Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)
Keibos hier herunterkommt«, schlug er vor. »Und während wir warten, flechten wir die Seile.«
»Was machen wir, wenn nicht einer, sondern viele Keibos kommen?«, wollte Ksisa wissen. »Die Spuren, die wir gesehen haben, stammen von einer ganzen Menge Hufe.«
Ruk musterte erst sie und dann Breg, in dessen schwarzen Augen ein gefährliches Funkeln stand. »Lassen wir’s doch einfach drauf ankommen«, sagte er bedächtig. Sie würden ohnehin nicht mehr lange unentdeckt durch das Gebiet der Keibos ziehen können. Vielleicht war die Lichtung, auf der sie gekämpft und die Toten zurückgelassen hatten, ohnehin schon von den Keibos bemerkt worden. Er schüttelte langsam den Kopf. Entweder sie fanden hier einen der vierbeinigen Kämpfer, den sie zu ihrem Stamm mitnehmen konnten, oder sie würden mit dem Wissen zurückkehren, das sie gesammelt hatten; aber sie würden nicht mehr länger durch dieses fremde Land ziehen.
Tatenlos zu warten gehört nicht zu den Stärken der Trolle , dachte Ruk, aber Bregs Geduld ist selbst für einen Troll sehr dürftig . Er war froh, dass sie die Seile hatten, um sich zu beschäftigen.
Als die Sonne schließlich unterging, hatten sie vier feste Schnüre geflochten und aus den übrigen Ranken ein grobmaschiges Netz geknotet. Ksisa stand auf und streckte sich. »Mal sehen, was sich über uns tut«, meinte sie und schob sich aus der Höhle in der Flussböschung hervor. Sie war kaum verschwunden, als sie auch schon wieder auftauchte. »Da kommt einer«, flüsterte sie.
»Wurde aber auch Zeit«, knurrte Breg. »Ich wollte gerade losgehen und diese Hufträger selbst suchen.«
Ruk nahm eine Seite des Netzes auf, Ksisa griff nach der anderen. Jetzt hörte Ruk den Keibos ebenfalls, Hufgetrappel auf dem Abhang nicht weit von ihnen, das Fallen kleiner Kiesel, die sich aus der Böschung lösten. Ruk lugte unter dem Vorsprung hervor und entdeckte den Keibos vielleicht fünf Trolllängen vor sich am Flussbett. Er trug einen langen Speer in der Rechten und in der Linken einen ledernen Beutel, den er vermutlich mit Wasser füllen wollte. Ksisa nickte ihnen beiden zu. Das war der richtige Moment. Breg stürmte vor, und Ruk und Ksisa folgten ihm mit dem Netz.
Der Keibos drehte sich um und erkannte die Gefahr offenbar sofort, denn er ließ den Beutel fallen und sprang in den Fluss. Mit drei Sätzen hatte er ihn durchquert und das andere Ufer erreicht. Breg stieß ein zorniges Brüllen aus, aber Ruk ließ das Netz fallen, ging tief in die Knie und sprang über den Fluss, um die Verfolgung aufzunehmen.
Der Keibos war schnell, aber er hatte nicht genug Vorsprung vor den Trollen, und die steile Böschung hielt ihn auf. Ksisa musste ihre Seite des Netzes ebenfalls losgelassen haben. Sie zog an Ruk vorbei und rannte direkt auf den Keibos zu. Mit einem gewaltigen Satz landete sie neben ihm und hieb ihm mit ihren Pranken auf den Rücken. Der Keibos wehrte sich verzweifelt, trat aus und schlug nach der Trollin, aber dann waren auch Breg und Ruk heran. Mit einem mächtigen Faustschlag gegen das Kinn des Keibos schickte Breg ihren Gegner bewusstlos zu Boden.
»Das ist sogar noch besser als ein Netz«, stellte Ruk fest, und Breg begann schallend zu lachen. Die erfolgreiche Jagd hatte ihn endlich aus der erzwungenen Untätigkeit befreit. »Ja«, sagte er. »Aber jetzt sollten wir den Burschen fesseln und von hier verschwinden. Sonst wird er uns ganz bestimmt noch mehr Ärger machen.«
Sie banden dem Keibos die Vorder- und Hinterbeine zusammen, verzurrten seine Arme auf dem Rücken und stopften ihm eine Handvoll getrockneter Flechten in den Mund, um ihn zuverlässig zum Schweigen zu bringen. Dann nahmen Ruk und Breg ihn zwischen sich und schleppten ihn die Böschung hinauf, während Ksisa die Umgebung nach Zeichen weiterer Keibos absuchte. Sie versuchten, schnell voranzukommen, aber den Pferdeleib zu tragen erwies sich als schwierig, und so beschlossen sie, im nächsten Waldstück Rast zu machen und darauf zu warten, dass er wieder zu sich kam und zwischen ihnen hertraben konnte.
Vermutlich ist dieser Keibos noch jung , dachte Ruk. Die Haut in seinem Gesicht war glatt und nicht von Falten durchzogen. Das Haar, das ihm lang über den Rücken fiel, hatte dieselbe Farbe wie das Fell an seinem Unterkörper, so wie Blätter, die sich im frühen Herbst rot färbten.
Der Keibos war mittlerweile aufgewacht, und er wehrte sich unablässig gegen die Stricke, die Breg um seine Vorderbeine und um seine Handgelenke
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