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Die Einsaetze

Die Einsaetze

Titel: Die Einsaetze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Griesheim
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Husky-Mischlingshündin einige Meter vor und wartet, bis Herrchen auf fast
derselben Höhe ist. Ein Vollblut wäre bald nur noch ein grauer Punkt in der Ferne. Ein Husky ohne
Leine ist wie ein Freund ohne Wiederkehr, sagt ein altes Inuit-Sprichwort. Die Inuit schlagen einen
Pflock ins Eis und binden ihre Hunde daran fest. Könnte man dies doch auch so einfach mit
Menschen machen, damit sie einen nicht verlassen.
    So kurz vor sieben Uhr sind doch schon einige Körperbewusste auf dieselbe Idee wie Palmstedt
gekommen und laufen sich gegen die vor Licht stechenden Sonnenstrahlen wach. Es wird einer
dieser Sommertage werden, nach denen man sich in der dunklen Jahreshälfte so sehnt, besonders an
den Abenden, wenn die Depressionen kommen, die schwarzen Erinnerungen, die in Alkohol
ertränkt werden. Verdünnt. Aufgelöst. In die Flucht geschlagen.
    Palmstedt bevorzugt mittlerweile die ruhige, aber regelmäßige Gangart, was den Sport betrifft.
Keine Grenze muss mehr erfahren werden, kein Schmerz ist mehr der Beweis für Leistung, das
Mittel zur Glückseligkeit. Jugend ist in Punkten skalierbar und kann daher in Tabellen abgelesen
werden. Sie ist eine flüchtige Gabe, ein Schloss aus Marzipan, an dem der Zahn der Zeit nagt. Ein
Geschenk, das die Beschenkten, die, die die Jugend innehaben, noch nicht einmal zu schätzen
wissen. Und wenn sie es endlich wissen, ist es zu spät. Niemand kann ihr Schwinden aufhalten, nur
verlangsamen, die Stufen nach unten in den Tabellen allmählich beschreiten, anstatt mit Gewalt die
Position behaupten oder gar verbessern zu wollen. Ausdauer, kein Auspowern! Die Weisheit des
aufkommenden Alters.
    Während des Laufens arbeitet Palmstedts Gehirn wieder wie früher: Wo wurde die Leiche
ausgesetzt? Im Henks Bericht stand, dass sie ca. 30 Stunden im Wasser gelegen haben muss, bevor
sie geborgen wurde. Da sie in den Tauen des Restaurantschiffes hängen blieb, besteht die
Möglichkeit, dass sie vielleicht gar nicht so weit von dem Schiff entfernt in den Main geworfen
wurde. Die Druckwellen der Schleppkähne hätten sie mühelos ans Ufer drängen können.
    Allerdings gibt es hier in der Aue keine Stelle, die gut mit dem Auto anzufahren wäre, von dem
Anleger des Rudersportvereins einmal abgesehen. Die Stelle kommt aber wegen des Chinesischen
Restaurants mit Terrasse gegenüber nicht in Frage. Es hat bis weit nach Mitternacht geöffnet. Zu
viele mögliche Zeugen. Letzte Gäste, Personal, das erst im Morgengrauen die Arbeitsstelle verlässt.
Die oder der Täter hätten die Leiche daher umständlich zum Ufer transportieren müssen. Natürlich
hätte sie auch von einem der Schiffe fallen können. Aber wie gelangte dann das Opfer auf einen
Mainschlepper? Oder machte es eine Tour auf den Ausflugsschiffen, die in Frankfurt und Mainz
anlegen?
    Es ist nur eine Idee. Es war ein schönes Wochenende. Henk soll Christian Paulus' Foto bei den
Reedereien vorlegen. Bei den Kassiererinnen in den Kassenhäuschen am Kai. Christian Paulus'
hübsches Gesicht ist vielleicht in Erinnerung geblieben, seine charmante Art, sein
Lächeln.
Palmstedt hat sich längst ein lebendiges Bild von Christian Paulus gemacht. Warum soll es in
Christian Paulus' Leben nur eine Frau gegeben haben? Warum nur Heike Petzold? Sind nicht alle
Männer gleich? Haben sie nicht alle dasselbe unstillbare Verlangen, ihrer gottgegebenen Natur zu
folgen?
Ihre
biologische Aufgabe
zu erfüllen? Begatten und
immer
wieder
Begatten. Zum
Fortbestand der Art. Zur Sicherung des Genpools. Zum Überleben der Menschheit. Ist Sex daher
nicht das einzige, was Sinn macht im Leben eines Mannes? Und ist das Streben nach Karriere und
Geld letzten Endes nicht dadurch nur motiviert, um fortwährend an Sex zu gelangen? Ist Abraham
nicht der Vater der vielen Völker?
    Am Kinderspielplatz legt Palmstedt eine Dehnpause ein und Arka freut sich schon auf das
Gerangel mit ihm. Die Uferstellen, die ihm bislang auffielen, waren alle zu flach, um von hier aus
einen Leichnam abtreiben zu lassen. Er wirft einen Stock über die Böschung, Arka läuft begeistert
hinterher und springt japsend in den Main. Sie ist eine gute Schwimmerin. Nach wenigen Sekunden
hat sie den Fang im Maul und zieht sich wieder aus dem Wasser. Nein, hier ist die Strömung auch
nicht stark genug an den Seiten, die Leiche hätte sich gleich in der Böschung verfangen. Arka
kommt sich schüttelnd auf Palmstedt zugelaufen, er weicht ihren aus dem Fell geschleuderten
Wasserspritzern aus, was das Tier

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