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Die ehrenwerten Diebe

Die ehrenwerten Diebe

Titel: Die ehrenwerten Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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hochempfindlichen Abhörgeräten.
    Das Rätsel war gelöst.
    »Seit wann lassen Sie bei Ihrem Schneider arbeiten?«
    »Seit einem halben Jahr«, erwiderte Plaschke.
    »Und seit wann gibt es diese Pannen?«
    »Ebenfalls seit einem halben Jahr«, antwortete Plaschke.
    »Dann«, erwiderte ich, »wird es für Sie höchste Zeit, daß Sie ihren Couturier wechseln.«
    Wir überfielen den Salon Monsieur, den der eitle Junior-Partner, aber auch der Senior-Teilhaber in regelmäßigen Abständen aufgesucht hatten. Wir setzten den Inhaber unter Druck. Der Mann hielt ihm nicht lange stand. Als wir ihm zusicherten, daß wir die Polizei aus dem Spiel ließen, gestand er, im Auftrag des gewerbsmäßigen Ideen-Spions Maier das elektronische Ungeziefer in die Anzüge bestimmter Kunden eingebaut zu haben. Der Slogan-Dieb brauchte dann nur noch mitzuhören oder gar die Gespräche auf Tonband festzuhalten.
    Das Mithören war keineswegs nur auf die Werbebranche beschränkt. Ich konnte auch noch einige andere Industrielle, bei denen es in letzter Zeit zu merkwürdigen Vorkommnissen gekommen war, überreden, den Schneider zu wechseln.
    Die DREI-KLANG-WERBUNG trat sofort von dem Auftrag zurück, und der Zigarettenkonzern übertrug ihn noch am gleichen Tag den RAPLA-Leuten. Wichtiger als der lukrative Werbeetat war für Raschke & Plaschke die Sanierung ihres guten Rufes.
    Als Cora und ich das Haus verlassen wollten, trat uns der elfjährige Klaus in den Weg.
    »Eigentlich habe ich den entscheidenden Tip gegeben«, behauptete er. »Ich hab' auf Onkel Sigi hingewiesen.«
    »Auf seine Freundinnen«, verbesserte ich ihn.
    »Das ist doch dasselbe«, versetzte Klaus. »Hätte er nicht so viele Mädchen, wäre er nicht so eitel. Wäre er nicht eitel, brauchte er nicht so oft zum Schneider. Wäre er nicht beim Schneider gewesen, hätte uns dieser Maier nicht beklaut …«
    So konnte man die Dinge auch sehen, und wir mußten noch ein paar Mal während des Flugs nach München über den pfiffigen Knirps lachen.
    In Riem stand mein Jaguar; ich brauste mit Cora erstmals an den Starnberger See. Ich wußte, daß es eine folgenschwere Jungfernfahrt werden konnte.
    Wie es sich gehört, trug ich Cora über die Schwelle meines Bungalows; es war, als würde ich dabei auch eine Hemmschwelle überwinden.
    »Hübsch hier«, sagte sie.
    Dann klingelte das Telefon.
    Es klingelte ununterbrochen.
    Es läutete Sturm.
    Ich wollte es überhören.
    Cora sah, wie ich mit mir kämpfte. »Wenn du jetzt ans Telefon gehst«, sagte sie, »platzt unsere Verlobung.«
    »Sind wir denn verlobt?« fragte ich.
    »Wir waren es«, versetzte Cora, »falls du den Hörer abnimmst.«
    »Dann will ich dir zeigen, wie ich ab heute unsere Zweisamkeit schützen werde.« Ich griff nach dem Hörer, um einem Industrie-Tycoon zu sagen, daß mir ab sofort mein Privatleben wichtiger sei als seine Firmensorgen.
    »Entschuldigung«, sagte ein Unbekannter.
    Es war eine Fehlverbindung.
    Wir lachten beide.
    Dann ging ich noch einmal an das Telefon und sprach in den Anrufbeantworter:
    »Mike Fabian ist für lange Zeit abwesend, denn er befindet sich auf Hochzeitsreise. Falls Sie dem Brautpaar Blumen nachzusenden wünschen, erreichen Sie es auf den Bahamas, Nassau, Hotel Balmoral Beach, West Bay Street. Anrufe zwecklos, DO NOTDISTURB !«
    »Richtig?« fragte ich.
    »Hoffentlich«, sagte Cora, und ich zog sie an mich.
     

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