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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Stirn.
     »Ihr könnt euch ja gar nicht vorstellen, wie viel Kraft und Nerven das hier alles kostet.«
     Paddie und Rapak sahen sich im ersten Moment völlig verblüfft an, bevor sie laut loslachten. Wie eine Zentnerlast fielen die schlimmen Erlebnisse der letzten Stunden von ihren Schultern und wurden in die hintersten Winkel ihres Bewusstseins verdrängt. Für einen kurzen Moment vergaßen sie all das Blut, das Leid und den hundertfachen Tod, den sie heute erlebt hatten. Der dumpfe Druck, der bisher auf ihren Herzen gelastet hatte, verschwand, und auch das Luftholen fiel ihnen mit einem Mal wieder viel leichter. Und dies allein hatte nur das gemeinsame Lachen bewirkt. Das Lachen unter Freunden, die stolz darauf waren, einen Platz unter ihresgleichen gefunden zu haben. Freunde, die einfach nur glücklich waren, dass sie immer noch gesund und munter beisammen sein konnten.
     Ihre gute Laune hielt während des gesamten Abendschmauses an und entgegen allen Prophezeiungen ihres Meisterkoches: Das Essen schmeckte vorzüglich.
     Satt und zufrieden saßen sie beisammen, als plötzlich Rapaks Oheim, der Schmied vom Melzersee, im Lager auftauchte. Mit forschenden Blicken sah Lenik prüfend über den Lagerplatz und schritt dann zielstrebig auf die drei Halbwüchsigen zu.
     »He, ihr drei«, rief er schon von Weitem, »seid ihr satt?«
     Bikus rieb sich zustimmend seinen Bauch, während Paddie und Rapak eifrig nickten.
     »Gut, dann schnappt euch einen Kessel, tragt die Reste zusammen, und folgt mir.«
     Fragende und verständnislose Blicke richteten sich auf ihn.
     »Wohin denn?«
     »Wieso denn das?«
     Lenik lachte und belehrte die drei Freunde: »Das habe ich mir doch fast gedacht. Ihr schlagt euch die Bäuche voll, dass ihr euch kaum noch bewegen könnt und das Knurren der Mägen unserer Gefangenen, das hört ihr nicht. Oder?«
     Beschämt sprangen die Freunde auf die Beine und liefen zur Feuerstelle hinüber. Zwei Männer aus Leniks Gefolge hatten bereits einen dicken Ast unter den eisernen Henkel eines großen Kochkessels geschoben und luden ihn sich auf ihre Schultern. Paddie und Rapak taten es ihnen gleich und nahmen einen weiteren Kessel auf. Bikus hingegen warf in aller Eile Brot und Fleischreste in eine Kiepe.
     Natürlich hatte Rapaks Oheim recht, wenn er an das Wohl der Gefangenen dachte. Die meisten von ihnen waren sowieso nur Frauen, Kinder und alte Männer, die nichts für den Krieg konnten. Mönche und entmutigte Kriegsknechte waren zwar ebenfalls im selben Lager untergebracht worden, bildeten aber nur den geringen Teil.
     Als die Freunde ihr Ziel erreichten, sahen sie, dass auch von den anderen Stämmen Essen herbeigeschafft wurde.
     »Da soll doch noch einmal jemand sagen, dass wir unsere Feinde nicht ordentlich behandeln«, kommentierte Bikus und setzte schnaufend seinen Korb ab. Auch Paddie und Rapak bogen weit ihre schmerzenden Rücken nach hinten, nachdem sie sich ihrer schweren Last entledigt hatten.
     Paddie nahm nun zum ersten Mal bewusst wahr, wie viele Gefangene sich überhaupt im Lager befanden. Wie hatte der kleine Thietmar damals zu ihm gesagt? Zehn mal hundert oder dreißig mal hundert? Auf jeden Fall waren es aber bestimmt viel mehr als eintausend Menschen, wenngleich Paddies Rechenkünste nur eine nebulöse Vorstellung von einer so großen Zahl zuließen.
     »Bikus«, wandte er sich an seinen Freund.
     »Ja?«
     »Ich glaube, du musst morgen wohl noch ein paar Kessel zusätzlich übers Feuer hängen, wenn wir die hier alle satt kriegen wollen.«
     Ohne weiteren Kommentar, wie es sonst immer üblich war, wenn es ums Essen ging, nickte sein Freund schweigend und rieb sich grübelnd die Stirn.
     »Paddie!«, rief plötzlich inmitten der Gefangenen eine helle Kinderstimme.
     Sofort richteten die Freunde ihre Sinne in die Richtung und versuchten den Rufer in der beginnenden Dämmerung ausfindig zu machen.
     »Paddie!«, rief es abermals.
     Bewegung entstand in der Menge, als sich ein kleiner Junge rücksichtslos seinen Weg bahnte.
     Und dann hatte Paddie erkannt, wer nach ihm rief.
     »Thietmar, ich komme!«, antwortete er lauthals und rannte an den verblüfften Wachtposten vorbei, mitten in die Gefangenen hinein.
     Voller überschwänglicher Freude fielen sich die ungleichen Jungen in die Arme. Auch Rapak und Bikus wurden mit eingeschlossen, als sie sich gleich darauf zu ihnen gesellten. Sie schlugen sich gegenseitig auf die Schultern, boxten sich freundschaftlich in

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