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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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Sie mit?«
    »Danke. Ich rauche nicht.«
    »Auch nicht zu besonderen Gelegenheiten?«
    »Das müßte schon eine sehr besondere Gelegenheit sein.«
    Ott suchte sich eine Zigarre aus, öffnete das Jagdmesser, das neben dem Aschenbecher lag, und schnitt das Mundstück an. »Sie mögen Fluri nicht besonders, Herr Dr. Blank?«
    »Nicht besonders.«
    Er streckte Blank das Messer hin. Der Griff war aus schwarzem Ebenholz, in die Klinge waren in kunstvollen Buchstaben zwei Wörter graviert: Never hesitate.
    »Jagen Sie?«
    Blank verneinte.
    »Behalten Sie es trotzdem. Wir haben andere Gemeinsamkeiten.«
    Mit der kalten Romeo y Julieta zwischen den Lippen blieb Ott im Sessel sitzen, während Igor, sein Mann für die Sicherheit, Blank hinausbrachte.
    Die Nachmittagssonne fiel in den Raum und löste einen Mechanismus aus, der die Lamellenstores einige Zentimeter herunterfahren ließ. Ott griff zum Telefon und stellte Nauers Nummer ein.
    Das Gespräch dauerte keine zwei Minuten. Er legte auf und steckte sich die Zigarre an.
    Als Blank in sein Büro zurückkam, erwartete ihn ein Fax von Hans-Rudolf Nauer. »Bestehen Sie auf dem Termin. Sie sind autorisiert, mit dem Abbruch der Verhandlungen zu drohen.«
    Er ließ sich mit Dr. Fluri verbinden, aber er drang nur bis zur Sekretärin vor. »Herr Dr. Fluri ist in einer Besprechung, kann ich ihm etwas ausrichten?«
    »Sagen Sie ihm, die Verhandlungspartner bestehen auf dem Termin.«
    Blank kannte Fluris Sekretärin. Sie war Ende fünfzig und sah aus, als wüßte sie mehr über die Interna des Hauses als üblicherweise eine Sekretärin. Sie schwieg einen Moment. »Ich verstehe«, sagte sie schließlich nur.
    Kurz darauf rief Dr. Fluri zurück. »Was heißt, sie bestehen auf dem Termin?« schnappte er.
    »Sie wollen keine weitere Verschiebung akzeptieren«, erläuterte Blank.
    Fluri wurde laut. »Ich bestehe aber darauf.«
    »In diesem Fall«, erklärte Blank genüßlich, »bin ich beauftragt, Sie vom Abbruch der Verhandlungen in Kenntnis zu setzen.«
    Nach kurzem Schweigen legte Dr. Fluri auf.
    Keine halbe Stunde später bestätigte seine Sekretärin den ursprünglichen Termin.
    »Für mich sieht er aus wie ein Manager«, sagte Pat, die Freundin, mit der Lucille zusammenwohnte. Sie saßen in der Küche und tranken Crème de Banane, Pats Lieblingsgetränk. Eine Kollegin im Jeansladen hatte mit ihr die Mittagspause getauscht, und sie hatte Lucille am Stand ablösen wollen. Dort hatte sie sie mit Blank essen sehen und war wieder gegangen. Dafür wollte sie jetzt alles über den Mann wissen. Die Crème de Banane diente ihr dabei als Wahrheitsdroge.
    »Das ist seine Berufskleidung. Er ist Anwalt. In Wirklichkeit ist er ganz locker.«
    »Anwalt und locker!«
    »Er hat schöne Hände, schöne Augen und eine schöne Stimme.«
    »Auch Berufskleidung.«
    »Sei nicht so spießig.«
    »Was ist daran spießig?«
    »Du bist voreingenommen. Das ist spießig.«
    »Es gibt einfach Sachen, die nicht zusammenpassen. Das ist wie bei Kleidern.«
    Lucille lachte. »Ich will ihn ja nicht heiraten.«
    »Aber was will er?«
    »Er lebt in einer anderen Welt und interessiert sich für die, in der ich lebe.«
    Ein junges graues Kätzchen strich um Lucilles Beine. Sie hob es hoch und hielt ihm das Likörglas hin. Es roch daran und zog erschrocken den Kopf zurück. Pat und Lucille lachten.
    »Triffst du ihn wieder?«
    »Er hat mich nicht gefragt.«
    In Pats Zimmer klingelte das Telefon. Sie hatte es zuletzt gebraucht und nicht in die Ladestation in der Küche zurückgestellt. Sie ging hinaus, meldete sich, kam zurück und streckte Lucille den Apparat hin. »Jetzt wird er fragen.«
    Der Preis für die paar Märztage Frühling war hoch. Ein böiger Wind blies eisige Regenschauer durch die Straßen der Stadt. Auf der Fahrt zum Stadtwald hinauf wurden die Tropfen, die auf die Windschutzscheibe von Blanks Taxi fielen, immer dickflüssiger.
    Die Waldruhe war leer. Das Hinterzimmer, das sie für die Sitzung reserviert hatten, roch nach abgestandenem Rauch und war schlecht geheizt. Urs Blank war etwas zu früh. Er bestellte sich einen Pfefferminztee und behielt den Mantel an.
    Nach und nach trafen die Sitzungsteilnehmer ein. Dr. Fluri und sein Anwalt – diesmal in einer aus der Mode gekommenen Skijacke – waren wie immer die letzten. Aber zum ersten Mal seit Verhandlungsbeginn ließ sich Fluri zu einer Entschuldigung herab.
    Während sie die Verträge durchgingen, ließ er nichts verlauten. Erst als ihn sein Anwalt

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