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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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herrschte die strengste Wachsamkeit. Die Mörser waren geladen, Kugeln und Kartuschen lagen bereit, Gewehre und Pistolen waren fertig zur Hand und die Enternetze konnten jeden Augenblick gehißt werden. Man erinnerte sich eben des Angriffs der »Jane« durch die Bewohner der Insel Tsalal gar zu gut. Unsere Goëlette lag jetzt kaum sechzig Seemeilen von dem Schauplatze jener schrecklichen Katastrophe.

    Die Nacht verging ohne Alarm. Bei Tagesanbruch zeigte sich kein Boot im Gesichtskreise der »Halbrane«, kein Eingeborner am Strande. Die Oertlichkeit erschien verlassen und übrigens hatte auch der Kapitän William Guy hier keine Spuren von menschlichen Wesen gefunden. Man sah weder Hütten auf dem Ufergelände, noch etwa eine hinter diesem aufwirbelnde Rauchsäule, die bewiesen hätte, daß die Insel Bennet bewohnt wäre.
    Von dem Eiland sah ich – ganz den Angaben Arthur Pym’s entsprechend – nur eine felsige, unebene Fläche, die im Umfang eine Lieue messen mochte und völlig unfruchtbar erschien, wenigstens zeigte sich keine Spur von Vegetation darauf.
    Unsere Goëlette lag vor einem einzigen Anker etwa eine Seemeile nördlich davon.
    Der Kapitän Len Guy bemerkte mir gegenüber, daß über die Lage des Eilands kein Irrthum möglich sei.
    »Herr Jeorling, sagte er, sehen Sie dort das Vorgebirge im Osten?
    – Gewiß, Herr Kapitän….
    – Aehnelt die Gestaltung seines übereinander gehäuften Gesteins nicht großen Baumwollballen?
    – Ganz recht, und dasselbe war auch im Berichte angegeben.
    – Wir haben also nur an jenem Vorgebirge ans Land zu gehen, Herr Jeorling. Wer weiß, ob wir dort nicht einzelne Spuren von den Leuten der »Jane« finden, wenn es diesen gelungen war, von der Insel Tsalal zu entfliehen!«
    Hier sei nur noch ein Wort über die Gemüthsverfassung eingefügt, in der wir an Bord der »Halbrane« uns alle befanden.
    Wenige Kabellängen vor uns lag das Eiland, das Arthur Pym und Dirk Peters elf Jahre vorher betreten hatten. Als die »Jane« dahin kam, war es keineswegs unter so günstigen Umständen, wie wir uns deren erfreuten, bei ihr ging das Brennmaterial allmählich zu Ende und unter der Besatzung traten Erscheinungen von Skorbut zu Tage. An Bord unserer Goëlette herrschte dagegen der erfreulichste Gesundheitszustand, und wenn die neu angemusterten Leute auch unter sich murrten, so zeigten sich doch die alten voller Eifer und Hoffnung, dem Ziele so nahe zu sein.
    Was der Gedanke, der Wunsch, die Sehnsucht des Kapitän Len Guy war, das ist ja leicht zu errathen… er verschlang die Insel Bennet geradezu mit den Augen.
    Einen Mann aber gab es unter uns, dessen Blicke daran vielleicht noch gespannter hafteten… das war der Matrose Hunt.
    Seit der Anker im Grunde lag, hatte jener sich, wie es sonst seine Gewohnheit war, auf dem Verdeck niemals hingelegt, nicht einmal, um einige Stunden zu schlafen. Auf die Reling vorn an Steuerbord gelehnt, den breiten Mund fest geschlossen und die Stirn in tausend Falten, hatte er diesen Platz nicht wieder verlassen und seine Blicke wandten sich keine Secunde von dem vor ihm liegenden Ufer ab.
    Ich erinnere hier daran, daß der Name »Bennet« der des Associés des Kapitäns der »Jane« war, der ihm zu Ehren dem ersten, im Polargebiete entdeckten Lande beigelegt worden war.
    Ehe er die »Halbrane« verließ, ermahnte Len Guy den Lieutenant, stets die größte Wachsamkeit zu beobachten… eine Empfehlung, deren es bei Jem West kaum bedurfte. Unsere Nachforschung sollte sich nicht über einen halben Tag ausdehnen. Wäre das Boot im Laufe des Nachmittags nicht zurückgekehrt, so sollte ein zweites ausgesendet werden, um jenes aufzusuchen.
    »Achte vor allem auf unsere neue Mannschaft! setzte der Kapitän Len Guy hinzu.
    – Seien Sie ohne Sorge, Herr Kapitän, antwortete der Lieutenant. Da Sie vier Mann an die Riemen brauchen, könnten Sie diese ja aus den Neuen wählen. Damit wären vier unruhige Köpfe weniger an Bord.«
    Das war ein guter Rath, denn unter dem verderblichen Einfluß Hearne’s ließ die Unzufriedenheit seiner Genossen von den Falklands schon Zeichen von weiterer Zunahme wahrnehmen.
    Nach Bereitstellung des Bootes nahmen vier von den neuen Leuten in dessen Vordertheile Platz, während Hunt auf sein besonderes Verlangen das Steuer führte. Der Kapitän Len Guy, der Hochbootsmann und ich setzten uns, alle wohlbewaffnet, im Hintertheile nieder, und dann stießen wir ab, um den nördlichen Theil der kleinen Insel anzulaufen.
    Eine

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