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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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Nachmittag.«
    »Nein«, sagte Cooper. »Ganz und gar nicht.«
     
     
    Die Brunnenverkleidung von Withens stellte die Legende des heiligen Asaph dar. Wie die Bildunterschrift aus blauen Hortensienblüten und Butterblumen erklärte, war der Erste Mai sein Namenstag. Die Frauen, die den Brunnenschmuck hergestellt hatten, hatten für das Motiv Chrysanthemen und Mais verwendet, außerdem Zuckermais und Reiskörner, die mit Puderzuckerglasur eingefärbt waren. Es musste schließlich alles natürlich aussehen.
    Ben Cooper entdeckte Eric Oxley mit einer Plastikgießkanne in der Hand. Er besprenkelte das Bild mit Wasser, damit es nicht austrocknete. Aber der Hintergrund fing bereits zu bröseln an, und der Flussspat rieselte nach unten wie feiner Kies.
    »Schade, dass Derek Alton nicht hier sein kann, um den Brunnenschmuck zu segnen«, meinte Cooper und blieb hinter Eric stehen. »Aber wenigstens können Sie die Kirche jetzt wieder benutzen. Wir sind fertig mit dem Friedhof.«
    Eric drehte sich um und besprühte Coopers Hose. Aber der stete Nieselregen hatte Cooper bereits mit Nässe überzogen, so dass das bisschen Wasser auch nichts mehr ausmachte.
    »Es freut Sie sicher, zu hören, dass Mr Alton wieder gesund werden wird, nachdem man ihm alle Schrotkugeln aus der rechten Körperhälfte herausgeholt hat. Natürlich wird er noch eine Zeit lang unter Schock stehen. Im Grunde genommen hat er ja zweimal einen schweren Schock erlitten. Ich weiß nicht, welcher von beiden der schlimmere war.«
    »Jeder weiß doch, dass man dieses Ende des Friedhofs in Ruhe lässt«, sagte Eric. »Dort sind schließlich die Eisenbahnarbeiter begraben.«

    »Die an der Cholera gestorben sind?«
    »Ganz recht. Wer kommt schon auf die Idee, dort zu graben?«
    »Offensichtlich Reverend Alton.«
    »Dummer Kerl.«
    Cooper schüttelte den Kopf. »Wenn er es nicht gewesen wäre, hätte es ein anderer getan. Ein Fremder. Vielleicht sogar ein Ausländer.«
    Aber Eric starrte ihn nur an. Cooper vermutete, dass er seine abergläubische Angst, die Cholera zu »stören«, von seinen Vorfahren geerbt hatte, die in der Barackensiedlung gelebt und guten Grund gehabt hatten, die Krankheit zu fürchten. Wo konnte man besser einen Toten verstecken als unter so vielen anderen? Aber die Entscheidung der Oxleys hatte auf dem Glauben beruht, dass die Tradition, diesen Teil des Friedhofs nicht anzutasten, für immer Bestand haben würde. Sie hatten nicht gesehen, dass sich die Dinge veränderten. Sie hatten nicht begriffen, dass eine Veränderung unvermeidbar war. Und das war immer ein Fehler. Immer.
    »Wenigstens haben Sie noch Ihre Traditionen«, sagte Cooper.
    »Was, die Border Rats? Die gibt’s auch nicht mehr lange«, antwortete Eric.
    »Warum?«
    »Na, zum einen werden meine Enkelsöhne nicht bei der Stange bleiben, wenn ich und ihr Vater sie nicht antreiben. Die Leute aus Hey Bridge und aus anderen Orten werden die Tradition zwar weiterführen, aber daraus etwas machen, was sie wollen. Es wird nie mehr dasselbe sein.«
    Eric Oxley griff nach seinem Hut und seinem Stock und schüttelte den Kopf.
    »Die Zeiten ändern sich«, sagte er. »Und unsere Zeit ist fast abgelaufen.«

    Auf dem Parkplatz hatte sich im Regen ein Grüppchen Unentwegter eingefunden, um sich die morgendliche Vorstellung der Border Rats anzusehen. Obwohl die Musiker aus Hey Bridge ihr Bestes gaben, mangelte es den Tänzern an der Kraft und der Begeisterung ihres vorherigen Auftritts in Edendale.
    Cooper sah, dass sie sich dem Finale näherten, der rituellen Tötung der Ratte. Stellten sie mit ihren aggressiven Stockschlägen tatsächlich Tunnelarbeiter dar, die Ratten töteten? Oder zelebrierten sie damit doch den Mord an Nathan Pidcock? Gab es überhaupt einen Unterschied?
    Die Männer, die früher den rituellen Tanz aufführten, mochten dessen Bedeutung noch gekannt haben, aber in der dritten, vierten und fünften Generation hatte sich dessen Inhalt verändert. Der Tanz bedeutete das, was immer die Ausführenden darin sahen.
    Peggy Check, Coopers Nachbarin, hatte eine gute Erklärung geliefert. Dieser rituelle Tanz stellte eine symbolische Tötung dar.Vielleicht die Ermordung von Nathan Pidcock, dem Transportunternehmer, der aus reiner Gier den Ausbruch der Cholera auf dem Gewissen hatte. Aber die Stöcke konnten auch ein anderes Ziel im Visier haben, das Opfer eines Mordes, der jüngeren Datums war und von einer verschworenen Gemeinschaft begangen worden war, die niemals reden würde. Und

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