Die Elementare von Calderon
Zelteingangs öffneten sich, und Odiana
stürmte mit rauschenden Röcken durch den Staub, der in den Sonnenstrahlen flimmerte. »Nun gut«, sagte sie, »dagegen lässt sich bestimmt etwas machen.«
Aldrick trat hinter ihr ein, und seine hünenhafte Gestalt schloss für einen Moment das Licht vollständig aus. Zwei Legionares folgten ihm. Aldrick zeigte auf den Käfig, die beiden Soldaten gingen hin, schoben die Griffe ihrer Speere durch Ringe im unteren Bereich, hoben das Ding an und trugen es hinaus.
Fidelias warf Aldrick einen harten Blick zu und wandte sich dann an Amara. »Stolz hilft dir jetzt nicht weiter, Mädchen«, warnte er sie, während die Wachen ihn an ihr vorbeischleppten. »Solange du lebst, hast du noch nicht verloren.«
Damit war er verschwunden.
»Wo bringen sie ihn hin?«, wollte Amara wissen. Sie blickte von Odiana zu Aldrick und bemühte sich, das Zittern aus ihrer Stimme zu verbannen.
Aldrick zog sein Schwert. »Den alten Mann brauchen wir nicht.« Damit verließ er das Zelt.
Es dauerte nicht lange, da hörte Amara ein Geräusch, als würde ein Messer in eine Melone gestoßen. Fidelias stieß einen langen, atemlosen Schrei aus, der klang, als habe ihr Lehrer ihn unterdrücken wollen und es nicht geschafft. Dann folgte ein klingender Schlag: Etwas Schweres war gegen die Gitterstäbe des Käfigs gefallen.
»Vergraben«, befahl Aldrick und betrat das Zelt wieder, das Schwert in der Hand.
An der Klinge glänzte Blut.
Amara konnte den Blick nicht von der Waffe wenden, an der das Blut ihres Mentors klebte. Trotzdem wollte es einfach nicht zusammenpassen. Irgendwie konnte sie nicht an Fidelias’ Tod glauben. Ihr Plan hätte sie beide beschützen sollen. Sie hätten ins Lager eindringen und sicher wieder daraus verschwinden sollen. Dieses Ende hatte niemand vorausgesehen. An der Akademie war so etwas nie vorgekommen.
Sie versuchte, ihre Tränen zu unterdrücken und Fidelias an dem dunklen Ort in ihrem Kopf unterzubringen, wo sie alle anderen Dinge eingesperrt hatte, die ihr wichtig waren. Plötzlich befreiten sich diese jedoch und überfluteten sie, und damit ließen sich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Amara fühlte sich nicht mehr schlau, nicht mehr gefährlich, nicht mehr gut ausgebildet. Ihr war kalt. Sie fühlte sich schmutzig. Müde. Und sehr, sehr allein.
Odiana seufzte auf und trat zu Amara. Sie kniete sich mit einem weißen Tuch neben sie und tupfte ihr die Tränen aus dem Gesicht. Ihr Finger waren sanft und weich. »Du bekommst saubere Stellen, Mädchen«, sagte die Frau freundlich.
Dann lächelte sie und drückte Amara mit der freien Hand frische Erde auf die Augen.
Amara schrie auf und streckte die Hand aus, um sich gegen die Wasserhexe zu wehren, hatte aber keine Chance. Sie wischte sich die brennenden Augen mit den schmutzigen Händen, doch das half wenig. Ihre Angst und ihre Traurigkeit verwandelten sich in ungezügelten Zorn, und jetzt schrie sie. Zusammenhanglos brüllte sie alle Verwünschungen, die ihr einfielen, und schluchzte in die Erde, woraufhin sich ihre Tränen zu Schlamm verwandelten und in den Augen brannten. Sie versuchte, mit den Armen um sich zu schlagen, was allerdings angesichts der Erde, in deren Griff sie sich befand, sinnlos war.
Und als Antwort auf ihre Reaktion folgte nur Schweigen.
Amaras Wut verpuffte, und mit ihr schwand alle Kraft, die ihr geblieben war. Die Kursorin wurde von Schluchzern geschüttelt, die sie unterdrücken und nicht zeigen wollte. Es gelang ihr nicht. Die Scham brannte ihr im Gesicht, und sie zitterte vor Kälte und blankem Entsetzen.
Heftig blinzelte sie und konnte langsam wieder sehen - Odiana stand über ihr, nur eine Armeslänge entfernt, lächelte und betrachtete sie aus dunklen, funkelnden Augen. Mit einem ihrer zierlichen nackten Füße warf sie Amara abermals Erde in die
Augen. Amara drehte den Kopf hin und her, wich aus und bedachte die Frau mit einem bösen Blick. Odiana zischte und wollte noch mehr Erde auf sie werfen, doch Aldrick hielt sie mit dröhnender Stimme davon ab.
»Liebste, das genügt.«
Die Wasserwirkerin ließ enttäuscht von Amara ab und zog sich hinter Aldricks Hocker zurück, wo sie dem Soldaten die Hände auf die Schultern legte und ihn sanft liebkoste, ohne dabei den Blick von Amara abzuwenden. Der Krieger saß da, das Schwert in der Hand. Er wischte es mit einem Tuch ab, das er anschlie ßend auf den Boden fallen ließ. Es war mit Blut besudelt.
»Ich will es dir leicht machen«, sagte
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