Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
Problem ausfindig zu machen. Als er es schließlich eingegrenzt hatte, war die Erklärung ebenso einfach wie die Beantwortung der Frage, was geschehen war.
Der Druckablass war so programmiert, dass er erst einsetzte, als die Sstakoun seine Position bestätigt hatte.
Während er in dem sargähnlichen Beförderungsmodul eingezwängt vor Wut kochte, gingen ihm einige Worte dieser grausamen menschlichen Frau durch den Kopf. Sie hatte recht gehabt – er würde sich keine Sorgen zu machen brauchen, was mit dem Commonwealth-Schiff passierte, genauso wenig, wie er um den Tod betteln musste. Da er einer Spezies mit einem hoch entwickelten Sinn für Ironie angehörte, wusste der AAnn-Ofizier die Situation besser zu würdigen als vielleicht manch anderer. Nur wäre seine Würdigung noch weitaus größer gewesen, hätte es sich diesmal nicht um ihn selbst gedreht. Vermutlich war Dysseen noch am Leben, als man an Bord der Sstakoun, nachdem eine Antwort von dem Modul ausblieb, Greifer einsetzte, um das winzige Fluggerät in die Luftschleuse zu ziehen. Gleichwohl war der ehrwürdige Offizier, als die Kammer ordnungsgemäß auf Normaldruck gebracht war und das medizinische Personal endlich das Vehikel gewaltsam öffnen und an ihn herankommen konnte, nicht mehr in der Lage, eine Antwort zu geben. Im Unterschied zu der menschlichen Frau besaß er nicht die Gabe, seinen Tod nur vorzutäuschen.
So schnell er konnte drang Flinx immer weiter ins Innere vor. Es schien keine Rolle zu spielen, in welche Richtung er sich wandte oder welcher Biegung er folgte: Die Nähe erbarmungsloser AAnn blieb in seiner Wahrnehmung stets präsent. Die gut ausgebildeten, durchtrainierten Soldaten, die sich seit Kurzem so unverhofft von ihrer Langeweile befreit sahen, würden nicht eher ruhen, als bis sie ihre Beute zur Strecke gebracht hatten. Ganz ohne Frage war ihr Ortungs- und Zielverfolgungsequipment ebenso gut und beharrlich wie die Techniker, die es bedienten.
Sein Herz schlug so heftig, als wollte es ihm in der Brust zerspringen. Völlig kraftlos vor Erschöpfung hielt er an, stützte die Hände auf die Knie und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Beflissen flatterte Pip vor seinem Gesicht hin und her, als ob sie ihren Freund und Begleiter anfeuern wollte, seine Hals über Kopf begonnene Flucht wieder aufzunehmen. Er wünschte, er hätte sich einen kleinen Teil der scheinbar unerschöpflichen Energie des Minidrachen ausborgen können. Die AAnn, die ihm auf den Fersen waren, gönnten sich keine Pause; deutlich fühlte er sie heranrücken. Da er keine Alternative erkennen konnte und sich zudem weder ihnen noch seinem erschöpften Körper zu ergeben gedachte, richtete er sich auf und taumelte weiter.
Am schlimmsten von allem war die Erkenntnis, dass er die emotionale Präsenz seiner durchtriebenen Schwester nicht mehr wahrnehmen konnte. Mahnahmi hatte es geschafft, zu verschwinden. Während er immer weiter durch die schier endlosen Gänge stolperte, fragte er sich, wie viel er ihr eigentlich glauben durfte. Ohne einen Zugriff auf das Sybfile, das sie besaß, wie konnte er da wirklich wissen, was an ihrer Geschichte über ihn wahr und was reine Erfindung war? War sie wirklich seine rechtmäßige Schwester? Oder war sie einfach nur eine clevere Nutznießerin von Informationen, die sie sich aus der gestohlenen Syb zusammengeklaubt hatte?
Hohn und Spott schienen auf der Tagesordnung zu stehen. Von allen Menschen in der Galaxis war sie der einzige, der sich im Besitz des Dokumentenwissens befand, das über Wahrheit oder Unwahrheit ihrer Behauptungen entschied. Sie war die Einzige mit Zugang zu den Informationen, die er wollte und brauchte, zu den Fakten um seine eigene Person, die brisanterweise aus der Terranischen Shell entfernt worden waren. Es gab – andere, die sich für ihn interessierten, die auf seine Herkunft und seine Fähigkeiten neugierig waren, vielleicht gab es sogar ein paar wenige, die genug wussten, um sich vor ihm zu fürchten. Doch unter allen diesen Leuten war sie, soweit er wusste, die Einzige, die von Hass verzehrt wurde.
Was er tun würde, wenn sein ausgelaugter Körper ihn nicht mehr weitertrug, wusste er nicht. Vielleicht würde die gleiche geheimnisvolle Fähigkeit, die ihn schon früher in verzweifelten Situationen gerettet hatte, abermals zu Tage treten. Er empfand diese Vorstellung als wenig tröstend, denn er mochte sich einfach nicht darauf verlassen.
Er war gerade einen relativ schmalen Gang hinuntergetorkelt, als
Weitere Kostenlose Bücher