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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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jedoch ungläubig in die Augen: »Du spinnst!«, stellte sie fest.
     »Aber nein doch, es ist wirklich ein Zaubermesser«, spielte Paddie sein Spiel weiter.
     »Und von wem willst du das Zaubermesser bitteschön bekommen haben?«
     »Könnt ihr das Geheimnis denn auch für euch behalten?«
     Alle Kinder nickten eifrig, während Dusa nur nichtssagend mit den Schultern zuckte. »Vielleicht.«
     »Dann will ich es euch also erzählen. Aber psst! Es ist ein ganz großes Geheimnis, was ich noch niemandem erzählt habe, und ihr dürft es nicht weitererzählen!«
     Als die Kinderschar eifrig nickte, hob Paddie, Achtung gebietend, seinen Zeigefinger.
     »Dieses Messer gehörte einst der Großen Jagdgöttin.«
     Ein aufgeregtes »Aah« und »Ooh« raunte durch die kleinen Zuhörer. Jedoch, Paddies Schwester hegte immer noch ernsthafte Zweifel an den Worten ihres großen Bruders.
     »Ach, und die Große Jägerin hat es dir einfach so gegeben, wie?«
     »Nein, so einfach gegeben hat sie es mir natürlich nicht!« Paddie war in seinem Element. Wenn es darum ging, Geschichten zu erfinden, dann konnte ihm niemand aus dem Dorf auch nur annähernd das Wasser reichen.
     »Also, das war so: Vor ein paar Wochen bin ich einmal allein durch den Wald gelaufen.«
     »Wo denn?«, wollte es Dusa wieder ganz genau wissen.
     »Das war dort hinten«, Paddie steckte den Arm in eine ungefähre Richtung aus, »da, wo der große Moorsee liegt.«
     Erschrocken riss Dusa den Mund auf. »Bist du da etwa reingegangen?«
     »Ach wo, du kleines Dummerchen. Meinst du etwa, ich gehe freiwillig ins Moor?«
     »Oh, und ich dachte schon …«, atmete das kleine Mädchen auf.
    Paddie grinste.
     »Und wie ich so am Rande des großen Moorsees entlanglief, hörte ich plötzlich ein leises Jammern und Winseln aus den Büschen. Ja, und da habe ich einfach nachgesehen.«
     »Also«, spann das kleine Mädchen den Faden ihres listigen Bruders einfach weiter, »und da hast du die Große Jägerin gefunden, die sich ein Bein verstaucht hatte und …«
     »Dusa, bitte!«, wies Paddie sie kopfschüttelnd zurecht. »Ein kleines Bärenjunges habe ich gefunden, jawohl!«
     Dusas Stimmung änderte sich schlagartig. Leise Wehmut klang in ihrer Stimme mit.
     »Oh, ein kleines niedliches Bärenkind, so schön weich und kuschelig. Warum hast du es denn nicht einfach mitgebracht? Ich hätte mich doch um das Kleine gekümmert und es gefüttert.«
     »Aber Schwesterlein, das geht doch nicht. So ein Bärenjunges wird doch auch einmal größer und was willst du dann machen? Jede Woche ein Schaf verfüttern?«
     Das kleine Mädchen zuckte bedauernd mit den Schultern.
     »Schade, ich dachte ja nur …«
     »Nun weiter«, wurde Paddie langsam ungeduldig. Womöglich fingen die Freunde grade einen großen Fisch und er war nicht dabei. Was für ein furchtbarer Gedanke!
     »Das Bärenjunge saß in einer Falle fest und war schon ganz schwach vor Hunger und Durst. Ich habe es also zuerst aus der Falle befreit und ihm dann mein ganzes Mittagsbrot zum Fressen gegeben. Nicht ein einziges Krümelchen blieb noch für mich übrig. Anschließend führte ich den kleinen Bären zum Wasser, wo er seinen großen Durst stillen konnte. Ihr hättet einmal die dankbaren Augen des Kleinen sehen sollen, als er sich davontrollte. In der folgenden Nacht erschien mir dann die Große Jägerin im Traum und bedankte sich bei mir für die gute Tat. Sie sagte zu mir, dass ihr alle Tierkinder des Waldes heilig wären. Als ich dann am anderen Morgen erwachte, lag dieses Messer neben mir. Die Göttin hatte es mir zum Geschenk gemacht, damit es mich vor allen bösen Geistern und wilden Räubern des Waldes schützen möge.«
     Die Münder der kleinen Kinder standen weit offen, ihre Augen hingen buchstäblich an den Lippen des doppelt so alten Jungen, damit ihnen auch ja kein Wort entgehen konnte. Insgeheim frohlockte Paddie, als er das Misstrauen seiner kleinen Schwester schwinden sah. Trotz ihres jungen Alters kannte sie ihren Bruder schon gut genug, um ihm nicht alles für bare Münze abzukaufen. Aber die soeben gehörte Geschichte und auch die ernsthafte Art, wie Paddie sie vorgetragen hatte, da musste schon einiges dran sein.
     »Brüderchen«, flüsterte sie bittend, »darf ich auch einmal dein Zaubermesser in die Hand nehmen?«
     Blitzschnell zog Paddie die Hand mit dem Messer zurück und versteckte sie hinter seinem Rücken.
     »Oh, du kleines Dummerchen! Glaubst du denn etwa, dass die

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