Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
Vorgeschichte
London
2005. Die Werbeassistentin Joan Harris hört im Traum immer wieder eine flehende
Stimme in einer unbekannten Sprache. Sie geht der Sache auf den Grund; über das
Tagebuch ihrer verstorbenen Großmutter Fiona erfährt Joan, dass auch diese von
den mysteriösen Träumen heimgesucht worden war. Fiona hatte herausgefunden,
dass es sich bei der fremden Sprache um Gälisch handelte und nahm sich vor, in
die schottischen Highlands zu reisen, um den Ursprung der Träume zu ergründen.
Ihr plötzlicher Herztod durchkreuzte das Vorhaben – und nun will Joan den Plan
der Großmutter in die Tat umsetzen, denn inzwischen hat sie die Neugier
gepackt.
Ohne jemanden einzuweihen,
reist Joan nach Schottland. Die Reiseroute der Großmutter führt sie in einen
kleinen Ort in der Nähe von Glenbharr Castle, der Ruine, von der Fiona glaubte,
dort Antworten auf ihre Fragen zu erhalten. Joan kann nichts Auffälliges
feststellen, doch dann hört sie auf dem Burghof plötzlich die klagende Stimme
aus ihren Träumen, obwohl sie hellwach ist! Wie in Trance folgt Joan der
geisterhaften Stimme hinaus in den Wald; sie weiß nicht, wie lange sie bereits
durch das Dickicht gestolpert ist, als sie in eine Grube stürzt und das Bewusstsein
verliert.
Als
Joan erwacht, stellt sie fest, dass sie sich einen Knöchel verstaucht hat,
sodass es ihr unmöglich erscheint, aus eigener Kraft ihrem dunklen Gefängnis zu
entfliehen. Sie wird von Panik ergriffen, als sie feststellt, dass sich am
Boden der Grube menschliche Knochen befinden und beginnt, um Hilfe zu rufen.
Irgendwann vernimmt Joan raue männliche Stimmen und schwört sich, sofort nach
ihrer Rettung zurück nach England zu fliegen – ihr Abenteuerdurst ist längst
gestillt.
Zu
ihrem Erstaunen denken die seltsam gekleideten zerlumpten Männer, die in der
selben Sprache sprechen wie die Frau in Joans Träumen, gar nicht daran, sie
laufen zu lassen. Die Männer nehmen sie mit und halten sie gefangen, und
allmählich dämmert es Joan, dass etwas nicht stimmt. Nach einigen Tagen lassen
die ungepflegten Burschen, von denen Joan inzwischen annimmt, dass es sich um
obdachlose und schlecht erzogene Waldmenschen handelt, ihre Gefangene allein
und drohen ihr, sich nicht vom Fleck zu bewegen, bis sie zurück sind. Sie
fesseln Joan an einen Baum, und sowie sie allein ist, versucht sie sich zu befreien.
Die Männer kommen nicht zurück, auch nicht am nächsten Tag. Schließlich gelingt
es ihr, die Fesseln abzustreifen, und aus Angst, den Halunken zu begegnen,
läuft sie in die entgegengesetzte Richtung. Sie irrt einen Tag lang durch den
dichten Wald, ernährt sich von Beeren und erschrickt, als sie plötzlich die
eigenartigen Männer sieht – aufgeknüpft an den starken Ästen einiger Eichen.
Ohne einen weiteren Blick auf die Leichen zu riskieren, rennt Joan in Panik
weiter – und schluchzt vor Erleichterung auf, als sie durch das Blattwerk die
Mauern von Glenbharr Castle erkennt.
Doch
viel weiter kommt Joan nicht; als sie Stimmen vernimmt, versteckt sie sich und
reibt sich verwundert die Augen, als sie einen Trupp Soldaten sieht – in
altmodischen englischen Uniformen. Bevor sich Joan darüber Gedanken machen
kann, fühlt sie eine kräftige Hand auf ihrem Mund. Als Joan ihren ersten
Schrecken überwunden hat, blickt sie dem schönsten Mann, den sie jemals gesehen
hat, in die blauen Augen; er ist ebenfalls mit einem altertümlichen Kilt
bekleidet und erkundigt sich barsch mit harten schottischen Akzent, was Joan im
Dickicht zu suchen hat. Verwirrt erklärt sie ihm, dass sie sich verlaufen hat –
was sogar der Wahrheit entspricht.
Der
schöne Fremde merkt, dass Joan Engländerin ist und fragt, wieso sie sich vor
ihren eigenen Landsleuten versteckt hält. Da Joan keine Antwort einfällt, macht
sie sich verdächtig; der Mann stellt sich mit dem Namen Ewan MacLaughlin of
Glenbharr vor und erklärt Joan zu seiner Gefangenen, da sie sich unerlaubt auf
dem Gebiet seiner Familie aufhält. Er nimmt die zaudernde rothaarige
Engländerin beim Arm und bringt sie zur Burg. Joan stockt beim Anblick von
Glenbharr Castle der Atem, denn die Ruine, die sie vor einigen Tagen aufgesucht
hat, hat sich wie durch Zauberhand in ein stattliches intaktes Bauwerk
verwandelt. Auf dem Burghof sieht Joan Leute in Kleidern aus vergangenen
Jahrhunderten, und noch bevor sie das Unbegreifliche realisieren kann, wird sie
von Ewan ins Burginnere gebracht. In einer Art Saal sitzen ein paar Männer mit
langen
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