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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Große Jägerin mir das Messer zum Spaß schenkte? In meinem Traum hatte sie noch zu mir gesagt, dass mich dieses edle Messer besonders beim Hüten der Schafe beschützen werde. Warum glaubst du denn, vertrauen mir die Erwachsenen diese verantwortungsvolle und wichtige Arbeit an? Sie tun es, weil sie genau wissen, dass die Schafe bei mir in den besten Händen sind.«
     Paddies Schwester war nun endgültig von der Geschichte überzeugt, denn sie hatte noch niemals gehört, dass ihrem Bruder auch nur ein einziges Schaf abhandengekommen wäre.
     »Ist das Schafehüten eigentlich schwer?«, versuchte sie aber weiterhin an das begehrte Zaubermesser heranzukommen.
     »Oh ja!«, erklärte Paddie mit ernsthafter Stimme, obwohl er sich das Lachen nur noch mühsam verkneifen konnte.
     »Es sind ja nicht nur die wilden Tiere, vor denen man sich in Acht nehmen muss, sondern man muss auch immer ganz genau aufpassen, dass die Schafe sich nicht zu weit von der Wiese entfernen oder gar in den Wald laufen.«
     Paddie deutete mit wichtiger Miene auf die kleine Herde, die immer noch faul und wiederkäuend im Schatten lag.
     »Und vor allem muss man darauf achten, dass die Schafe immerzu kau en. Wenn sie nämlich nicht mehr kauen, dann haben sie kein Futter im Maul. Und wenn sie kein Futter haben, dann werden sie schwach und mager, ihre Wolle wird dünn und flachsig und sie geben auch k eine Milch mehr. In diesem Fall muss man ihnen sofort ein paar saftige Gräser suchen und sie damit füttern, damit sie auch ja weiterkauen.«
     Die kleine Dusa überlegte, während die anderen Kinder miteinander tuschelten und ihr schließlich etwas ins Ohr raunten.
     »Bitte Brüderchen«, bettelte sie, »lass uns doch auch einmal die Schafe hüten. Wir werden auch ganz genau aufpassen und nichts verkehrt machen. Das versprechen wir dir, bei der Großen Jägerin!«
     Paddie schien angestrengt zu überlegen, obwohl sein Entschluss schon längst feststand.
     »Bitte, bitte, mein liebes Brüderchen«, flehte Dusa nochmals, wobei sie ihrem Namen – »kleines Seelchen« – alle Ehre machte.
     »Und ich kann mich wirklich auf euch verlassen?«, fragte er mit todernster Miene.
    Eifrig nickten die Kinder und ein vielstimmiges »Ja« antworte ihm.
     »Und ihr werdet auch niemandem davon etwas erzählen?«
     »Niemals!«
     Langsam erhob sich der Knabe und überreichte seiner kleinen Schwester vorsichtig das Messer. Ihre Augen leuchteten vor Stolz, als sie es ehrfürchtig entgegennahm.
     »Also gut«, belehrte Paddie die kleine Kinderschar nochmals.
     »Ich hoffe, dass ich mich auf euch verlassen kann und ihr auch alles so ausrichtet, wie ich es gesagt habe. Und haltet mir ja das göttliche Messer in Ehren und treibt damit keinen Unfug. Noch lange bevor der Abend anbricht, werde ich wieder hier sein und das Messer von euch zurückfordern.«
     Die Kinder hörten jedoch gar nicht mehr richtig zu und murmelten nur noch etwas Unverständliches. Stattdessen hatten sie Paddies Schwester umringt und begutachteten das göttliche Messer von allen Seiten.
     Frohen Mutes konnte sich der kleine Geschichtenerfinder nun eilig auf den Weg machen, dorthin, wo seine Freunde sich schon eine ganze Weile im Fischen übten. Und wenn dann ein großer Fisch am Ufer entlangschwamm, konnte ihn niemand mehr von der Jagd abhalten.
     
    *
     
     
    Kapitel 3
     
     
    Selbstzufrieden und hämisch grinsend überdachte Dietrich nochmals seinen fein ausgeklügelten Plan. Alles war perfekt angelaufen, so wie immer, wenn er die Fäden selbst in den Händen hielt. Wenn alles wunschgemäß verlief, dann war der Graf am Ende nicht nur um einen Batzen reicher, sondern auch gleichzeitig einige seiner ärgsten Feinde los.
     Langsamen Schrittes durchmaß Dietrich sein Gemach, in das er sich stets zurückzog, wenn es geheime Pläne zu schmieden galt. Zwölf Schritte von der Tür zum Kamin, zehn Schritte vom Kamin zum Fenster und dann wieder zurück.
     Die Dielen knarrten im Takt zum Leder seiner Stiefel und sein langes, reich verziertes Schwert gab jedes Mal ein feines Schleifen von sich, wenn es über den Stoff seiner Hose strich. Ansonsten herrschte eine vollkommene Stille in diesem, seinem allerheiligsten Gemach. Kein störender Laut drang mehr in den höchsten Raum des Wohnturmes herauf, dessen unverkleidete Decke von gewaltigen, rauchgeschwärzten Balken durchzogen wurde.
     Der Raum war spartanisch eingerichtet und glich eher einer Rüstkammer als einem fürstlichen

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