Beute gibt«, stellte er leise fest und rieb sich über den Bauch, als müsse er sich davon überzeugen, dass es wirklich sei Leib war.
    »Und auch in deinen Worten findet sich Wahrheit.« Israk war wieder ernst geworden. »Deshalb brauche ich dich, Karn.«
    Damit stieß er sich von der Wand ab und ging in die Mitte der Halle. Die Trolle standen und saßen in Gruppen überall verteilt, unterhielten sich, scherzten, lachten.
    Israk bliebt stehen und schwieg erst einmal, doch dann hob er den Kopf und rief: »Versammelt euch! Los, kommt alle her. Es ist an der Zeit, dass die Trolle reden!«
    Normalerweise ließen sich Trolle anderer Stämme nur ungern Befehle erteilen, aber vielleicht lag es an dem Fleisch, das Israk mitgebracht hatte, vielleicht auch an der Autorität seiner Stimme, jedenfalls kam Bewegung in die Trolle. Einige liefen in die Gänge und Höhlen und riefen den Rest herbei. Die anderen gingen in die Mitte, bildeten einen Kreis, deutlich größer als der Kreis, in dem die Kämpfe stattgefunden hatten.
    Auch Karn schloss sich an, suchte Akken und die Seinen und gesellte sich zu ihnen.
    Es war erstaunlich ruhig. Die wenigen Trolle, die sprachen, taten dies leise. Die Neuankömmlinge reihten sich schweigend in den Kreis ein. Es gab kein Drängeln, keinen Streit, und sie alle blickten Israk erwartungsvoll an. Der ließ sich Zeit. Er blickte auf den Boden, wartete ab. Die Anspannung der Trolle wuchs. Karn konnte es ebenfalls spüren, ein Kribbeln in seinem Leib und seinem Geist. Es war wie ein Sirren, das in der Luft lag und das ihn gefangen nahm. Ein ganz und gar unbekanntes Gefühl, das ihn zu überwältigen drohte.
    Neben ihm trommelte Akken mit den Klauen auf seinen Oberschenkel, und Karn ahnte, dass sich in ihm ebenfalls etwa aufbaute und dass der Anführer etwas rufen wollte.
    Doch Israk kam ihm zuvor.
    »So viele sind dem Ruf gefolgt. So viele haben ihre Heimat verlassen, um sich hier zu versammeln. Der Winter ist hart, der Wind ist kalt und schneidend, der Schnee tief. Ihr habt viel auf euch genommen, um hier zu sein.«
    »Verflucht, ja«, rief jemand aus den hinteren Reihen gegenüber von Karn.
    Israk grinste. »Aber es gab gutes Fleisch!«
    Einige Trolle johlten, andere streckten die Fäuste in die Luft, wieder andere machten laute Schmatzgeräusche.
    Israk ließ sie gewähren, doch dann verfinsterten sich seine Gesichtszüge wieder, und er hob die Hand. Der Lärm verstummte.
    »Die letzten Winter waren hart. Ich habe keinen Stamm erlebt, der nicht unter ihnen gelitten hat. Dennoch haben sie uns nicht gebrochen. Wir haben die Köpfe gesenkt und weitergemacht, weil wir Trolle sind. Wir haben uns nicht kleinkriegen lassen, haben nicht aufgegeben.«
    Israks Worte ließen Erinnerungen in Karns Geist aufsteigen. Er musste an die Mühsal denken, an den Hunger und die Kälte. An die Verzweiflung, die er nach so manch erfolgloser Jagd gespürt hatte. Und auch an die Angst. Israk hatte recht; da war eine Angst. Angst, es nicht zu schaffen, dem Stamm keine Beute zu bringen, zu sehen, wie andere litten, hungerten oder sogar verhungerten.
    Karn riss sich aus den düsteren Bildern. Um sich herum sah er andere Trolle, die Ähnliches durchgemacht hatten, in deren Augen sich seine eigenen Gefühle widerspiegelten.
    »Doch der Weg ist noch nicht zu Ende. Längst sollte der Schnee geschmolzen sein, längst sollte es wieder Beute in den Tälern geben. Aber da ist nichts. Es ist Winter, immer noch Winter, so lang und so hart wie noch kein Winter zuvor.«
    Die Angst in Karn wuchs. Es konnte nicht mehr lange so weitergehen. Das wusste er, das wussten die anderen Trolle. Er sah es in ihren finsteren Mienen.
    »Wie viele sind schon gestorben? Wie viele haben wir verloren? Wie viele sind in die Kälte gezogen und kamen nicht zurück?«
    Niemand antwortete auf Israks anklagende Fragen. Sie hingen in der Luft wie ein furchtbarer Gestank, hielten sich in den Köpfen, drohten mit mehr. Es war noch nicht vorbei.
    »Ich kenne einen, der hinabgestiegen ist, weil sein Stamm hungerte. Einen, der lange jagte, der sich

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