Die dunkle Seite des Mondes
sagte sie. »Von der Strahlung ganz zu schweigen.« »Die Zeit läuft ab«, sagte Dubois warnend. »Ich glaube nicht, daß der Shait noch lange bleiben kann.« Sie betraten den Tunnel zur Transmitterhalle. Die Decke befand sich mindestens dreißig Meter über ihnen, und der Tunnel war etwa doppelt so breit wie hoch. »Hier haben sie die Gleiter hineingebracht«, sagte Hartmann von hinten. Charity nickte zustimmend. Eine weitere Gruppe von Moroni-Ameisen lag auf dem Beton der Rampe. Es sah so aus, als wären sie mit atemberaubender Plötzlichkeit mitten in ihrer Arbeit zusammengebrochen. Ein paar Werkzeuge und eine große Radtrommel lagen herum. Vermutlich hatten sie eines der Transportbänder reparieren wollen. Hinter ihnen öffnete sich ein großes zweiflügeliges Tor in eine dunkle, hohe Halle. Charity konnte die Silhouetten von ein paar Gleitern sehen, die säuberlich in drei Reihen aufgestellt waren. »Das ist der Hangar«, sagte Hartmann, der zu ihr aufgeschlossen hatte. »Am anderen Ende befindet sich das Zugangstor zur Transmitterhalle.« In diesem Moment zuckte ein Laserblitz über die kleine Gruppe hinweg und zerschmolz einen halben Quadratmeter Wandverkleidung. Hastig spritzten sie auseinander und rollten sich in Deckung. Charity legte ihr Gewehr an und zielte auf die Stelle zwischen den Gleitern, von wo der Schuß gekommen war. »Halt«, rief Harris plötzlich. Sie zögerte, entspannte den Finger am Abzug. »Was ist los?« fragte Skudder. Hartmann deutete in die Dunkelheit. »Sehen Sie nur.« Ein einzelner Krieger taumelte zwischen den Gleitern hervor. Der Schaft des Lasergewehrs war seinen Klauen entglitten, und er zog die Waffe am Kolben hinter sich her, während er versuchte, in ihre Richtung zu laufen. Die sonst so präzisen und schnellen Bewegungen der Insektenbeine wirkten nun unbeholfen und unausgewogen. Nach ein paar Metern verlor der Moroni das Gleichgewicht und kippte vornüber. Mühsam versuchte er, sich wieder aufzurichten, aber er schien zunehmend die Kontrolle über seine Beine zu verlieren. Charity schüttelte den Kopf. »Was ist hier nur passiert?« fragte sie laut. Der Kopf des Kriegers ruckte in die Höhe, und er begann, sich in ihre Richtung zu schieben. Anscheinend hatte er ihre Stimme gehört. Sie hob erneut das Gewehr, aber der Krieger blieb nach ein paar Metern liegen und sackte in sich zusammen. Das Lasergewehr scharrte über den Boden. Beinahe erleichtert sicherte sie das Gewehr. »Seid vorsichtig«, sagte sie und stand auf. »Da können noch mehr sein, und anscheinend sind nicht alle zu Salzsäulen erstarrt.« »Himmel, was ist das nur?« fragte Net angewidert. »Ist er verwundet?« Hartmann näherte sich der Ameise. »Kyle hat mir erzählt, daß hier unten zu wenig Moroni übriggeblieben sind, um als Einheit zu funktionieren.« »Wir haben die meisten von ihnen gefunden«, sagte Charity tonlos. »Sie liegen tot oben an der Oberfläche. Anscheinend können sie eine gewisse Zeit auch ohne Schutzanzüge im Vakuum arbeiten, und genau das haben sie getan, bis es nicht mehr ging.« »Der Shait?« fragte Hartmann. »Sie haben es erfaßt.« Charity leuchtete in die Halle hinaus. Die Moroni mußten sie fluchtartig verlassen haben. »Das erklärt vielleicht, warum die überlebenden Ameisen so dämlich sind, aber es sagt nichts aus über das hier.« Sie musterte den Krieger, der noch immer auf dem Hallenboden lag. Der Insektenkörper zitterte kaum merklich, so wie in einer Kälte, die niemand außer ihm spüren konnte. Charity fragte sich, ob er sie noch immer hören konnte. »Seht mal hier herüber«, rief Skudder und ließ seinen Scheinwerfer einen Kreis beschreiben. Ein paar Maschinenteile und Behälter lagen hinter zweien der Gleiter in einem wirren Haufen, und dazwischen sah man Platten von Panzerung und das Verschlußstück eines Raketenwerfers. »Das sind Wrackteile«, meinte Hartmann. »Ja«, sagte Charity grimmig. »Teile von unserem Schiff. Wir haben diese Gleiter gesehen, als sie zur HOME RUN geflogen sind.« »Das glaube ich auch«, sagte Skudder seltsam tonlos. Sie spürte, daß etwas nicht in Ordnung war. Verwirrt versuchte sie, Skudders Gesichtsausdruck zu erkennen, dann traf sie die Erkenntnis wie ein Faustschlag ins Gesicht. »Die Kuckuckseier!« sagte sie. Skudder nickte und atmete tief ein. »Biologische Kriegführung«, sagte er hart. »Fabelhafte Verbündete, die wir da haben«, meinte Charity bitter. Hartmann, der nicht wußte, wovon sie
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