Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
des Feldzuges zu berichten,
blieb nicht, denn noch am selben Abend wollte die Familie in die Wälder
fliehen.
Peader
und auch Eden waren erstaunt gewesen, als sie von der überstürzten Flucht
erfuhren, doch Dòmhnall und Robin konnten ihnen rasch klarmachen, dass die Sasannach sicher nicht lange mit ihrer Jagd auf entkommene Jakobiten warten würden. Dass
sie Glenbharr nie wiedersehen würden und stattdessen eine monatlange Seereise
machen sollten, ahnten weder Eden noch Peader – sie würden es noch früh genug
erfahren, fand Dòmhnall.
„Ich
habe bereits gestern mit den Leuten gesprochen, die mit uns auf Glenbharr
Castle leben“, sagte er und sah niedergeschlagen in die Runde. „Auch sie sollen
gehen, die Torwächter mit ihren Familien und das gesamte Gesinde, noch heute.
Hinter uns werden wir das Burgtor verschließen, obwohl ich nicht glaube, dass
dies die Rotröcke daran hindern wird, die Burg zu stürmen.“
„Aber
noch ist doch gar nicht sicher, dass sie Glenbharr Castle stürmen werden“,
wandte Peader ein, der ja nicht wissen konnte, dass es genauso kommen würde.
„ Alle Jakobiten sind in den Augen der Sasannach Hochverräter.“ Der Laird
machte eine bekümmerte Miene. „Wir brauchen uns nichts vorzumachen ... es kann
nur noch Tage dauern, bis sie auftauchen, um mich, Ewan und Mìcheal
festzunehmen und des Hochverrates anzuklagen.“
Kleinlaut
senkte Peader den Kopf. Er war in einem kleinen Dorf im Clan geboren und später
Torwächter und Kerkerwache geworden. So hatte er Darla, Dòmhnalls jüngste
Tochter, kennen- und liebengelernt. Für ihn war Glenbharr Castle sein Zuhause,
das für ihn mehr Heimat geworden war als sein Geburtsort.
Mìcheal
räusperte sich. „Ich würde gerne aufbrechen, um meinen Onkel und Ayleen zu
holen.“
„Wohlan.“
Dòmhnall nickte zustimmend. „Es hat mich viel Zeit und Kraft gekostet, Crìsdean
davon zu überzeugen, mit uns zu kommen. Halte dich nicht zu lange auf, denn
sowie es dunkel wird, werden wir uns auf den Weg zur Destille machen.“
Màiri
würde ihren Mann nicht begleiten, das Bündel mit jenen Dingen, die sie mit auf
die große Reise nehmen wollte, hatte sie bereits vor dem Feldzug mitgebracht.
Und ihre Kinder befanden sich seitdem ebenfalls in ihrem Elternhaus.
*
Die
letzten Stunden auf Glenbharr Castle brachen an. Die Bediensteten waren bereits
fort; Dòmhnall hatte ihnen Pferde aus seinem Stall geschenkt, damit sie
schneller die Lowlands erreichten.
Mìcheal
war mit seinem Onkel und dessen junge Frau Ayleen auf Glenbharr Castle
eingetroffen und saß mit seinem Freund Dòmhnall bei einem letzten Becher Whisky
in der Bibliothek, während die Frauen ihre Kinder anzogen und ihnen erklärten,
dass sie sich vor den englischen Soldaten verstecken mussten.
„Wann
glaubst du, können wir zurückkehren?“, fragte Crìsdean mit gerunzelter Stirn.
„Irgendwann werden die Rotröcke aufhören, uns zu verfolgen.“
„Ich
fürchte, du irrst dich, mein Freund“, gab Dòmhnall seufzend zurück. „Sie werden
uns immer verfolgen – solange wir leben.“
„Aber
was sollen wir dann tun?“
Jetzt
war es an der Zeit, Crìsdean von dem Vorhaben zu unterrichten, dessen Urheber
Robin Lamont gewesen war.
*
Joan
schluchzte trocken, als sie sich ein letztes Mal in dem Raum umsah, in dem sie
jahrzehntelang mit Ewan das Bett geteilt hatte. Das breite Eichenbett barg
viele Erinnerungen in sich – in ihm hatte Joan leidenschaftliche Nächte mit
Ewan verbracht, ihre Tochter empfangen und beide Kinder zur Welt gebracht.
„Sei
nicht traurig, mo Ghràidh “, flüsterte Ewan und umarmte Joan, als er
merkte, wie schwer ihr der Abschied fiel. „Auch in der Fremde werden wir eine
ähnliche Schlafkammer haben und dort sehr glückliche Nächte verbringen.“
Sie
nickte unter Tränen und ließ sich willenlos von Ewan auf den Gang führen, in
dem sich bereits seine Schwestern mit ihren Habseligkeiten befanden.
Marion
kümmerte sich unterdessen um die Kinder der Familie, für die die Flucht aus der
Burg ein Abenteuer darstellte; dass es keine Rückkehr geben konnte, begriffen
sie noch nicht ... außer Donny und der fünfzehnjährigen Klein-Ealasaid, die an
den traurigen Gesichtern der Erwachsenen erkannten, wie ernst die Lage war,
jedoch nicht darüber zu reden wagten.
*
Spät
in der Nacht erreichten sie die Destille, die in einem Felsenkeller im tiefsten
Wald verborgen lag – so gut versteckt, dass die englischen Patrouillen sie in
all den Jahren nicht entdeckt
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