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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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frisch. Als er fertig war, saß Mirjam schon am Frühstückstisch, in einem Bademantel von Irmi, lächelte ihn an und wieder dachte Mohamad: Schön. Es roch nach Kaffee. Noch schöner.
    »Heute kaufen wir also Klamotten«, entschied Irmi kauend in gutem Lehrerinnenfranzösisch. Mirjam wollte protestieren, keine Chance, ein Blick der älteren Dame genügte. »Die Farben sind wichtig«, sagte sie weiter, »muss alles passen, auch wenn es gar nicht passt. Zweckmäßig und farblich perfekt.« Farben. Mohamad dachte an Farben, an die Farben von Wörtern. Welche Farbe hatte Ouzo? Keine richtige Farbe jetzt, eher... er suchte nach dem passenden Ausdruck. Aura. Genau. Welche Aura. Ouzo war ein Schnaps, den man zur Verdauung trank, das jedenfalls hatte er einmal gehört. Also Erleichterung. Ein markanter Geschmack, der für Erleichterung sorgt. Akropolis. Geschichte in heißer flirrender Luft. Agrar. Bräunlich robuste Bodenständigkeit. Rarität. – Dazu fiel ihm nichts ein, überspringen. Täterätätä: Sinnenfroher Mief. Er dachte gerade Unsinn. Oder?

300
    »300.« 300 was? Ich schaute hinüber zu Hermine, ihre Brüste lagen in einem Nest aus Daunenfedern und Seersucker-Bettwäsche, sie legte gerade das hübsche rote Büchlein und den Stift zurück auf den Nachttisch. »Ja, 300 halt. Seit wir uns kennen, notiere ich jeden Beischlaf mit dir – und das Ergebnis. Heute also Beischlaf Nummer 300 und Orgasmus Nummer 279.« 21 Nieten? Ich wollte schon protestieren, doch Hermine nahm das Büchlein vom Nachttisch und warf es mir in den erschöpften Schoß. »Guck doch selber nach. Und gräm dich nicht so. Sind über 90%, damit wirst jederzeit SPD-Vorsitzender.«
    Fragte sich nur, für wie lange. »Mord(s)kalender 2011 – Jeder Schuss ein Treffer« stand in goldenen Buchstaben auf dem hübschen und griffigen roten Leinen, ein Lesebändchen lugte frech und franslig zwischen den Blättern heraus. »Den für 2012 hab ich mir schon vorbestellt. Conte Verlag, wo sonst, 15 Euro. Wenn du willst, bestelle ich dir auch ein Exemplar.« Und was sollte ich dort eintragen? Ich nickte jedenfalls, das Ding war auch wirklich wunderschön, so etwas möchte ich in einem anderen Leben auch mal machen.
    Wie spät war es? Kurz nach drei. Aus dem Kinderzimmer, wo Jonas es nun gleich mit zwei Frauen zu tun hatte (und hoffentlich nicht Buch führte), drangen die künstlichen Laute eines Computerspiels, Strippoker oder was auch immer. Ich war aufgekratzt, Hermine gähnte. Sie löschte das Licht und kuschelte sich in meine Arme, ihr Atem wurde gleichmäßiger, verwandelte sich in ein lindes Schnarchen, ich roch dezentes Parfüm oder Duschgel, in solchen Sachen bin ich kein Experte. Mir gingen zu viele Dinge im Kopf herum, verständlich, es war ein schrecklicher Tag gewesen und wohl nicht der letzte. Ich befreite mich vorsichtig von der Schlafenden und schälte mich aus dem Bettzeug, auf Zehenspitzen aus dem Zimmer, an dem von Jonas und seinem Harem vorbei, es war ruhig dahinter, sie schliefen also schon. Ans Küchenfenster und eine Zigarette rauchen, auf die nächtlich leere Straße schauen, nachdenken.
    Günther Raths Zettel brachte uns nicht weiter, soviel stand fest. Man würde herausfinden müssen, warum er ermordet worden war, noch dazu auf diese recht spektakuläre Art und unter hohem Risiko an einem öffentlichen Ort, wo das Gesicht des Täters nicht zu verbergen gewesen war, von der Bedienung der Kaffeebar und meiner Wenigkeit genauestens beschrieben, wenngleich ich mich nicht genau hatte erinnern können. Ein Durchschnittsgesicht, ein Mann, irgendwo zwischen 30 und 40, auch die Statur Durchschnitt. Volle Haare, das ja. Dunkelblond oder hellbraun, eher kurz als lang. Aber sonst? Frauen beobachten so etwas besser, weil sie genauer hinschauen, also hatte Claudimausi vielleicht eine bessere Beschreibung liefern können. Egal. Wenn es dem Täter nichts ausmachte, sein Gesicht zu zeigen, wusste er, dass er sofort nach der Tat die Stadt verlassen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden würde. Ein Auftragskiller. Doch wozu der Aufwand? Wer steckte dahinter? Wie war Rath in den Dunstkreis von Menschen geraten, die ihn für so gefährlich hielten, dass sie ihn beseitigen mussten? Und welches Wissen hatte ihn so gefährlich gemacht? Womit ich wieder bei dem Zettel angelangt war. Der uns nicht weiterbrachte.
    Ich mochte eine Stunde am Fenster verbracht, mehrere Zigaretten geraucht und bestimmt drei Familienpackungen Gedanken verbraucht haben, als ich

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