Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)
meine Berührung würde Euch Vergnügen machen. Verzeiht mir. Bitte.»
Ohne sie zu beachten, schnappte sich Clarissa einen Krug mit Wasser und stellte sich hin, um sich die Seife vom Körper abzuspülen. Ihr Geschlecht pochte immer noch von der leisen Erregung, und sie konnte nicht verhehlen, dass ein Teil von ihr durchaus geneigt gewesen wäre, sich Pascales eindringlichen Aufmerksamkeiten hinzugeben.
«Ich werde mich selbst abtrocknen», schimpfte sie, stieg aus der Wanne und riss das Handtuch aus den ausgestreckten Armen des Mädchens.
Pascale zog ihre Augenbrauen zu ironischen Bögen in die Höhe. «Dann möchte sich Mademoiselle also auch allein anziehen und ganz allein ihre Frisur machen?», erkundigte sie sich freundlich.
Insgeheim fluchend, rubbelte sich Clarissa rasch trocken. Ohne Pascales Hilfe würde sie es wohl kaum schaffen, schon gar nicht heute Abend. Aber das Mädchen würde mit solchen Ungezogenheiten nicht davonkommen. Alicia sollte sich später darum kümmern. Sie war es immerhin, die das aufmüpfige kleine Ding eingestellt hatte.
Clarissa warf das Handtuch auf die Erde und schnappte sich ihr Hemd vom Bett. Es war ein kostbares Stück aus weißer chinesischer Seide, das von blassblauen Bändern durchzogen war. Mit heftigen Bewegungen zog sie es über den Kopf und riss dabei an den Armlöchern.
«Bitte, Mademoiselle», jammerte Pascale. «Ihr werdet Eure schönen neuen Kleider zerreißen. Und schaut nicht so böse. Davon bekommt Ihr Falten auf der Stirn. Seht darüber hinweg, dass ich nur einen dummen Fehler gemacht habe. In Frankreich hilft ein Mädchen seiner Herrin bei so vielen Dingen. Vielleicht ist das hier anders. Sagt, dass Ihr die dumme Sache schon vergessen habt, und dann lasst mich Euch schnüren.»
Clarissa zögerte, aber schließlich beruhigte sie sich. Sie hatte jetzt fast Angst vor Pascales Berührung und vor dem Funken, den diese in ihr ausgelöst hatte.
Aber das Dienstmädchen, das darauf bestand, sie anzukleiden, kam ihren Aufgaben ohne jegliche Anzüglichkeit oder Anspielung in Stimme, Augen oder Gesten nach. Mit Bestimmtheit rollte sie die seidenen Strümpfe über Clarissas ausgestreckte Beine und befestigte sie dann mit silbergrauen Strumpfbändern an ihren Schenkeln. Mit unerschütterlicher Kraft schnürte sie das Mieder und befestigte mit geschickten Fingern die schweren Unterröcke so, dass sie wundervoll fielen. Vielleicht, überlegte Clarissa, hatte Alicia doch recht damit gehabt, die Französin unbedingt einstellen zu wollen.
Fast zwei Stunden später war sich Clarissa, wunderbar gekleidet und kunstvoll frisiert, ziemlich sicher, dass ihre Stiefmutter die richtige Entscheidung getroffen hatte. Ihr glänzendes schwarzes Haar war zu einem hohen Knoten aufgesteckt und wurde von eisblauen Bändern durchzogen. Duftige Löckchen kringelten sich um ihr Gesicht. Ihr indigofarbenes Kleid war vorn modisch locker gearbeitet und betonte die Formen und Kurven ihres Körpers. Hinten fielen üppig drapierte Stoffmengen mit spitzenbesetzten Volants in einer Schleppe auf den Boden. Der Ausschnitt, tief und eckig, verhüllte auch nicht das kleinste bisschen ihres Dekolletés.
«Magnifique» , flötete Pascale, und ihr Gesicht glühte vor Zufriedenheit. «Euer Verlobter wird eine frühere Hochzeit wünschen, wenn er Euch heute Abend so sieht.»
«Danke, Pascale. Das genügt erst mal», sagte Clarissa. «Ich werde läuten, wenn ich dich brauche.»
Clarissa ging durch das Zimmer zum Fenster und sah durch einen Spalt im Vorhang. Sie würde nicht hinuntergehen, bevor Lord Alexander eingetroffen war. Dann würde sie in den Raum segeln, und er würde aufstehen, um sie zu begrüßen, wobei ein Lächeln der Bewunderung und des Begehrens seine markanten Züge aufhellten.
Sie beobachtete, wie unten am Kai die Kutschen über das Pflaster rumpelten. Jede von ihnen, die sich entfernte, brachte auch ihre Hoffnungen ins Wanken und ließ sie immer weiter schwinden. Er kam zu spät, zehn Minuten vielleicht nur, aber trotzdem kam er zu spät. Während man dies in der vornehmen Gesellschaft vielleicht als modern propagierte, kam Clarissa nicht umhin, es als ein wenig unhöflich zu empfinden.
Sie rieb ihre Wange an den Samtvorhängen und stellte sich vor, dass dies die zärtliche Berührung Lord Alexanders wäre. Ihre Lippen streiften den weichen Stoff mit einem gehauchten Kuss.
«Bitte, Liebster», flüsterte sie, «sei nicht allzu modern.»
Im Salon mit den textilbespannten Wänden zischten
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