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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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an den Unterseiten meiner Socken klebten Reiskörner und piesackten die Fußsohlen. Und ich hatte nichts davon mitgekriegt. Die Alarmanlage war ein Rohrkrepierer.

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    Obwohl ich keiner Kirche Tribut schulde, umweht mich beim Betreten der Kathedrale stets ein höheres Gefühl, packt mich die Aura des Pomps, umnebelt mich die christliche Großwetterlage, dieses allgemein Schwadige, wenn Sie verstehen, was ich meine. Okay, das mag daran liegen, dass sie uns als Kinder regelmäßig zum Sonntagsgottesdienst prügelten, bis uns die Augen tränten. Und der Augenarzt, der einem Wirklichkeit in die Pupillen tröpfelte und »Du brauchst ne Brille, Mensch!« befahl, war noch nicht erfunden.
    Unsere Kathedrale (die nichts weniger als »unser« ist) wurde im 13. Jahrhundert erbaut, das heißt sie ist noch nicht fertig, das heißt sie war einmal fertig und seitdem verfällt sie und wird ständig repariert, was auch für die katholische Kirche angeraten wäre. Dabei war Kinderarbeit im Spiel. Allein das machte sie zu einem würdigen Ort für unsere Zusammenkunft, doch das allein konnte es nicht sein. Warum gerade hier? Weil ich es bedauerte, dass man von diesem ehrwürdigen Gotteshaus seit geraumer Zeit vom größten Kinderpuff der Stadt sprach, von einer Mausefalle für Messdiener, dass aus dem Ge brauchsgegenständen der heiligen Messe im Volksmund längst die Missbrauchsgegenstände geworden waren und aus dem respektablen Tabernakel ein schnödes Tabernackt. Hatte sie das verdient, die gotische Schönheit, was konnte sie für die Geilheit ihrer Hausherren? Mich hat das Leben so unkatholisch gemacht, dass ich mir Mitleid leisten kann. Und wir erinnern uns: Mitleid ist laut Gotthold Ephraim Lessing der große Endzweck jeglicher Theaterkunst und wenigstens diesen Effekt hatte die göttliche Schmierenkomödie bei mir gezeitigt. So, und wir gehen jetzt alle ins Internet und googeln Lessing und dann haben wir wieder etwas gelernt.
    Hermine war aufgeregt, als ginge es zur Papstaudienz und sie habe ihren BH vergessen und fürchte nun Nippelalarm. Ich beruhigte sie. Wir hatten die besseren Karten, war doch so, oder? Nun ja, es war zu hoffen, man würde tatsächlich Karten spielen und nicht Scheibenschießen. Jonas und Laura waren schon gegen halb acht zur Kathedrale aufgebrochen, um die Lage zu sondieren. Scharfschützen in der Sakristei, Brandsätze zwischen den Orgelpfeifen, Monsterviren in der Monstranz, geile Sterbemöglichkeiten allesamt. Unglücklicherweise war das detektivische Jungvolk in den Frühgottesdienst geraten und von Dutzenden wohlklingender Heilsversprechen attackiert worden. Sie taumelten uns benommen entgegen, Jonas stöhnte ein halblautes »Mein Gott!« und mein te dabei nicht mich, selbst Lauras angeborenes »cool!« wurde durch ein »ach du Scheiße!« ersetzt. Borsig, der uns chauffiert hatte und im Transporter warten sollte, wischte sich den nichtvorhandenen Schweiß von der Stirn. »Zur Messe war ich das letzte Mal, als die mir die Wohnung gekündigt haben. Kommste halt umsonst rein und das Dach is wenigstens dicht.«
    Jetzt waren wir fast allein unter den mächtigen Gewölben. Nur das obligate alte Mütterchen kniete fern von uns in der ersten Reihe und der Zusammenhang zwischen Kirche, Alter und ZDF wurde mir schlagartig bewusst, das mit der ersten Reihe, Sie wissen schon. Wir warteten. Hermine schnaufte einmal durch, »geht’s?«, fragte ich, »muss wohl«, antwortete sie. Wir saßen ganz hinten, von einem Pfeiler vor allzu viel Gotteswind geschützt, wir hatten automatisch die Hände gefaltet und warteten. Endlich hörten wir, wie die große Eichentür aufgedrückt wurde und Schritte näherkamen. Ich schaute nach links und bemerkte das Beichtkabäuschen. Wäre ein idealer Ort für das, was wir hier wollten, aber der Pfarrer hätte bestimmt etwas dagegen.
    Jemand setzte sich neben mich, eine zweite Person nahm Platz. Ich drehte mich hin und sah in Dr. Habichts rötlich erregtes Profil, ich sah an ihm vorbei und blickte in Sonja Webers Augen.

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    Diese Augen. In einem schlechten Roman würden sie »tut mir leid« flehen, in einem guten mich mit Haut und Haar verschlingen, doch in diesem hier taten sie gar nichts, waren einfach da. Ich wartete darauf, dass irgendein Nichtskön ner sich an der Orgel vergreifen und einen schiefen Johann Sebastian in die Tasten hauen würde, stattdessen aber brummte Dr. Habicht ein »So, hier sind wir« in das grotesk hallende Haus des Herrn und ich löste meine Augen

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