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Die dunklen Wasser von Arcachon

Die dunklen Wasser von Arcachon

Titel: Die dunklen Wasser von Arcachon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tanner
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denen jemand wegen der Austern krank geworden ist?«
    Bouchot schüttelte den Kopf. »Das ist ja unser Problem, es gibt keine Fälle, ich meine, Gott sei Dank, niemand ist krank geworden. Deshalb sagen die Austernzüchter ja, dass nicht ihre Ware, sondern die Grenzwerte falsch sind. Ich kann das als Chemiker gar nicht beurteilen, da müsste man einen Mediziner fragen, aber, ganz ehrlich, manchmal denke ich, dass die Züchter vielleicht richtigliegen.«
    Die beiden wechselten dann zu anderen Themen.
    Bouchot erzählte vom vergangenen Sommer in Arcachon und machte sich lustig über den Auftrieb der Pariser Spitzenpolitiker. »Hier waren im August jeden zweiten Tag die Hauptstraßen gesperrt, weil gerade irgendein Minister oder der Präsident der Republik persönlich und samt Gattin durch die Stadt gerollt ist.« Arcachon sei das neue Saint-Tropez, sagte Bouchot, und in der Zeitung habe neulich gestanden, dass sich Catherine Deneuve nach einem Haus in der Gegend umsehe. »Catherine Deneuve, hier bei uns, stell dir vor!«
    »Und was ist nun mit dem Finanzminister?«, fragte Kirchner.
    »Tja, du bist irgendwie der Einzige, der etwas darüber weiß, scheint es«, sagte er. »Ich habe heute Morgen jedenfalls nichts davon gehört. Und glaub mir, normalerweise macht hier alles sofort die Runde, ist ja doch nur ein großes Dorf. Vielleicht war dein Fischer gar nicht aus Arcachon? Ich meine, da draußen sind viele Boote unterwegs.«
    Kirchner zuckte mit den Schultern und bestellte die Rechnung. Bouchot machte Anstalten, sie zu teilen, aber Kirchner wies ihn ab.
    »Auf keinen Fall, Pierre! Das hier bezahlt Le Monde , so weit kommt’s noch.«
    Nachdem sich die beiden verabschiedet hatten, ging Kirchner zu Fuß durch den Ort und suchte sich ein Hotel für die Nacht am weißen Strand von Arcachon.
    Die Stadt war gezeichnet vom Massentourismus. Es gab mehr Pizzerien als Bistros, Kebab-Läden hatten sich in den Kulissen alter Bäckereien eingerichtet, Asia-Imbisse belegten die Räume alter Werkstätten, in denen einst Bootsbeschläge gefertigt worden waren. Hinter der Jugendstil-Fassade des alten Casinos rotierten nicht mehr die Roulettes auf grünen Tischen, sondern nur noch die schnellen Plastikscheiben der Geldspielautomaten.
    An der Promenade dem Pier gegenüber fand Kirchner Le Splendid , ein Hotel mit zuckrigem Stuck um die Fenster, das schon bessere Tage gesehen hatte. Der morbide Charme des Hauses gefiel ihm gleich.
    Er ging zurück zu seinem Landrover, zerknüllte den Strafzettel, der unter dem Scheibenwischer steckte, und fuhr am Splendid vor. Mit seiner Reisetasche über der Schulter überquerte er den kleinen Parkplatz, auf dem gedrängt ein paar Autos mit Nummernschildern aus den Niederlanden, Deutschland und Paris standen, und ging an die Rezeption. Über dem Tresen hingen Uhren, die die Zeit in New York, Paris, Moskau und Tokio anzeigten.
    Der Rezeptionist, ein junger, verhuschter Mann mit unreiner Haut, wies ihm ein schönes Zimmer mit grandiosem Meerblick zu, der für ein knarrendes Bett, vergilbte Tapeten und unmöglich gemusterte Vorhänge entschädigte.
    Zurück in der Lobby verlängerte Kirchner gleich um vier Tage und verneinte, als der Mann am Empfang fragte, ob er im Haus auch frühstücken wolle. Kirchner trank am Morgen Kaffee und sonst nichts. Hotel-Frühstück war ihm ein Gräuel.
    Er wollte seine Herberge gerade wieder verlassen, als ihm in der Drehtür eine Gruppe Männer begegnete, die gleich sein Interesse weckte. Die vier waren in dunkelgraue Anzüge gekleidet, unter denen sie helle Hemden ohne Schlips trugen. Sie hatten sehr ähnliche Haarschnitte, sehr ähnliche Attitüden, sie waren alle vier auf sehr ähnliche Weise durchtrainiert, sodass Kirchner sofort den Staatsdienst witterte, Polizei, vielleicht sogar Geheimpolizei. Er verließ das Hotel deshalb nicht, sondern drehte sich sofort wieder in die Lobby hinein, wo die Männer gerade im Aufzug verschwanden.
    Er ging zur Rezeption, legte den Ellbogen auf die Theke und fragte den Concierge in verschwörerischem Ton: »Wer sind denn diese Herren?«
    Der Rezeptionist wurde fahrig, er tat, als müsse er Papiere sortieren. Dann sagte er, wie er es gelernt hatte: »Darüber kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben, Monsieur.«
    »Verstehe, verstehe, aber ich kann Ihnen Auskunft darüber geben, wann die Herren hier angekommen sind, wollen wir wetten?« Mit diesen Worten legte er einen Zwanzig-Euro-Schein auf die Marmorplatte des Empfangs.
    Der

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