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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Hilfe.
    Der Ansturm des Feindes schien kein Ende zu nehmen, doch plötzlich war alles vorbei, und Tania stand ungläubig über dem leeren Kettenhemd eines Grauen Ritters, dessen Asche langsam zum Himmel aufstieg. Auf beiden Hängen tobte die Schlacht noch weiter, aber hier, an der Stelle, wo die Prinzessinnen sich versammelt hatten, trat Stille ein, sodass ihnen ein paar Augenblicke Zeit blieben, um ihre tote Schwester zu betrauern. Hopie traf als Letzte ein, mit Lord Brython an ihrer Seite. Weinend sprang sie aus dem Sattel und gesellte sich zu ihren Schwestern, die Zaras Leichnam umringten.
    Lord Brython fasste die schluchzende Rathina an den Schultern und zog sie sanft von Zara weg. Dann hob er die tote Prinzessin auf seine Arme, die so leicht war wie ein Kind. Niemand sprach ein Wort, als Lord Brython Zara an seine Brust drückte und mit ihr zu seinem Pferd ging.
    Ein Elfenritter nahm den zarten kleinen Körper entgegen und hob ihn wieder in Lord Brythons Arme, als dieser im Sattel saß.
    »Ich werde sie in den Wald bringen«, sagte Lord Brython mit erstickter Stimme. »Dort ist sie in Sicherheit, bis alles vorüber ist.« In feierlichem Trab ritt er zum Waldrand hinüber.
    Rathina stand endlich auf. »Ich hätte freudig mein Leben gegeben, um Zara zu retten«, schluchzte sie. »Selbst meine Seele hätte ich für sie eingetauscht. Ich bin schul d – ich habe das alles über uns gebracht!« Düster blickte sie auf den toten Lord Drake hinunter. »Ich bin schlimmer als e r – ein Ungeheuer. Ich hasse mich selbst.«
    Tania trat vor, legte ihren Arm um Rathinas Schulter und drückte sie an sich. »Du bist kein Ungeheuer«, sagte sie. »Du bist meine Schwester.«
    »Die Schlacht ist noch längst nicht gewonnen«, mahnte Eden. »Die Luft ist von Schrecken erfüllt und der Boden erbebt vor Grauen.« Ihre Augen weiteten sich und sie zeigte entsetzt zum Palast. »Bei allen Geistern der Erde und des Wassers! Seht nur! Er kommt! Der Hexenkönig kommt!«
    Tania fuhr herum. Jetzt erst nahm sie das Grollen im Boden wahr und im nächsten Moment fegte ein heißer Feuerwind von Süden über das Land. Der Hexenkönig von Lyonesse galoppierte auf sie zu. Er saß auf einem riesigen, blutroten Monster, halb Pferd, halb Reptil, haarlos und schuppig, der Rumpf mit Zacken und Kämmen gespickt, die Augen schwärzer als die dunkelste Nacht. Und wo das Untier seine Hufe hinsetzte, qualmte der Boden und blieb verkohlt zurück.
    »Sein Hauptmann ist gefallen!«, rief Cordelia und schwenkte herausfordernd ihr Schwert. »Er kommt, um seinen Tod zu rächen. Auf, Schwester n – wir werden ihn gebührend empfangen!«
    Tania ließ Rathina los und die sechs Prinzessinnen bildeten eine Verteidigungslinie. Tania packte ihr Schwert und starrte dem Zauberer entgegen. Ihr Mund war wie ausgetrocknet. Der Hexenkönig von Lyonesse war von Kopf bis Fuß in eine dunkelrote Rüstung gekleidet und sein blutroter Mantel wehte beim Reiten hinter ihm her. Unter dem hohen Helm mit der aufgerichteten Schlange starrten zwei glühende Augen hervor, die tief in ihren Höhlen lagen. Das Gesicht war bleich und knochig wie ein Totenschädel. Als er näher kam, ließ der Zauberer sein langes rotes Schwert durch die Luft sausen, die aufzuschreien schien, als sei sie von seiner Klinge verwundet worden.
    Tanias Fingerknöchel wurden weiß. Sie fühlte sich, als stünde sie an einem düsteren Strand und drohte von einer riesigen Welle überrollt zu werden.
    Schon war der Hexenkönig bei ihnen und hieb mit seiner roten Klinge los, während sein Reittier wutschnaubend die Verteidigungslinie der Prinzessinnen durchbrach. Tania wurde zurückgeschleudert, ihr Schwert prallte klirrend von den eisernen Beinschienen des Zauberers ab, und ihre Arme schmerzten von der Wucht. Cordelia schlug auf das Monster ein und stieß ihm das Schwert in die Kehle. Aber die Klinge zerbrach an seinem Schuppenpanzer. Cordelia wurde beiseitegeschleudert, als das Untier sich herumwarf. Brüllend bäumte es sich auf und trat mit den Hufen in die Luft. Ein Schlag traf Sancha und warf sie zu Boden. Eden eilte Sancha zu Hilfe, rief mit hoher Stimme Worte in einer fremden Sprache, die Arme erhoben und die Handflächen nach oben gekehrt. Blaue Blitze zuckten aus ihren Fingern, krachten in der Luft und zischten um den Kopf des Monsters, das laut aufheulte vor Schmerz. Das Schwert des Hexenkönigs sauste herunter und zerschnitt Edens Blitze, sammelte ihre Kraft, bis seine Schwertklinge vor blauem Licht

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