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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kräftigen Tritten ließ sich die Tür nach innen öffnen. Sie gelangten in einen Computerraum, der nur von ein paar eingeschalteten Bildschirmen beleuchtet wurde. Das Geräusch von Lüftern und Kühlmittelpumpen unterlegte jeden ihrer Schritte. Auf der anderen Seite einer gläsernen Trennwand standen mehrere große Datenbänke und Speichersäulen, und dahinter waren Fenster zu sehen, die auf die Halle mit dem Sternentransmitter hinausblickten. Stahlverblendungen bedeckten den größten Teil der Fensterfläche und schirmten sie gegen mögliche Wachen ab. »Wir sind sicher«, sagte Dubois, die ihren Helm wieder aufgesetzt hatte. Die Hilfsdarstellungen in ihrem Sichtvisier überdeckten ihr Gesicht mit einem Gitter aus gelben Linien, in dem verschiedene phosphorgrüne Umrisse tanzten. Charity ging zwischen den Pultreihen hindurch. Nach ein paar Schritten blieb sie plötzlich stehen. »Stimmt was nicht?« fragte Skudder von der anderen Seite. Charity ging weiter. Der Bildschirm neben ihr erlosch, und der nächste in der Reihe schaltete sich ein. Sie blieb stehen und ging versuchsweise einen Schritt zurück. Die Bildschirme wechselten sich ab. Überrascht ging sie weiter, blieb erneut stehen, als ihr das Bild von Monitor zu Monitor folgte. »Mist«, sagte sie und betrachtete den Monitor. Ein Durcheinander von Schriftzeichen und Linien flimmerte darauf, gerann plötzlich zum nebelhaften Umriß einer menschenähnlichen Gestalt. Skudder sprang über eine Pultreihe hinweg und blieb neben ihr stehen. Die anderen kamen langsam näher. Der Bildschirm war inzwischen völlig schwarz, bis auf die aus weißen Linien gebildeten Konturen einer Gestalt, die einen schwachen Grünschimmer hatte. Die Gestalt hob den Arm und winkte. »Jemand will mit uns sprechen«, sagte Charity langsam. »Oder man erlaubt sich einen Scherz mit uns.« Dubois drehte sich um die eigene Achse. Gewehr und Zielgerät beschrieben einen perfekten Kreis. »Hier ist niemand«, sagte sie. »Da wäre ich mir nicht so sicher«, sagte Charity. In dem nicht völlig entspiegelten Monitor hatte ein weiterer grüner Schemen das Umrißbild überlagert und löste sich davon. Sie holte tief Luft und drehte sich um. Hinter ihr stand oder schwebte eine unmöglich große und dürre Gestalt, die aus weißgrünem Licht zu bestehen schien. Wenn die Konturen ein menschliches Wesen darstellen sollten, dann mußte es sich um ein bemerkenswert hochgewachsenes und ausgezehrtes Exemplar handeln. Die Hand, die sich grüßend erhoben hatte, sank langsam wieder herab. Sie konnte die gegenüberliegende Pultreihe durch den schimmernden Körper hindurch erkennen. »Verdammter Mist«, sagte Hartmann. »Ich habe das schon einmal gesehen.« »Ich auch«, sagte Charity tonlos. Die Farbe des Schemens kippte in ein fahles Grau, zeigte dann zarte, pastellfarbene Schattierungen. Charity erahnte die durchscheinenden Gesichtszüge mehr, als daß sie sie erkannte, aber auf einmal glaubte sie zu wissen, welches der Gespenster ihrer Vergangenheit dort vor ihr stand. Das Gespenst verlor wieder seine Farbe. »Stark«, sagte sie. Skudder wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Das Gespenst neigte höflich den Kopf. Im nächsten Moment war es verschwunden. ES IST SCHÖN, DASS SIE MICH WIEDERERKENNEN, stand in ruhigen weißen Buchstaben auf dem Bildschirm. Auf allen Bildschirmen. »Wo bist du?« fragte sie und sah sich um. »Was ist passiert?« DAS SIND SCHWIERIGE FRAGEN, antwortete der Bildschirm. Sie konnte nicht einmal sehen, wie die Zeilen gegeneinander ausgetauscht wurden. »Ich dachte, du wärest tot«, brachte sie schwerfällig heraus. »Du und deine Leute.« WER SAGT, DASS WIR ES NICHT SIND? Skudder warf ihr einen Blick zu. »Unheimlich«, sagte er leise.  »Tote Leute reden nicht«, sagte Charity in die Dunkelheit hinein. DIE MEISTEN VON UNS, schränkte der Computer ein. »Sind die Telefongebühren zu hoch?« IN GEWISSER HINSICHT, kam die ernsthafte Antwort. ES KOSTET SEHR VIEL MÜHE, DIE REALITÄT SO ZU VERÄNDERN, DASS MEINE WORTE EIN TEIL VON IHR WERDEN. ES IST SO, ALS WÜRDEN SIE EINE STRASSE BAUEN, INDEM SIE MIT EINEM BLEISTIFT EINE LINIE AUF EINER KARTE ZIEHEN. Es ergab Sinn, auf eine verrückte Weise. »Deshalb bist du so leicht zu durchschauen«, sagte sie. »Oder gab es dich nur in unserer Einbildung?« GEHIRNE SIND UNHANDLICH, erklärte der Bildschirm. ES IST EINFACHER, EIN PAAR ELEKTRONEN IN EINEM SPEICHERBAUSTEIN ZU VERSCHIEBEN. ICH ÜBERSCHREIBE

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