Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
Stadt, schon vorher wurde
ihnen von einer Gruppe Bürgern geraten, umzudrehen und zu flüchten.
„Was
ist geschehen?“, fragte Ewan mit ahnungsloser Miene. „Wo befindet sich das
schottische Heer und unser Oberbefehlshaber?"
„Ja,
wisst Ihr es denn nicht?“, rief ein Mann, der seiner Kleidung nach ein
Handwerker war. „Die schottische Armee wurde vernichtet – draußen im Moor bei
Culloden.“
Nicht
nur Ewan und sein Schwager, sondern auch die anderen Soldaten wechselten entsetzte
Blicke – mit dem Unterschied, dass das Entsetzen der beiden Kommandanten
gespielt war.
„Was
redet Ihr da, guter Mann?“ Mìcheal schüttelte ungläubig den Kopf. „Das Heer des
Prinzen hat bisher jede Schlacht gegen die Sasannach gewonnen, Ihr müsst
Euch irren.“
„Um
Himmelswillen, flüchtet, so schnell Ihr könnt!“ flehte der Mann, und die
anderen Zivilisten nickten zustimmend. „Die englischen Soldaten sind dabei,
alles zu vernichten, was an diesem Aufstand beteiligt war! Schlagt Euch in die
Büsche und hofft, dass die Sasannach noch nicht Eure Frauen und Kinder
von Euren Hof vertrieben haben.“
Eden
ritt ein Stück nach vorne, sodass sein Pferd neben dem seines Vetters zum
Stehen kam. „Glaubst du, dass dieser Mann die Wahrheit spricht? Vielleicht
sollten wir zunächst das Gespräch mit dem Prinzen suchen?“
„Hach,
der Prinz ist direkt nach der Schlacht geflohen!“ Ein anderer Mann aus der
Gruppe hob wütend die Faust in die Höhe. „Er hat seine Soldaten ins Verderben
geschickt und sich aus dem Staub gemacht – keine zehn Minuten, nachdem die Engländer
gesiegt hatten.“
„Aber
wie konnte das geschehen?“ Eden sah sich ratlos um. „Wir waren doch eine starke
Truppe.“
„Am
frühen Morgen des 16. April erreichte Bonnie Prince Charlie mit seiner Armee
Inverness. Die Männer sahen nicht besser aus als dieser Trupp, Sir“, wusste der
Handwerker zu berichten. „Erschöpft suchten sie sich einen Schlafplatz und
viele von ihnen verpassten dadurch den Aufruf, nach Culloden zu marschieren.
Man sagte, nur die Hälfte war erschienen und stand der doppelten Anzahl von
Engländern gegenüber, die gut genährt und bestens ausgerüstet waren. In weniger
als einer Stunde waren die meisten schottischen Krieger tot oder verletzt, sie
hatten keine Möglichkeit, gegen die Übermacht zu siegen.“
Irritiert
wandte sich Eden an Ewan. „Warum hat General Murray dem Prinzen nicht
rechtzeitig von der Schlacht abgeraten?“
„Das
weiß der Teufel“, gab Ewan achselzuckend zurück. „Er muss größenwahnsinnig
geworden sein und wir sollten uns sputen, um zu unseren Familien zu kommen.“
Eden
wurde blass. „Lenya und die Kinder! Wenn die Bastarde ihnen auch nur ein Haar
krümmen, dann ...“
„Wir
müssen schnellstens nach Glenbharr!“, unterbrach ihn Ewan und wandte sich an
die anderen Soldaten, die sich mit vor Ungläubigkeit offenen Mündern um ihre
beiden Kommandanten gescharrt hatten. „Ihr habt gehört, was in der Zwischenzeit
geschehen ist. Hiermit löse ich die Truppe auf und enthebe euch aller
militärischen Befehle. Ihr habt bewiesen, wie wertvoll euch unser geliebtes Alba ist. Doch nun ist der Kampf vorüber und unsere tapferen Männer haben die
Schlacht verloren, weil sie einem Mann vertrauten, der sie letztendlich ins
Unglück führte. Ich danke euch – auch im Namen meines Vaters und Laird Crìsdean
MacGannor of Barwick – für eure Treue. Und nun geht, Männer. Eilt zu eurem
Häusern und rettet, was zu retten ist. Ich fürchte, die Rache der Sasannach wird furchtbar sein. Passt auf, dass man euch nicht an euren Plaids und somit
als Jakobitenanhänger erkennt.“
Nur
zögernd löste sich die Truppe auf. Sie salutierten Ewan und Mìcheal und
marschierten oder ritten in einer lockeren Reihe den Weg entlang, der zu den
Gebieten Glenbharr und Barwick führte. Plötzlich hatten es alle eilig, ihre
Familien vor den englischen Soldaten zu retten, auch wenn sie noch immer unter
Schock wegen des soeben Gehörten standen.
Zurück
blieben Ewan und Mìcheal, deren Frauen und der Rest der Familie. Einige Minuten
lang schwiegen sie andächtig – die Wissenden, weil sie ihre Soldaten vor dem
Tode gerettet hatten; Eden, Peader und Màiris Söhne noch immer fassungslos.
„Wir
können Ewans Verletzung dankbar sein“, meldete sich schließlich Peader mit
belegter Stimme zu Wort. „Wäre er nicht angeschossen worden, sodass wir nicht
mit der Truppe des Prinzen gehen konnten, wären wir jetzt
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