Die dunkle Seite des Mondes
Gerümpel hier heruntergeschafft«, versetzte Net. »Ich habe es jedenfalls nicht geschafft, die Oberfläche zu erreichen.« Hartmann wog nachdenklich das Funkgerät in der Hand. Allein diese Energiezelle mochte zehn Kilogramm wiegen. Andererseits konnte er es problemlos in einer Hand halten. Er blickte in die Halle hinaus und versuchte sich ins Gedächtnis zurückzurufen, wie sich während der Schußwechsel die Trümmerstücke bewegt hatten. »Was ist los?« fragte Kyle, der ihn beobachtet hatte. »Der Mond hat an der Oberfläche etwa ein Sechstel der Erdgravitation«, sagte Hartmann nachdenklich. »Falls wir wirklich auf dem Mond sind, dann ist die Schwerkraft viel zu gering. Verdammt.« »Stimmt etwas nicht?« Hartmann schüttelte verärgert den Kopf. »Das hätte mir schon viel eher auffallen müssen«, sagte er. »Genauso wie der verdammte Himmel ohne Sterne.« »Wir waren in Eile«, erinnerte ihn Kyle ohne Humor. Hartmann ignorierte die Bemerkung. »Diese Anlage hier ist MacDonalds oder zumindest ein großer Teil davon«, sagte er nachdrücklich. »Das ganze Zeug stammt vom Mond, soviel steht fest.« »Nehmen wir an, wir sind auf dem Mond«, sagte Kyle nachdenklich. »Wie tief müßten wir sein, ich meine, was die Schwerkraft betrifft?« »Ziemlich tief«, sagte Hartmann und dachte daran, wie er Kyle einen senkrechten Schacht hinaufgezogen hatte, nur mit der Kraft seiner Arme. »Ich würde sagen, irgendwo weit im Inneren des Mondes.« »Dann frage ich, was zum Teufel die Moroni hier unten suchen«, mischte sich Net ein, die das Gespräch mit angehört hatte. Hartmann warf Kyle einen fragenden Blick zu. Der Megamann zuckte nur stumm mit den Achseln. »Vielleicht wollten sie sich hier verkriechen«, vermutete Hartmann. »Ohne Transmitter ist diese Anlage wohl nicht zu erreichen, wenn sie wirklich im Inneren des Mondes liegt.« Irgendwo in der Anlage sprang mit einem dumpfen Geräusch ein großer Motor an. Hartmann sah auf und bemerkte, wie sich am Rand des Lichtkreises mehrere Moroni an einer gewaltigen, senkrecht in die Wand eingelassenen Platte zu schaffen machten. »Ich komme in die Halle«, sagte Net über Funk. »Wo genau sind Sie jetzt?« »Bleiben Sie, wo Sie sind«, warf Kyle ein, bevor Hartmann Gelegenheit zu einer Antwort fand. Unten in der Halle setzte sich ein zwanzig Meter hohes Schiebetor ächzend in Bewegung. »Hier geht irgend etwas vor, Net.« »Ich bleibe nicht hier unten.« »Kind, sei nicht so verflucht eigensinnig«, sagte Kyle. »Da unten sind gut dreihundert sehr aktive Moroni-Ameisen, die gerade ein großes Tor öffnen. Bleib, wo du bist, wir kommen dich holen.« Net antwortete nicht. »Bitte«, sagte Hartmann. »Net, mach keinen Unsinn. Wenn du hier hineinstolperst, dann sind wir alle tot.« »Wie ihr wollt«, kam die undeutliche Antwort. »Das eine sage ich euch, wenn ihr mich hier unten zurücklaßt, dann drehe ich euch die Hälse um.« Das Tor hatte sich inzwischen auf einer Breite von über dreißig Metern geöffnet. »Wir treffen uns an der Oberfläche«, sagte Hartmann. »Hast du verstanden?« Ihre Bestätigung klang nicht gerade freundlich. »Net, bitte, mach, daß du hier wegkommst.« Der Motor schaltete sich ab, und das Schiebetor kam zum Stillstand. »Wir schalten jetzt ab«, sagte Hartmann und setzte das Funkgerät zu Boden. Nets unhöfliche Antwort wurde mitten im Satz abgeschnitten. »Was geht da vor?« fragte er und zog das Zielgerät wieder hervor. Die Luft knisterte plötzlich vor statischer Entladung, und ein hoher, sirrender Ton bohrte sich in sein Trommelfell. Maschinen wurden aus dem Leerlaufbetrieb hochgefahren und setzten gewaltige Energien frei. »Sie aktivieren den Transmitter«, sagte Kyle. »Mein Gott.« Hartmann suchte die Halle ab. »Wo ist der verdammte Shait?« »Er ist nicht hier«, sagte Kyle nach einer Pause. »Ich würde es spüren, so wie er mich spüren kann.« »Ihr beide solltet es mal mit einem Bad versuchen«, meinte Hartmann und überdeckte seine sichtliche Erleichterung mit mißglücktem Humor. Kyle richtete sich auf. »Sehen Sie«, sagte er. Die Luft im dreißig Meter messenden Ring des Transmitters waberte plötzlich, dann schien sie aufzureißen und öffnete sich zu einem Tor. »Was ist, wenn er doch zu entkommen versucht?« fragte Hartmann. »Wir könnten ihn kaum daran hindern«, antwortete Kyle. »Aber wir haben nichts zu befürchten. Sie müssen eine irrsinnige Energiemenge aufwenden, nur um dieses Tor zu
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