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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ausgebrannten Weide sein Unwesen treibt.«
     Auffordernd griff er in einen großen Weidenkorb und zog ein engmaschiges Bastnetz hervor.
     »Hab’ ich selber geknüpft«, erklärte er stolz.
     »Hmm, frisch gebratene Welsstücke, die schmecken so lecker«, schwelgte er in erwartungsvoller Vorfreude und rieb sich sein kleines Bäuchlein.
     »Wels, du spinnst!«, belehrte ihn Paddie. »Die schlafen doch am Tage und kommen nur des Nachts aus ihren Höhlen geschwommen.«
     Neugierig begutachtete er anschließend das Netz und zerrte fachmännisch an den Knoten.
     »Na, den großen Wels wirst du damit wohl nicht fangen, aber für ein paar fette Brassen wird es gut genug sein.«
     »Die schmecken aber auch und lassen sich außerdem leichter fangen«, stellte Rapak fest und strich sich eine schwarze Strähne aus der Stirn. Rapaks Name führte auf seine tief blau-schwarze Haarfarbe zurück und war die Bezeichnung für eine Krähe.
     Wie Paddie wusste, brachte Rapaks Vater einst seine Mutter von einer dreijährigen Handelsreise aus dem fernen Konstantinopel mit. Sie starb an einem hohen Fieber, kurz bevor der kleine Rapak das zweite Lebensjahr erreicht hatte.
     Rapak war mit seinen fast vierzehn Lenzen der älteste der drei Freunde und genoss in seiner Familie Freiheiten, von denen Paddie und Bikus nur träumten. Er durfte mit Vaters Speer und Bogen auf die Jagd gehen, wann immer er wollte. Ja, er wurde nicht einmal gescholten, wenn er heimlich von Vaters süßem Met etwas stibitzte.
    Aber auch von den jungen Mädchen erntete der schlanke, hochgewachsene Rapak oft neugierige Blicke, was ihn aber meist nicht sonderlich interessierte. Kurzum, Paddie und Bikus sahen in ihrem großen Freund ein leuchtendes Vorbild und schenkten ihm uneingeschränkt Bewunderung.
     Ein tiefer Seufzer entrang sich Paddies Brust.
     »Wie gerne wäre ich mit euch gegangen, aber wer soll auf diese blöden Schafe aufpassen?«
     Enttäuscht blickten seine beiden Freunde zu den wiederkäuenden Wollknäueln hinüber und zuckten ratlos mit den Schultern.
     »Na, da kann man nichts machen. Wenn du aber später nachkommen willst, wir sind dort hinten am See«, Rapak wies mit dem Finger in die betreffende Richtung, »dort, wo die vom Blitzschlag ausgebrannte Weide steht.«
     »Und wenn du nicht kommen kannst, dann ist es auch nicht so schlimm. Ich lasse dir für heute Abend einfach einen Fisch übrig«, fügte Bikus hinzu und leckte sich voller Vorfreude die Lippen.
     In ein verzweifeltes Grübeln fallend schaute Paddie seinen Freunden hinterher, die bald darauf in den dichten Sträuchern des Ufers verschwunden waren. Er überlegte hin und her, wie er ihnen nur folgen konnte, aber es wollte ihm einfach nichts einfallen.
     So saß er immer noch missmutig an einen Baum gelehnt, als sich seine kleine 6-jährige Schwester Dusa mit einer Handvoll gleichaltriger Kinder näherte.
     »Was machst du da?«, fragte sie neugierig und musterte ihren großen Bruder von oben bis unten. Plötzlich hatte Paddie eine Idee, wie er doch noch zu seinen Freunden eilen konnte. Er setzte eine todernste Miene auf und erklärte seiner Schwester mit verschwörerischer Miene: »Ich beschütze die Schafe vor den hungrigen Räubern des Waldes.«
     Erschrocken blickte sich die kleine Kinderschar nach allen Seiten um.
     »Aber das ist doch bestimmt sehr gefährlich. Hast du denn gar keine Angst?«, flüsterte Dusa, während die anderen Kinder enger zusammenrückten.
     »Oh, das ist sogar sehr gefährlich, aber Angst habe ich keine«, erklärte Paddie feierlich. Wie zufällig spielte er dabei mit seinem Messer, was sofort die Blicke der Kinder auf sich zog.
     »Und warum hast du keine Angst?«, wollte seine Schwester wissen.
    Paddie hob sein Messer in Augenhöhe der Kinder und senkte seine Stimme zu einem Flüsterton, grade laut genug, dass es auch der hinterste der kleinen Zuhörer noch verstand.
     »Siehst du dieses Messer hier?«
     »Ja«, flüsterte Dusa und reckte neugierig die Nase vor.
     »Das ist kein gewöhnliches Messer, wie du vielleicht denkst.«
     »Nein? Was ist es denn für ein Messer?«
     »Nun, mein liebes Schwesterlein, dies hier ist ein Zaubermesser.«
     Die Augen von Paddies Schwester blickten skeptisch auf Paddies Hand, aber ihre kleine Gefolgschaft bekam große Augen und spitzte die Ohren, um nichts zu versäumen.
     »Ein Zaubermesser!«, flüsterten die Kleinen ehrfürchtig und nickten sich verstehend zu.
    Dusa schaute ihrem großen Bruder

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