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Die Edda - Die Edda

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stehe
Stein und Mühle!«
Doch mehr mahlen
die Mädchen er hieß.
     
    4
    »Wir mahlen Macht,
wir mahlen Heil,
wir mahlen Gut
auf der Glücksmühle.
Sitz im Reichtum,
ruh auf Daunen,
erwach zur Wonne,
so mahlten wir wohl!
     
    5
    Kränken soll hier
keiner den andern,
Böses wirken,
Blut vergießen;
das scharfe Schwert
schwinge keiner,
ob gebunden er fände
des Bruders Mörder!«
     
    6
    (Matt ward der Arm,
die Mühle stand;)
da sprach sofort
Frodi also:
»So kurz nur schlaft,
wie der Kuckuck schweigt,
nicht länger, als ich
ein Liedlein spreche!«
     
    7
    Sie sangen und schwangen
den schweren Stein,
bis die andern Mägde
alle schliefen.
(Es schlief der König
und der Kämpen Schar;)
da sprach Menja,
an der Mühle stehend:
     
    8
    »Dir fehlte, Frodi,
Freund der Krieger,
kluge Vorsicht
beim Kauf der Mägde:
du wähltest wohl
nach Wuchs und Kraft,
achtetest aber
der Abkunft nicht.
     
    9
    Stark war Hrungnir,
stark sein Vater,
doch übertraf
Thjazi beide;
Idi und Örnir

sind unsre Väter:
geboren sind wir
aus Bergriesenstamm.
     
    10
    Nicht kam Grotti
aus grauem Fels,
nicht stieg der starke
Stein aus der Erde,
nicht mahlte hier
die Maid der Riesen,
ahntest du etwas
von unserm Geschlecht.
     
    11
    Wir wuchsen spielend
neun Winter lang
unter der Erde
gewaltig auf;
wir Mädchen standen
bei mächtigem Werk:
Halden und Hügel
hoben wir fort.
     
    12
    Wir wälzten Geröll
übers Riesenland,
weithin bebte
der Boden davon;
so schleuderten wir
den schweren Stein,
den mächtigen Block,
daß ihn Menschen fanden.
     
    13
    Dann schritten wir
im Schwedenland,
kund der Zukunft,
ins Kriegervolk,
entboten Bären,
brachen Schilde,
gingen entgegen
der Graupanzerschar.
     
    14
    Wir stürzten Fürsten,
wir stützten andre,
Guttorm, dem guten,
brachten wir Glück:
nicht ruhte der Kampf,
bis Knui fiel.
     
    15
    So ging’s uns Mädchen
gar manches Jahr;
man kannte uns
aus Kämpfen wohl.
Mit scharfen Schwertern
schlugen wir da
Blut aus Wunden,
die Waffen rötend.
     
    16
    Nun sind wir gekommen
zum Königshaus,
ins Mißgeschick,
zum Mägdedienst;

kalt ist der Körper,
klamm die Füße,
des Friedens Fördrer
für Frodi wir drehn.
     
    17
    Die Hand soll rasten,
ruhen der Stein:
ich mahlte mein Teil;
die Müh muß enden!«
     
    Fenja:
    »Noch will ich der Rechten
Ruh nicht gönnen,
bis Frodis Neide
genug wir mahlten!
     
    18
    Hände sollen halten
harte Schäfte,
blutge Waffen!
Wache, Frodi!
Wache, Frodi!
Willst du hören
unseren Sang
und alte Sagen!
     
    19
    Ein Feuer flammt auf
im Osten der Burg -
Heerruf erwacht -
die Warte heißt man’s.
Der Feinde Schar
zieht schnell heran;
bald ist verbrannt
die Burg des Fürsten.
     
    20
    Hleidras Hochsitz
hältst du nimmer,
nicht rote Ringe
noch reiche Steine.
Fester nun, Maid,
fasse das Holz!
Nicht wärmt uns hier
der Walstatt Blut.«
     
    21 Beide:
    »Mächtiger mahlt
die Maid meines Vaters,
weil vieler Tapfern
Tod sie erschaut:
vom Gebälk bersten
die breiten Stützen,
mit Erz gefestet -
mahlen wir fort!
     
    22
    Mahlen wir fort!
Den Frodi rächt
Halfdans Enkel,
der Yrsa Sohn;
heißen wird er
der Herrscherin
Sohn und Bruder -
wir beide wissen’s!«
     
    23
    Die Mädchen mahlten
mit mächtiger Kraft,
die Jungfrauen
im Jötenzorne!
Die Stangen brachen,
die Balken stürzten,
der starke Stein
in Stücke sprang.
     
    24
    Da rief die Maid
aus Riesenstamm:
»Wir mahlten, Frodi,
zur Freude für uns;
am längsten die Maid
an der Mühle stand.«
     
    Anmerkungen
     
    6 6 d. h. von einem Kuckucksruf bis zum nächsten; das kommt etwa der Dauer einer Strophe (eines Liedleins) gleich. 7 Diese Strophe, in der Handschrift zwischen 3 und 4 stehend, muß doch offenbar den großen nächtlichen, einsamen Gesang einleiten. Der König ist im folgenden, trotz der Anrede, abwesend zu denken; siehe Str. 18. 8 8 Nämlich der riesischen Abkunft, wie die folgende Strophe ausführt; es ist gefahrvoll, Riesen ins menschliche Joch zu zwingen. 13 Bären: Krieger, Feinde. 14 Eine bestimmte Sage liegt hier schwerlich vor; der Dichter hat für seinen Zweck ein paar Namen und typische Züge gewählt. 16 Friedensfördrer (Urtext: Beschwichtiger der Feindschaft) heißt die friedenschaffende Mühle. 17 7, 8 Enthält die Drohung: jetzt mahlen wir dein Verderben! 18 1-3 Diese im Urtexr etwas dunklen Verse sind wohl die zauberische Formel, womit Fenja den Feind heraufbeschwört. 6-8 Mit Hohn: jetzt ist’s zu spät für dich, unsern Gesängen zuzuhören! 20 Hleidra, das Gehöft der Schildunge. 22 Der Sohn und Bruder der Yrsa ist Hrolf Kraki,

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