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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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großen Klienten von Urs Blank war Anton Huwyler. Er war Präsident der CONFED , der größten Versicherungsgruppe des Landes, und saß in den Verwaltungsräten der meisten bedeutenden Unternehmen. Ihm hatte Urs es letztlich zu verdanken, daß er von Geiger, von Berg & Minder als Partner aufgenommen worden war. Huwyler hatte einen Narren an ihm gefressen und in immer mehr Fällen auf ihm als Gesprächspartner bestanden. Nach und nach war Urs’ Portefeuille so gewichtig geworden, daß ihm die drei Anwälte der Kanzlei die Partnerschaft angeboten hatten. Urs vermutete allerdings, daß die Anregung dazu von Huwyler gekommen war.
    Sie saßen in Anton Huwylers »Sakristei«, wie dessen persönliches Arbeitszimmer intern genannt wurde. Ein geräumiges Büro, das eingerichtet war wie das Arbeitszimmer eines vom Erfolg überraschten Bauunternehmers in den siebziger Jahren. Viel gemasertes Holz mit Messingbeschlägen, eine Polstergruppe aus grünem Samt mit Kordelborten, Zinnkrüge mit Inschriften, ein Steinbockgeweih mit Messingschild: »Unserem verehrten Bataillonskommandanten in dankbarer Erinnerung. Offiziere und Unteroffiziere Geb S Bat 11. 24. Juni 1987.«
    Huwyler empfing dort nur seine engsten Mitarbeiter. Normalerweise hielt er Sitzungen in seinem repräsentativen Sitzungszimmer ab, das vom hauseigenen Architektenteam nach den neuen Unternehmensrichtlinien für Spitzenkader gestylt war und in welchem er sich wie ein Fremder fühlte.
    Huwyler war kein Mann, der lange um den heißen Brei herumredet. »Was ich Ihnen jetzt sage, wissen nicht einmal Ihre Partner. Wir gehen mit BRITISH LIFE , SECURITÉ DU NORD und HANSA ALLGEMEINE zusammen. Das gibt den größten Versicherungskonzern der Welt. Mit Abstand.«
    Er gab Urs Blank etwas Zeit, sich gebührend überrascht zu zeigen. Dann fügte er hinzu: »Und ich möchte, daß Sie das für uns machen.«
    Blank hatte soeben das aufsehenerregendste Mandat erhalten, das bisher auf diesem Gebiet vergeben worden war. Aber alles, was er hervorbrachte, war: »Wenn Sie mir das zutrauen.«
    Huwyler lachte. »Sie sich etwa nicht?«
    Blank stimmte in sein Lachen ein. Aber als er eine Viertelstunde später die »Sakristei« verließ, haßte er sich dafür, daß er nicht nein gesagt hatte.
    Die CONFED -Fusion wäre normalerweise das Haupttraktandum der Partnersitzung gewesen. Aber Urs Blank erwähnte sie mit keinem Wort. Er war sich seiner Sache nicht sicher. Und um seinen Partnern die Ungeheuerlichkeit begreiflich zu machen, daß er das Mandat ablehnen wollte, mußte er ganz sicher sein.
    Dafür kam die CHARADE-ELEGANTSA -Fusion zur Sprache. Dr. Minder wandte sich an Blank: »Die ELEGANTSA -Sache ist nicht mehr lange unter dem Deckel zu halten. Alle wissen davon und wundern sich, weshalb ihr damit nicht herauskommt.«
    »Fluri«, erklärte Blank. »Ziert sich.«
    »Kann er sich das leisten?« fragte Dr. von Berg. Die Frage war an die ganze Runde gerichtet.
    Dr. Geiger räusperte sich. »Nach meinen Informationen nicht.«
    Blank wunderte sich immer wieder über die Quellen seiner Partner. »Was für Informationen?«
    »Er steht das nächste Jahr nicht durch. Zu viele Leichen im Keller.«
    »Was für Leichen?«
    »Der ›Rußlandfeldzug‹.«
    »Das ist auf dem Tisch.« Der ›Rußlandfeldzug‹ war Fluris Versuch gewesen, auf dem russischen Markt Fuß zu fassen. Die Rubelkrise war ihm dazwischengekommen, und er mußte sich damals mit einer blutigen Nase zurückziehen.
    »Wieviel?«
    »Er rechnet mit zwei, schlimmstenfalls zweieinhalb Millionen.«
    Dr. Geiger lachte auf. »Häng eine Null dran.«
    »Bist du sicher?«
    Geiger nickte. »Du darfst es nicht verwenden. Aber ich könnte mir vorstellen, daß es deine Verhandlungsposition verbessert, wenn du weißt, daß die Fusion Fluris letzte Hoffnung ist.«
    Als die Partner das Sitzungszimmer verließen, hielt Dr. von Berg Urs am Arm zurück. »Hast du noch einen Moment?« Urs nickte. Sie setzten sich noch einmal an den Besprechungstisch.
    »Du trinkst keinen Apéro um diese Zeit, nicht wahr?«
    »Sonst bin ich nachher zu nichts mehr zu gebrauchen.«
    »Mach eine Ausnahme«, schlug von Berg vor und wählte, ohne Urs’ Antwort abzuwarten, die Nummer seiner Sekretärin. »Zweimal«, war alles, was er sagte. Kurz darauf kam sie mit einem Tablett herein. Darauf eine Flasche Bourbon, ein Eisbehälter und zwei Gläser.
    Von Berg fischte mit der Eiszange nach Eiswürfeln und ließ für jeden drei ins Glas klimpern. »Als ich in deinem Alter war,

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