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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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einem asiatisch aussehenden Mädchen. Emmas Haar war nach hinten gekämmt und betonte ihre ausgeprägten Wangenknochen und die kleinen Ohren, wodurch sie trotz ihres selbstsicheren Lächelns viel verletzlicher wirkte. Sie trug ein ärmelloses T-Shirt, das die nackte, rosige Haut ihrer Arme und ihres Nackens entblößte.
    »Emma Renshaw ist vor etwas über zwei Jahren verschwunden«, erklärte Hitchens. »Sie studierte in Birmingham, an der Hochschule für Kunst und Design der University of Central England. Zuletzt war sie von den jungen Leuten gesehen worden, mit denen sie in einem Haus in Bearwood, ungefähr drei Meilen von der Kunsthochschule entfernt, zusammenwohnte. Bearwood liegt im Black Country.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Fry.

    »Gewiss doch, natürlich.«
    Fry konnte ihm ansehen, wie die Informationen aus ihrer Personalakte in die Erinnerung des Detective Inspectors zurückkehrten. Sein Gesichtsausdruck änderte sich, als ihm die schlimmen Details einfielen. Einen Moment wirkte er verlegen, ehe er wieder seine professionelle Miene aufsetzte.
    »Sie stammen selbst aus dem Black Country, nicht wahr, Diane?«
    »Ja, Sir. Da komme ich her.«
    Black Country, so nannte man das Gebiet westlich der Stadt Birmingham. Alte Industriestädte wie Wolverhampton, West Bromwich, Dudley, Sandwell und Walsall lagen im Black Country. Und auch viele kleinere Gemeinden wie Warley, wo Fry mit ihren Pflegeeltern gelebt hatte, eine Ansammlung von Wohnsiedlungen, die zwischen Birmingham und die Autobahn M5 gequetscht waren. Bearwood lag genau daneben.
    »Äh, ja. Also, das Haus, das die jungen Leute bewohnten, liegt in der Darlaston Road in Bearwood. Emmas Mitbewohner sagten aus, sie hätten sie allein im Haus zurückgelassen. Emma habe über die Osterferien mit dem Zug nach Hause nach Derbyshire fahren wollen. Zumindest habe sie ihnen das so erklärt, und sie hätten keinen Grund gehabt, an Emmas Worten zu zweifeln.«
    »Ihre Mitbewohner waren Alex Dearden, Debbie Stark und Neil Granger«, fügte Fry nach einem Blick in die Akte hinzu.
    »Alles alte Freunde, wie es scheint. Die beiden jungen Männer sind im selben Dorf wie Emma aufgewachsen, in Withens. Debbie Stark stammt aus Mottram, ein paar Meilen weiter weg, aber sie war Emmas beste Freundin in der Highschool.«
    Die Polizei der West Midlands hatte Kopien aller ihrer Akten nach Derbyshire geschickt. Darunter waren auch die Protokolle der Befragungen von Dearden, Stark und Granger und die mehrerer anderer Freunde, Nachbarn, Kommilitonen und Dozenten von Emma Renshaw an der Kunsthochschule. Fry fiel auf, dass
der mit dem Fall der Vermissten beauftragte Beamte der lokalen OCU, der operativen Kommandozentrale, in Smethwick stationiert gewesen war. Den Ort kannte sie ebenfalls gut.
    Fry wusste sogar, wie die Darlaston Road in Bearwood aussah. Sie war sich nur nicht sicher, an welchem Ende der Straße sie die Hausnummer 360B, Emmas Adresse, finden würde. Bearwood mit seinen Geschäften fungierte quasi als Einkaufszentrum für Warley. Sie war oft dort gewesen.
    »Ich bin mir nicht ganz im Klaren über Emmas letzte bekannte Schritte«, sagte sie. »Wer genau war nun der Letzte, der sie gesehen hat? Oder haben die jungen Leute das Haus gemeinsam verlassen?«
    »Neil Granger hat einige Minuten später als die anderen als Letzter das Haus verlassen. Er war auf dem Weg zur Arbeit, hatte aber verschlafen. Er sagte aus, er habe am Abend zuvor zu viel getrunken.«
    »Ist Granger noch rechtzeitig zur Arbeit erschienen?«
    »Ein paar Minuten zu spät«, erwiderte Hitchens. »Er hatte einenWagen, mit dem er nach Birmingham fuhr. Er behauptete, an dem Morgen sei der Verkehr sehr heftig gewesen, und er sei deswegen noch mehr aufgehalten worden. Der Vorarbeiter auf der Baustelle sagte aus, es habe Granger gar nicht ähnlich gesehen, zu spät zu kommen. Normalerweise sei er sehr zuverlässig gewesen. Deswegen glaubte er auch Grangers Erklärung und dachte sich nichts dabei. Er meinte, mit seinen anderen Angestellten habe er weitaus mehr Ärger.«
    Emma war neunzehn Jahre alt, als sie verschwand, und die Richtlinien besagten, dass im Fall einer vermissten weiblichen Person unter einundzwanzig umgehend Nachforschungen angestellt werden mussten. Frauen dieser Altersgruppe galten als besonders gefährdet und fielen, wenn sie als vermisst galten, statistisch gesehen überproportional oft einem Verbrechen zum Opfer.
    Deshalb hatte sich auch der mit dem Fall betraute Polizeibeamte
in Smethwick präzise

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