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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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redeten, starrte sie verständnislos an. Sie drehte sich zu Dubois herum, die mit undeutbarem Gesichtsausdruck auf den gelähmten Krieger hinuntersah. »Keine gute Empfehlung für eure Leute«, sagte Charity wütend. »Was habt ihr nur getan?« Dubois schaute auf, und Charity bemerkte, wie ein Schatten über ihr Gesicht glitt. Erstaunlicherweise sah es aus wie … Trauer. »Was habt ihr getan?« wiederholte sie. Net sah von Dubois zu Charity und begann, sich vorsichtig von ihnen zu entfernen. »Was glauben Sie?« erkundigte sich Dubois. »Dreimal dürfen Sie raten«, sagte Charity. »Ihr habt uns eine Krankheit untergeschoben, nicht wahr? Irgendeinen maßgeschneiderten Erreger. Eine biologische Zeitbombe. Habt ihr sie aus den Moroni-Arsenalen, oder sind eure Labors schon weit genug? Oder kann eine Königin auch so etwas ausbrüten?« Sie deutete mit dem Gewehrlauf in Richtung auf den Moroni-Krieger. »Diese verdammten Eier? War das Kriegsbeute, oder habt ihr einen Teil eurer eigenen Brut dafür geopfert?« Dubois lächelte. »Nichts ist schlimmer als die Hälfte der Wahrheit«, sagte sie. »Keine Rätselspiele«, brüllte Charity. Dubois ging auf sie zu, an ihr vorbei. »Das hier«, sagte sie, als sie Charity passierte, »ist nicht das Produkt einer Waffe.« »Was ist es dann?« fragte sie schneidend und drehte sich um. Dubois ging ungerührt weiter. »Das Ergebnis einer unvermeidlichen Entwicklung«, sagte sie. »Von einer Natur hervorgebracht, die kein Erbarmen kennt, niemandem gegenüber.« Sie blieb unmittelbar neben dem Krieger stehen, in Reichweite der gefährlichen Klauen und Zangen, die auch ohne einen eigenen Willen noch immer eine tödliche Bedrohung darstellten. »Ich verstehe nicht«, sagte Charity. »Wenn ein menschlicher Säugling sich selbst überlassen wird, wenn er nur Nahrung erhält, aber niemand ihn berührt oder mit ihm spricht, dann wird er sterben.« Dubois wandte den Blick von dem Krieger ab und sah zu ihr herüber. »Verstehen Sie?« Charity schüttelte stumm den Kopf. Dubois beugte sich über den Krieger. Der mächtige Körper bewegte sich ein wenig. Charity wollte der Frau eine Warnung zurufen, aber sie war wie gelähmt. Dubois streichelte mit der Hand über die Kopffühler des Moroni, ohne jede Spur von Furcht und mit einer Zärtlichkeit, die bei Menschen aus langer Vertrautheit entstehen konnte. »Es sind unsere Kinder, die hier sterben«, sagte sie, als sie sich wieder erhob. »In den zerstörten Eiern waren Jared. Die Berührung mit ihnen führte die Verwandlung herbei. So ist unsere Natur. Die Umwandlung ist unvermeidlich.« »Der Sprung«, sagte Skudder. »Ja … und nein. Der Sprung findet statt, wenn es genug von uns gibt, um eine Einheit zu bilden. Denken Sie an die Säuglinge. Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie Bewußtsein erlangten … und vollkommen allein wären in einer endlosen, stummen Dunkelheit.« Dubois hob die Hand. »Nichts anderes ist hier geschehen«, sagte sie. »Verdammt«, brachte Charity heraus und betrachtete mit zunehmendem Grauen den Krieger, der sich inzwischen nicht mehr bewegte. Sie hätte nie gedacht, einmal Mitgefühl mit einem dieser Wesen zu empfinden. »Wissen Sie«, sagte ihr Dubois von ihrem Platz in der Dunkelheit her, »wir sind nicht für das Alleinsein geschaffen. Keiner von uns.«
Kapitel 10
    Niemand versuchte, sie an der Durchquerung des Hangars zu hindern. Die gesamte Anlage wirkte so, als wäre sie schon vor Jahren verlassen worden. Es gab keine Geräusche, abgesehen von ihren eigenen Schritten. Das gewaltige Schiebetor am anderen Ende war verschlossen und blockiert. Die Moroni hatten die Motoren zerstört. »Wir müssen uns einen anderen Weg suchen«, sagte Charity. »Dahinten ist eine Treppe«, meinte Harris, und Net stöhnte leise. »Seid vorsichtig«, warnte Charity. »Sie könnten uns in einen Hinterhalt locken wollen.« Die Treppe führte hinauf zur Decke und auf eine umlaufende Galerie aus Metallgittern, die mit einem wenig vertrauenerweckenden Geländer versehen waren. Sie mußten hintereinander gehen, um zu einer Feuertür zu gelangen, die in dieselbe Richtung führte wie das blockierte Tor. »Verschlossen«, sagte Skudder, als sie sich auf der Plattform vor der Tür drängten. Er entsicherte sein Gewehr und warf Charity einen Blick zu. Charity nickte. »Vermutlich wissen sie schon, daß wir hier sind«, sagte sie. Die Geschosse zerfetzten das dünne Blech und das Schloß dahinter. Nach ein paar

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