Verschwoerung der Frauen
Amanda Cross
Verschwörung der Frauen
Kriminalroman
Deutsch von Helga Herborth
2
Für die Recherchen zu einer Biographie befragt die Literaturprofessorin Kate Fansler drei Frauen, die den Schlüssel zum Leben des Dichters Emmanuel Foxx und seiner Frau Gabrielle in Händen halten. Die drei Damen zeigen sich recht verschlossen. Haben sie etwas zu verbergen? Ein geistiger Wett-kampf entspinnt sich, in dessen Verlauf Kate nicht nur die Geschichte eines Romans, sondern auch einen lange zurück-liegenden Vatermord aufdeckt. – Ein Lesevergnügen von subtiler Spannung.
»Amanda Cross ist und bleibt die Königin des literarischen Krimis.«
(Publishers Weekly)
Amanda Cross (eigentlich Carolyn G. Heilbrun), geboren 1926, lebt in New York. Sie machte als feministische Literaturwissenschaftlerin Karriere an der Columbia University. In den sechziger Jahren schuf sie die Figur der Kate Fansler, Literaturprofessorin und Amateurde-tektivin, und gehörte damit zu den ersten der neuen »Thrillerfrauen«.
3
Ungekürzte Ausgabe
Juni 1998
Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
© 1990 Carolyn Heilbrun
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
›The Players Come Again‹
© 1992 der deutschsprachigen Ausgabe:
Vito von Eichborn GmbH & Co. Verlag KG, Frankfurt am Main
Umschlagkonzept: Balk & Brumshagen
Umschlagbild: Ausschnitt des Gemäldes ›Benjamin Comfort‹
von Percy Ives (1864-1928)
Satz: IBV Satz- und Datentechnik, Berlin
Gesetzt aus der Stempel Garamond 10/11,75’ (Linotron 202) Druck und Bindung: Presse-Druck Augsburg
Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany • ISBN 3-423-08453-7
4
Die Süße dieser Befriedigung fließt über
und die Wände meines Geists herab
und befreit das Verständnis.
Wandre nicht mehr! sage ich mir;
dies ist das Ziel.
Das Quadrat ist auf das Rechteck gestellt worden; obenauf ist die Spirale.
Wir sind über den Kieselstrand
zum Meer hinuntergeschleift worden.
Die Musiker kommen wieder.
Virginia Woolf ›Die Weiler‹
5
Teil I
6
1
S pät in jenem Jahr Ende der Achtziger, Weihnachten und das Semesterende rückten allmählich näher, spürte Kate Fansler, wie sie in ein Loch zu fallen drohte. Ihr Buch über Henry James und Tho-mas Hardy, für das sie, wie bei wissenschaftlichen Werken üblich, viel länger als vorgesehen gebraucht hatte, war endlich erschienen und mit großem Beifall aufgenommen worden. Nur das ›Times Lite-rary Supplement‹ hatte, wie nicht anders zu erwarten, anstelle einer fundierten Kritik die üblichen schnippischen Bemerkungen über die
»amerikanische Forschungsweise« von sich gegeben. Ungefähr vier Monate hatte Kate im Zustand höchster Erleichterung verbracht, ihren Schreibtisch aufgeräumt und den hohen Berg seit Monaten unbeantworteter Post abgetragen und auch gleich die neueren Briefe, zumeist Reaktionen auf ihr Buch, beantwortet. Diese Phase des Mü-
ßiggangs hatte zwar ihre Vorteile, verlor aber allmählich an Reiz.
Kate wurde sich plötzlich mit sehr widersprüchlichen Gefühlen be-wußt, daß sie nie mehr ein literaturwissenschaftliches Werk veröffentlichen wollte. Unglücklicherweise hatte sie aber auch keinerlei Lust, »ihr Herz zu befragen und dessen Ergüsse festzuhalten«, wie die Muse es dem Dichter befiehlt. Sie kannte viele Frauen und Männer, die der Literaturwissenschaft den Rücken gekehrt hatten und nun über ihr Leben und ihre persönlichen Erfahrungen schrieben.
Die Ergebnisse solcher Innenschau las Kate zwar geradezu zwang-haft und mit großem Interesse und war immer wieder verblüfft über den Aha-Effekt, den diese Lektüre ihr vermittelte. Sie selbst verspür-te jedoch weder Wunsch noch Neigung, es diesen Leuten gleichzu-tun. Literarische Studien kamen also ebensowenig in Frage wie eigene Memoiren. Würde ihr je wieder ein neues Projekt einfallen?
In diese Ziel- und Ratlosigkeit platzte der Cheflektor eines der sechs den Buchmarkt beherrschenden Verlagshäuser. All diese Verlage gehörten riesigen Konzernen, deren Hauptprodukte Öl, Autos und Gottweißwas waren, was die Konzernleitungen aber, wie man hörte, nicht davon abhielt, sich auch bei der kleinsten verlegerischen Entscheidung das letzte Wort vorzubehalten. Bisher hatte Kate mit diesen Verlagen nichts zu tun gehabt.
Der Cheflektor hieß Simon Pearlstine und überraschte Kate mit einer Einladung zu einem sehr teuren und ausgiebigen Lunch – eine bemerkenswerte Geste von jemandem, den sie weder
Weitere Kostenlose Bücher