Die Elementare von Calderon
Wort ging ihr leicht über die Lippen.
Fidelias zuckte zusammen, und sein Grinsen verschwand.
Odiana sah in dem plötzlichen Schweigen zwischen den beiden hin und her und bot dann fröhlich an: »Soll ich die Brenneisen holen?«
Fidelias wandte sich ihr zu. »Ich denke, wir haben uns schon
ungeschickt genug benommen.« Er sah Aldrick an. »Lass mich kurz allein mit ihr reden. Vielleicht kann ich sie zur Vernunft bringen.«
Aldrick zuckte mit den Schultern. »Na gut«, sagte er. »Kommst du, Liebste?«
Odiana trat um Aldricks Hocker und fixierte Fidelias. »Hast du vielleicht die Absicht, ihr irgendwie zu helfen, oder willst du verhindern, dass wir erfahren, was wir wissen wollen?«
Fidelias’ Mundwinkel zuckten, und er wandte sich der Wasserhexe zu. »Ja, das will ich. Nein, das will ich nicht. Der Himmel ist grün. Ich bin siebzehn Jahre alt. Mein richtiger Name lautet Gundred.« Die Frau riss die Augen auf, und Fidelias legte den Kopf schief. »Du kannst nicht sagen, wann ich lüge, nicht wahr, ›Liebste‹? Unterschätz mich nicht. Noch bevor du überhaupt geboren wurdest, habe ich schon Beschwörer getäuscht, die deutlich mächtiger waren als du.« Er richtete den Blick wieder auf Aldrick. »Es liegt schließlich auch in meinem Interesse, sie zum Reden zu bringen. Ich hänge in der Sache mit drin.«
Der Schwertkämpfer lächelte und zeigte die weißen Zähne. »Du willst mir gar nicht erst dein Ehrenwort anbieten?«
Der Kursor verzog spöttisch den Mund. »Würde das etwas ändern?«
»Ich hätte dich getötet, wenn du es versucht hättest«, meinte Aldrick. »Eine Viertelstunde, nicht länger.« Er erhob sich, nahm Odiana sanft am Arm und führte sie aus dem Zelt. Die Wasserhexe warf Fidelias und Amara noch einen giftigen Blick zu.
»Warum?«, fragte Amara. » Patriserus , warum tust du ihm das an?«
Er starrte sie ausdruckslos an. »Vierzig Jahre lang habe ich als Kursor gedient. Ich habe keine Frau. Keine Familie. Kein Zuhause. Ich habe mein Leben dem Schutz und der Verteidigung der Krone gewidmet. Habe Botschaften befördert und die Geheimnisse des Feindes aufgedeckt.« Er schüttelte den Kopf. »Und
ich habe dabei zusehen müssen, wie die Krone dahinsiecht. Seit fünfzehn Jahren liegt das Haus Gaius im Sterben. Alle wissen es. Meine Bemühungen haben nur das unausweichliche Ende weiter hinausgeschoben.«
»Er ist ein guter Erster Fürst. Er ist gerecht. So gerecht, wie man es sich nur wünschen kann.«
»Hier geht es nicht um richtig oder falsch , Mädchen. Hier geht es um die Wirklichkeit. Und in dieser Wirklichkeit hat sich Gaius mit seiner Gerechtigkeit eine Menge mächtiger Feinde geschaffen. Die Hohen Fürsten im Süden ärgern sich über die Steuern, die er ihnen auferlegt hat, um die Schildmauer und die Schildlegion zu unterhalten.«
»Das war schon immer so«, unterbrach Amara ihn. »Es ändert nichts daran, dass die Steuern notwendig sind. Die Schildmauer schützt auch die Menschen im Süden. Sollten die Eismenschen aus dem Norden einfallen, würde der Süden mit allen anderen untergehen.«
»Sie sehen das aber anders«, erwiderte Fidelias. »Und sie sind bereit, etwas dagegen zu unternehmen. Das Haus Gaius ist schwach. Er hat keinen Erben. Selbst einen Nachfolger hat er noch nicht bestimmt. Deshalb schlagen sie zu.«
»Attica! Wer sonst?«, platzte es aus Amara heraus.
»Du brauchst es nicht zu wissen.« Fidelias ging neben ihr in die Hocke. »Amara, überleg doch mal. Seit der Princeps getötet wurde, ist die Sache im Gange. Das Haus Gaius starb mit Septimus. Die königliche Linie hat sich nie durch übermäßige Fruchtbarkeit ausgezeichnet, und den Tod des einzigen Kindes betrachten viele als eindeutiges Zeichen. Seine Zeit ist abgelaufen.«
»Deshalb ist es noch lange nicht richtig .«
Fidelias fauchte: »Schlag dir endlich diese Ideen aus dem Kopf, Kind.« Er spuckte aus, das Gesicht verzerrt vor Wut. »Ich habe so viel Blut im Namen der Krone vergossen. So viele Menschen getötet. Ist das etwa richtig ? Ist es gerechtfertigt zu töten, wenn es
im Dienst des Ersten Fürsten geschieht? Ich habe gemordet und Schlimmeres getan, alles im Namen der Krone. Gaius wird fallen. Das ist längst nicht mehr aufzuhalten.«
»Und nun gestehst du dir selbst die Rolle des... des was zu, Fidelias? Der Schleiche, die herbeiläuft und den verwundeten Hirsch vergiftet? Der Krähe, die sich auf die Augen des hilflosen Mannes stürzt, obwohl er sein Leben noch nicht ausgehaucht hat?«
Er
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