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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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des Gefangenenlagers, hatte die kleine Schar der tapferen Feisnecksiedler ihr Nachtlager aufgeschlagen. Sie wollten nicht in der Stadt bleiben und in irgendwelchen fremden Häusern übernachten, wo sie ohnehin niemand willkommen hieß. Die engen Gassen, die vielen eingemauerten Hinterhöfe, ja selbst die unzähligen neuen Gerüche waren ihnen einfach zu fremdartig. Wie schön und weitläufig war dagegen doch ihr einfaches Dorf angelegt. Wie vertraut waren all die heimischen Düfte nach Wald und Wasser, die sie dort umgaben. Aber hier? Keiner vermochte sich vorzustellen, dass er in solch einer Stadt leben, geschweige denn sich wohlfühlen konnte.
     Unweit des Lagers, müde und zerschunden, streckten Paddie und Rapak ihre Beine aus und betrachteten nachdenklich die letzten schwarzen Rauchfahnen, die immer noch wie Todesboten über der Stadt hingen. Es war viel geschehen in den letzten Tagen. Ohne dass es ihnen so richtig bewusst geworden war, hatte sich in ihren Köpfen ein Reifeprozess vollzogen, wie sie ihn unter normalen Umständen erst in einigen Jahren erfahren hätten. Anstatt sich wieder neue Neckereien oder Abenteuer auszudenken, waren ihre Gedanken nun voller Sorgen um die vielen Verletzten. Unentwegt hatten sie während des Kampfes Verbände angelegt, den Blutstrom abgeschlagener Gliedmaßen gestillt und zu guter Letzt auch noch beim Abtransport derjenigen geholfen, die sich nicht mehr aus eigener Kraft auf den Beinen halten konnten. Viel Blut hatten sie gesehen - unglaubliche Ströme von Blut. Viel mehr als bei der Schlacht um ihr Dorf geflossen war. Hier hatten nämlich nicht nur ein paar Hundert Männer gegeneinander gekämpft, hier waren es Tausende gewesen. Aber erst jetzt, wo sich die vielen Priester und Heilkundigen um die Verletzten kümmerten, hatten sie etwas Zeit und Ruhe gefunden zum Nachdenken.
     »Ist es nun vorbei?«
     »Was?«
     »Dieser furchtbare Krieg. Ich meine, wir haben doch gesiegt, oder?«
     Rapak zuckte mit den Schultern.
     »Ich weiß nicht, vielleicht.«
     Paddie dachte über die Antwort seines Freundes nach, kam aber zu keinem befriedigenden Ergebnis. Und dabei wäre er doch so gerne wieder nach Hause gekommen. Ob Kosi wohl noch auf ihn wartete? Er war ihr doch ein Stelldichein schuldig geblieben. Oder hatte sie sich in der Zwischenzeit einen anderen als Freund auserkoren? Bei allen Göttern, nur das nicht! Paddie wurde ganz mulmig im Bauch, je länger er seinen Gedanken freien Lauf ließ.
     »Komm, lass uns etwas essen, mir knurrt der Magen«, unterbrach Rapak den aufgewühlten Gefühlsstrom seines Freundes und erhob sich schwerfällig.
     Langsam und schweigend schlenderten die Freunde auf die Feuerstelle zu, die inmitten ihres Lagers brannte. Jeder Schritt, der sie ihrem Ziel näher brachte, verjagte ihre trüben Gedanken ein kleines Stückchen weiter. Den Grund dazu lieferte ihr kleiner Nimmersatt, dessen aufgeregte Stimme sie schon von Weitem hörten: »Ich hab euch doch gleich gesagt: Tut mehr Fleisch in die Suppe und nicht so viel Gemüse!«, fuhr Bikus einige Frauen an, die etwas verlegen um einen großen Kessel standen.
     »Das sieht ja aus wie Kraut und Rüben, die in einem trüben Teich schwimmen. Wer soll denn davon satt werden?«
     Nach ein paar schnellen Schritten weilte der frisch ernannte Oberkoch bereits am nächsten Feuer.
     »Da muss mehr Holz drauf«, belehrte er, der Verzweiflung schon ziemlich nahe, die nächste Köchin, »siehst du denn nicht, dass es gleich aufhört zu brodeln?«
     Noch während er lauthals schimpfte, schöpfte er mit einer großen Holzkelle eine seimige Kostprobe aus dem großen Topf.
     »Hm, Kascha«, probierte er fachmännisch und bestimmte: »Da müssen noch mindestens vier Kellen Honig und zwei Krüge Sahne ran! Schlehen sind mehr als genug, davon keine mehr!«
     Mit den ersten Anzeichen des Angstschweißes auf der Stirn stand Bikus einen Augenblick später an der nächsten Feuerstelle, über der zwei sechs Fuß lange Drehspieße hingen.
     »Beim allmächtigen Swarozyc, willst du die Hasen dem Feuergott opfern? Doch nicht so viel Holz auflegen! Und drehen, sag ich dir, drehen, damit sie gleichmäßig braten und nicht schwarz werden. Ist das denn wirklich so schwer zu begreifen?«
     Erst als Paddie und Rapak ihrem Freund lachend auf die Schulter schlugen, unterbrach dieser sein Gezeter und Gejammer.
     »Ach ihr seid’s«, fuhr er erschreckt herum und wischte sich mit einem großen Tuch die Schweißperlen von der

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