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Die dunklen Wasser von Arcachon

Die dunklen Wasser von Arcachon

Titel: Die dunklen Wasser von Arcachon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tanner
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brauche ein paar Kontakte, einen Anfang, du weißt schon.«
    »Sicher, aber natürlich, Antoine«, sagte Bouchot, »du könntest mich abholen im Institut, wir sitzen am Hafen, das ist in Arcachon Richtung Gujan-Mestras. Es gibt auch Schilder. Such nach Arcamer , so heißen wir.«
    »Gut, Pierre«, sagte Kirchner, »ich werd dich schon finden. Bin nicht das erste Mal in der Gegend. Bis gleich also, na ja, bis in sechs Stunden oder so, so lange werd ich wohl brauchen. Sagen wir dreizehn Uhr, dreizehn Uhr dreißig.«
    Zwanzig Minuten später saß Kirchner am Steuer seines weißen Landrover Discovery und fuhr auf der N174 Richtung Süden durchs wellige Land der Normandie. Er ließ den Cotentin rechts liegen, hielt auf den Mont Saint Michel zu und stellte sich auf eine ereignislose Fahrt ein.

III.
    K irchner erreichte Arcachon nach gut sechs Stunden Fahrt ohne Pause, nun durchquerte er La Teste-de-Buch auf der N251, die Fahrt ging Richtung Norden, direkt nach Arcachon hinein, in zehn Minuten würde er am Hafen sein.
    Er rief Pierre Bouchot an, um sich anzumelden, und Bouchot wirkte aufgeregt wegen des Treffens.
    Das ist gut , dachte Kirchner, aufgeregte Leute reden gern.
    Er mochte Arcachon, die kleine Stadt aus bunten, maritimen Herrenhäuschen, mondän geteilt in eine Winter- und eine Sommerstadt, erbaut zu einer Zeit, als das Baden im Meer gerade erfunden wurde. Zur Hauptsaison war es unerträglich voll hier, an den Wochenenden pilgerte halb Bordeaux herüber, und neuerdings hatte die Politikerelite aus Paris die Düne von Pilat und Cap Ferret als sommerliches Urlaubsziel entdeckt. Jetzt im Herbst zeigte Arcachon wieder seinen wahren Charakter: ein behaglicher, gelassener, bürgerlicher Ort.
    Umso überraschter war Kirchner, als er auf der zentralen Achse der Stadt, dem Boulevard Deganne, plötzlich im Stau stand und weit vorne ein Lärm zu hören war, den er nur zu gut kannte. Eine Demonstration zog offenkundig um die Häuser, Kirchner hörte die keuchenden Rufe aus Megafonen, er hörte Trillerpfeifen und sah von ferne auch ein paar rote Flaggen von Gewerkschaften und Männer in grellen Westen.
    Nach ein paar weiteren Metern in quälendem Schritttempo und direkt hinter einem Bierlaster mit der Aufschrift Stella Artois bog er in die nächstbeste Seitenstraße ab und stellte den Wagen schräg in eine Ausfahrt. Er musste wissen, was sich dort vorne zutrug.
    Schnell stieg er aus dem Auto und hastete den Boulevard entlang, je näher er der Demonstration kam, desto deutlicher hörte er die skandierten Rufe: »Ar-ca-mer – ab-ins-Meer!«
    Die Demonstranten standen auf der Kreuzung von Boulevard Deganne und Rue Coste, hier ging es zum Hafen, zu Pierre Bouchots Institut Arcamer .
    Kirchner hatte keine Ahnung, worum sich die Aufregung drehte. Hundert, vielleicht hundertzwanzig Leute blockierten den Verkehr. Es war eine Versammlung grober Gestalten, viele in Fischermontur, in Gummihosen, die bis zur Brust reichten, in abgewetzten Wollpullovern. Auf Traktoren mit Anhängern hatten einige zentnerweise Austern herangekarrt, die sie jetzt lärmend auf die Straße schütteten und gegen Häuser warfen, unter den johlenden Rufen der anderen Demonstranten.
    Kirchner mischte sich unter die Leute und fragte einen Dicken im gelben Ölzeug, was denn los sei.
    »Was hier los ist, Monsieur?«, fragte der im verschliffenen Akzent eines Mannes, der das Reden nicht gewohnt war, zurück. »Ich sag Ihnen, was los ist. Die Herren Meeresforscher wollen uns fertigmachen, das ist los.«
    Kirchner nickte unbestimmt und fragte noch einmal: »Aber worum geht’s denn?«
    Der Demonstrant schaute ihn von der Seite an. »Du bist wohl nicht von hier, wie?«
    »Ich komme aus der Normandie«, antwortete Kirchner.
    »Ach so, aus der Normandie? Da habt ihr ja auch Austern, wie?«
    »Ja, da haben wir auch Austern.«
    »Na ja, wir hier werden wahrscheinlich bald keine mehr haben, weil diese Professoren dauernd neues Gift in unseren Muscheln finden, verstehst du? Dabei sind sie astrein, sag ich dir, hier …«, und mit diesen Worten griff er in den großen Austernhaufen und knackte eine Schale mit dem Schraubenzieher eines Taschenmessers auf, »probier selber, und sag mir, was du denkst.«
    Er hielt Kirchner die Auster hin, der keine Sekunde zögerte, sie an den Mund setzte und mitsamt ihrem Wasser in einem Zug ausschlürfte.
    »Schmeckt gut«, sagte er zur Zufriedenheit des Dicken, »sehr gut sogar. Fehlt vielleicht ein bisschen Zitrone.«
    Nachdem er sich ein

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