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Die Edda - Die Edda

Titel: Die Edda - Die Edda Kostenlos Bücher Online Lesen
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seine Brüder; die waren berühmte Kämpen und Berserker.
    Einst beim Julgelage tat Angantyr das Gelübde, die Königstochter Ingibjörg zum Weibe zu gewinnen oder aber das Leben zu lassen. Er zog mit seinen Brüdern nach Upsala, trat in des Königs Halle und brachte seine Werbung vor. Alles schwieg; nur Hjalmar der heldenmütige sprang über den Tisch und sprach: »Denke daran, König, wie oft ich dir zu Ehren mein Leben gewagt habe! Ich bin es würdiger, deine Tochter heimzuführen, als diese verhaßten Berserker.«

    Der König besann sich und hätte sich gern aus dieser Notlage gezogen; endlich sagte er, seine Tochter solle selbst wählen. Sie aber wählte Hjalmar. Da sprach Angantyr: »Ich sehe, du liebst ihn. Du aber, Hjalmar, wenn du keine Memme bist, stelle dich mir zum Holmgang diesen Mittsommer auf Samsey!« Hjalmar sagte zu.
    Zur verabredeten Zeit fuhr Hjalmar mit seinem Waffenbruder Odd und zwei bemannten Schiffen nach Samsey. Hier ließ er die Schiffe in der Bucht Munarwag zurück und ging mit Odd auf die Insel hinauf, um zu sehen, ob die Arngrimssöhne schon da seien. Als sie weg waren, kamen die Zwölfe in die Bucht gefahren; sie fielen im Berserkerzorne über die zwei Schiffe her und hieben die Bemannung nieder.
    Bald danach kamen Hjalmar und Odd von der Insel herab. Da sprach Odd:
     
    1
    »Ein einzig Mal
Angst mich packte,
als brüllend sie
von Bord stiegen
und heulend dann
zum Holm kamen,
zwölf an der Zahl,
die Zuchtlosen.«
     
    Hjalmar erwiderte:
    2
    »Kämpen kommen
von Kriegsschiffen,
zwölf an der Zahl,
die Zuchtlosen.
Wir sind heut abend
Odins Gäste,
zwei Ziehbrüder;
doch die zwölf leben.«
    Dies ist das einzige Angstwort, von dem man weiß, daß Hjalmar es gesprochen hat. Odd sprach:

     
    3
    »Will erwidern
mit diesem Wort:
Sie sind heut abend
Odins Gäste,
zwölf Berserker;
doch wir zwei leben.«
    Hjalmar und sein Gefährte sahen, daß Angantyr den Tyrfing in der Hand hatte; denn es ging ein Glanz von ihm aus wie von einem Sonnenstrahl. Hjalmar sagte: »Willst du es mit Angantyr aufnehmen oder mit seinen elf Brüdern?« Odd erwiderte: »Ich will mich mit Angantyr schlagen. Er wird gewaltige Hiebe mit dem Tyrfing austeilen; aber ich vertraue dem Schutz meines Seidenhemdes mehr als dem deiner Brünne.« 3 Hjalmar sagte: »Wo kamen wir beide so in einen Kampf, daß du vor mir vorwärts gingest? Darum willst du dich mit Angantyr schlagen, weil dich das die größere Heldentat dünkt. Nun bin ich der Häuptling in diesem Holmgang. Anderes verhieß ich der Königstochter in Schweden, als dich oder einen anderen vor mir in den Kampf gehen zu lassen. Ich will mich mit Angantyr schlagen.« Er zog da das Schwert und ging vorwärts, Angantyr entgegen, und jeder wies den andern nach Walhall. Hjalmar und Angantyr wandten sich wider einander und führten schnell aufeinanderfolgende mächtige Hiebe. Odd rief die Berserker an und sprach:
     
    4
    »Einer wider einen
antrete, wer kühn,
tapfre Männer,
dem der Mut nicht versagt!«
    Da trat Hjörward vor; und er und Odd hatten einen harten Waffengang. Aber das Seidenhemd Odds war so zuverlässig,
daß keine Waffe daran haftete; und er hatte ein so gutes Schwert, daß es die Brünne wie Kleider durchschnitt; er wechselte nur wenige Hiebe mit Hjörward, bis dieser fiel. Dann trat Herward vor, und es ging ebenso aus; dann Hrani, dann einer nach dem andern. Aber Odd griff so hart an, daß er die elf Brüder alle fällte.
    Von dem Kampf Angantyrs und Hjalmars aber ist zu sagen, daß Hjalmar sechzehn Wunden erhielt, aber Angantyr tot niederfiel. Odd ging hin zu Hjalmar und sprach:
     
    5
    »Was hast du, Hjalmar?
Hin ist die Farbe;
Müde macht dich
manche Wunde.
Dein Helm ist zerhauen,
dein Harnisch klafft.
Verloren nenn ich
dein Leben nun.«

55. Hjalmars Sterbelied
    Hjalmar sprach:
     
    1
    »Hab sechzehn Wunden,
die Wehr zerhaun;
Schwindel faßt mich
schwarz vor den Augen:
Angantyrs Schwert
schnitt zum Herzen,
scharfe Schneide,
geschmiedet in Gift.«
     
    Und weiter sprach er:
     
    2
    »Hatte fünf Höfe
im Heimatland.
Nimmer sollt ich
genießen sie.
Lebens ledig
liegen muß ich,
versehrt vom Schwert,
auf Samsey nun.
     
    3
    Mannen trinken
Met in der Halle
meines Vaters,
festlich geschmückt.
Malztrunk ermattet
der Männer viel;
auf dem Eiland quält
mich des Eisens Spur.
     
    4
    Schied von der lichten
Linnengöttin
auf Agnafits
äußerstem Strand.
Wahr muß werden
das Wort, das sie sprach:
Wiederkehren
würd ich nimmer.
     
    5
    Zieh den roten
Ring von der

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