Die dunkle Seite des Mondes
blaues Licht getaucht wurde. »Die Frage ist also, unter welcher Straßenlaterne wir ihn erwischen werden.« »Er war über dem Reaktor«, sagte Hartmann schwerfällig. »Als sie die Stäbe herausgeschmolzen haben.« »Wann?« »Vor ein, zwei Tagen vielleicht.« Hartmann zuckte die Achseln. »Ich war eine Zeitlang bewußtlos.« Net sah zu Charity auf. »Zwei Tage.« »Und wo war er, als Sie die erste Botschaft gesendet haben?« Net und Hartmann warfen sich einen Blick zu. »Ich habe nur eine Botschaft gesendet«, sagte Hartmann. »Vor ein paar Stunden.« Diesmal sahen sich Charity und ihre Begleiter ungläubig an. »Kurz bevor ich von Kyle getrennt wurde«, fügte Hartmann hinzu. »In der Halle, als die Moroni ein paar Gleiter durch den Sternentransmitter geschickt haben. Nach kaum zwei Minuten hatten sie uns entdeckt. Sie haben fast die gesamte Halle in Schutt und Asche gelegt, um uns zu erwischen.« Charity nickte langsam. »Diese Botschaft hat uns hierhergebracht«, sagte sie. »Der Transmitter hat sie an die Oberfläche übertragen, und wir sind ihr gefolgt.« »Wir sind aber nicht in der Halle mit dem Sternentransmitter herausgekommen«, warf Skudder nachdenklich ein. Hartmann verzog das Gesicht. »Ich bezweifle, daß die Moroni den Sternentransmitter so schnell wieder in Betrieb nehmen«, sagte er. »Es sah so aus, als wäre ihnen die Sache außer Kontrolle geraten, als der Pilot eines Gleiters auf die Idee kam, sich an dem Feuerwerk zu beteiligen.« Charity ging neben Hartmann in die Hocke und musterte ihn aufmerksam. »Wir haben vor acht Wochen Bruchstücke einer Botschaft desselben Wortlauts empfangen«, sagte sie. »Vor acht Wochen«, sagte Net fassungslos. »Die Sendung war insgesamt fast zwanzig Minuten lang, aber der größte Teil ging bei der Übertragung verloren«, verdeutlichte Charity. »Soweit die Jared es rekonstruieren konnten, handelt es sich um ein paar knappe Sätze, die mehrfach wiederholt wurden.« »Wir haben keine zwanzig Minuten gesendet«, sagte Hartmann verwirrt. »Irgendwas paßt hier überhaupt nicht zusammen.« Charity beobachtete ihn aufmerksam. »Wie lange seid ihr schon hier?« fragte sie unvermittelt. »Zwei Tage«, sagte Hartmann ungeduldig. Net faßte seine Hand und drückte sie beruhigend. »Zwei Tage«, bestätigte sie und sah Charity wachsam ins Gesicht. »Hat jemand irgendwelche Einwände?« Charity stieß einen langgezogenen Pfiff hervor. »Die Schwarze Festung ist vor drei Monaten gefallen«, sagte sie leise. Wortlos sahen sie von einem zum anderen. »Wir scheinen irgendwo ein paar Wochen verloren zu haben«, sagte Hartmann schließlich. Skudder schüttelte verständnislos den Kopf. »Seit wann dauert ein Transmittersprung drei Monate?« »Ich glaube nicht, daß wir es hier mit einer Panne zu tun haben«, antwortete Charity. »Dazu paßt einfach alles zu gut zusammen. Hier hat jemand an verschiedenen Fäden gezogen, jemand, der Transmitterdurchgänge beeinflussen kann.« »In der Zeit?« fragte Skudder ungläubig. Charity nickte. »Nun, wenn man euch durch die Zeit geschickt hat, dann immerhin in die richtige Richtung.« »Was ist mit dem Funksignal«, warf Net ein. »Ich meine, mit dieser ersten Botschaft?« Charity antwortete mit einem stummen Achselzucken. »Sie meinen, etwas … jemand hat sie in die Vergangenheit geschickt?« vergewisserte sich Harris. »Drei Monate weit?« »Wenn es so war, dann wurde es mehrmals getan«, antwortete sie schlicht. »Über zwanzig Minuten hinweg.« Sie ignorierte Harris’ ungläubigen Blick. Net schüttelte stumm den Kopf und wandte sich wieder Hartmanns Verletzungen zu. »Ich kann diese Transmitter nicht ausstehen«, sagte Skudder nach einiger Zeit. »Nicht genug damit, daß diese verdammten Ameisen uns umbringen wollen, jetzt stellen sie auch noch jede Ordnung auf den Kopf.« Charity nickte wieder. »Gurk meinte, genau das wäre das Problem.« »Was ist aus ihm geworden«, erkundigte sich Hartmann. »Er ist tot«, antwortete Charity. »Zumindest nehmen wir das an.« »Wie ist das passiert?« »Sagen wir, er ist in ein großes Loch gefallen«, sagte sie. »Da haben wir auch die erste Botschaft her bekommen.« Sie versuchte, die Vorfälle nach der Explosion der Black-Hole-Bombe in ein paar Sätzen zusammenzufassen. »Das Netz hat die Energie absorbiert«, schloß sie ihre Erklärungen, »aber der größte Teil davon wird zurückschwappen, und wenn dann das Loch noch offen ist, wird der
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