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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Rinne, wieder sagte er seinen Spruch, wieder zog er den Reißverschluss seines Hosenstalls hoch, wieder wusch er sich sorgfältig die Hände. Den einen hatte er erkannt, Moritz Klein, den neuen Bundesbeauftragten für das Bürgerglück. So, so, sehr interessant. Er kramte sein Handy hervor, tippte eine Nummer ein, murmelte ein paar Sätze, nickte dabei. Murmelte ein „bye“, steckte das Handy wieder ein, ging zurück in die Wirtschaft. Was ging da vor sich? Warum starrten die so gebannt auf den Fernseher? Liefen doch nur die Nachrichten, war doch nur das übliche Athen-Hickhack, brachte doch nichts, würde doch sowieso alles den Bach runtergehen. Er setzte sich an seinen Platz, hob sein leeres Glas. Die Bedienung nickte ihm zu.
     
    *
     
    Die Bundeskanzlerin hatte es sich in ihrem Berliner Apartment gemütlich gemacht. Füße hoch, ein Bierchen zischen, das Knabbergebäck bereithalten. Gerade noch hatte sie mit ihrem Mann telefoniert. „Was machst du grad?“ „Ich zieh mir ein paar Splattervideos rein“, die Antwort. Kichern der Kanzlerin. Ja, so war er. Sie seufzte. Einen schönen gemeinsamen Videoabend mit garantiert wertlosen Filmen, das hatten sie schon lange nicht mehr gemacht. Die Staatsgeschäfte eben. Das übliche Athen-Hickhack. Brachte natürlich nichts, würde sowieso alles den Bach runtergehen. Und jetzt: diese Talkshow mit den Dinosauriern des Politikbetriebs und ein paar publicitygeilen Schriftstellern. Und diesem Verräter Kriesling-Schönefärb, das musste eigentlich nicht sein. Die Bundeskanzlerin seufzte abermals und nahm einen großen Schluck aus der Flasche. Knabbergebäck nachwerfen. Gott sei Dank brauchte man als Kanzlerin keine Modellmaße, im Gegenteil: Ein paar Pfunde mehr, ein paar Falten mehr, das betonte das Mütterliche. Mal schauen, was die so ablieferten. Das Thema war natürlich wieder mal das Hinterletzte. Bundespräsident! Verflucht, wie sie das Thema satt hatte!
     
    *
     
    „Gleich kommt das Arschloch“, sagte Regitz und schaltete den Fernseher ein. „Aha, das Arschloch“, sagte Krause und strich sich über den Bauch. Es ging ihm gut, es ging auch Regitz gut, also warum saßen sie hier im aufstrebenden Großmuschelbach und guckten Arschlöcher im Fernsehen? Gab es im Fernsehen eigentlich etwas anderes als Arschlöcher? Mochte sein, aber man musste lange suchen.
    Heute Morgen war die offizielle Bestätigung gekommen. Großmuschelbach hatte den offiziellen Titel als „Rave-Hauptstadt der Republik“ verliehen bekommen, hübsche Urkunde, von Horst Seehofer unterschrieben, der gerade den Bundespräsidenten gab. Würde man am Wochenende gebührend feiern. Das war die Erlaubnis zum Gelddrucken, sozusagen. Nein, sie konnten wirklich zufrieden sein. Also noch einmal: warum Arschlöcher gucken? Zumal: Dazu brauchte man keinen Fernseher. Wenn er Arschlöcher gucken wollte, musste er nur ins einzige Hotel von Großmuschelbach, wo sich diese beiden BND-Heinis, Jonny und Bernie, einquartiert hatten. War ihnen leider nichts anderes übrig geblieben, als die beiden Idioten am Geschäft zu beteiligen. Na ja, wer weiß, wozu es gut ist. Die Gefahr war noch nicht vorüber, das ahnte Krause.
    „So, jetzt“, sagte Regitz und trank ein Fläschchen Bier auf ex. „Die Illner. Und da! Der da! Der Schmierenautor! Marxer! Hoffentlich nehmen ihn die Hamm-Brücher und der Geißler in die Zange und führen ihn vor! Aber die Roche würd ich nicht von der Bettkante stoßen.“
     
     
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    Wie machte diese Frau das nur? Die jüngste war sie ja auch nicht mehr, aber immer sah sie perfekt aus, nur die Stiefel hatte Marxer nie gemocht, überhaupt standen Stiefel nur Frauen wie Oxana, warum auch immer. Maybrit Illner war eine Ballerina- und High-Heels-Frau, kein Zweifel. Leider saß er nicht direkt neben ihr. Sie wurde von den beiden Senioren der Runde, der Hamm-Brücher und Geißler, flankiert. Er selbst saß am äußeren rechten Rand, neben der Roche, ihm gegenüber auf der anderen Seite des Tisches und schwitzend: Kriesling-Schönefärb. Und der Überraschungsgast des heutigen Abends, in den Vorschauen nicht angekündigt, auch nicht bei der Vorbesprechung dabei: Sibylle Traunstein, die Frau, die mit einer Frau befreundet war, die einen Onkel jenes Tattoostudiobesitzers kannte, dessen zeitweiliger Mitarbeiter Ludger Schleifensiff einstens Frau Exbundespräsidentin Bettina Wulff eine rote Rose über den Steiß gestochen hatte.
    Für einen Moment war Marxer vom kackbraunen Cordhosenanzug der Roche

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