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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Laserschuß tastete in der Dunkelheit nach ihnen und ließ eine Reihe abgeschalteter Scheinwerfer an der Decke zerplatzen. Hartmann warf sich mit einem Fluch nach hinten zwischen die Trümmer und schaltete den Sender ab. Weitere Schüsse trafen die rauchenden Überreste der Raffinerie. »Verschwinden wir«, rief er Kyle zu und deutete nach hinten, wo die von der Hitze verzogenen Überreste eines Laufstegs zu einem Loch in der Wand führten. Unter ihnen begannen die Moroni damit, die Gerüstteile zu erklimmen. Der vierte Kampfgleiter verharrte vor dem Tor und drehte sich zu ihnen herum. »Um Himmels willen«, rief Hartmann und rannte los. Kyle sprang einfach in die leere Luft; in der schwachen Schwerkraft konnte man ebensowenig schnell fallen, wie man schnell laufen konnte. Hartmann zog sich von Strebe zu Strebe und beschleunigte so seine Bewegung. Dann schlug die Lasersalve aus den Kanonen des Gleiters in das Wrack der Raffinerieanlage ein, und die Welt ging in einem brüllenden Orkan aus Flammen und flüssigem Stahl unter. Die Druckwelle fegte Hartmann einfach zwischen den Doppelträgern und Bodengittern hindurch, bis die rußbedeckte Felswand ihn stoppte. Das Transmittertor veränderte seine Form. Maschinenteile waren plötzlich verschwunden, ohne eine Lücke zu hinterlassen, und die Überreste hafteten an Schnittflächen aneinander, die wie mit dem Lineal gezogen wirkten, so, als habe ein kindischer Gott einen Teil der Welt weggeklappt wie die Falte einer riesigen Tischdecke. Gleich darauf zerplatzte die verstümmelte Maschine in einer dumpfen Explosion, die keine Flammen, sondern nur Rauch erzeugte. Das Transmitterfeld streckte sich und erfaßte den Gleiter, der, um zwei Meter verkürzt, aus seiner Fluglage kippte. Dann schien er in sich zusammenzufallen wie eine implodierende Konservendose und wurde durchsichtig wie Glas. Im nächsten Moment war er verschwunden, und das Transmitterfeld brach mit einem ohrenbetäubenden Knall in sich zusammen. »Scheiße«, brüllte Hartmann und rappelte sich auf. Er sah, wie Kyle sich aus den Trümmern befreite, zwischen die ihn die Druckwelle gepreßt hatte, und dabei dicke Stahlplatten  auseinanderbrach. Die Moroni hatten ihn fast erreicht. »Hierher«, rief er und zog sich zu der Zugangstür in der Felswand heran. »Passen Sie auf.« Er tastete nach einer Waffe, aber seine Hand fand nur das nutzlose Funkgerät. »Kyle, unten …« Der Megakrieger hielt etwas in der Hand. Hartmann erkannte die Umhängetaschen mit dem Sprengstoff und den Handgranaten. Er wußte, was kommen würde. »Nein«, brüllte er, so laut er konnte. »Nein, verdammt …« Der Jared ignorierte ihn. Während die Moroni-Krieger auf ihn zukletterten und dabei immer wieder Laserschüsse abgaben, nahm er eine Granate aus einem Beutel und warf sie hinab. Die Handgranate bewegte sich langsam und gleichmäßig. Ohne die hilfreiche Beschleunigung durch eine ausreichend hohe Schwerkraft entfernte sie sich nur langsam. Sie explodierte auf halbem Wege zwischen Kyle und den Moroni. Die ausgebrannten Überreste des Raffinerieturms sackten gut zehn Meter ab, und Kyle wurde einfach mitgerissen. Trotzdem machte der Jared ungerührt eine weitere Granate scharf.  Irgendein Moroni-Krieger unten in der Halle schaltete einen Scheinwerfer an, und der Lichtkegel erfaßte Kyles Gestalt, die in dem unbarmherzig harten Licht kaum menschlich wirkte. Laserschüsse trafen ihn und rissen ihn nach hinten zwischen die Stahlstreben. Hartmann konnte erkennen, wie der Regenerationsprozeß sofort einsetzte, langsamer als sonst und auf unheimliche Weise anders.  Zwei Schüsse trafen den Fels über seinem Kopf, überschütteten Hartmann mit glühenden Basaltsplittern und zwangen ihn, sich in den Schacht zurückzuziehen.  Hinter ihm explodierte die Handgranate und löste eine Kette von unterschiedlich heftigen Detonationen aus, die Maschinenteile, Moroni-Krieger und Felsen in Stücke rissen. Hartmann sah nicht mehr, wie Kyles Körper mitsamt der Plattform, auf der er festgesessen hatte, zur Seite kippte und in den aufsteigenden Flammenwolken verschwand. Ein Teil der Decke löste sich, stürzte mit majestätischer Langsamkeit herab und begrub den brennenden Ort der Schlacht unter sich.

Kapitel 5
    Hin und wieder in ihrem Leben hatte es Zeiten gegeben, in denen Charity das Gefühl gehabt hatte, langsam aber unaufhaltsam auf einen Wutausbruch zuzusteuern, bei dem regelmäßig Teile des Mobiliars und gelegentlich auch ein

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