Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
Rest nicht sehen. Seine Augen waren von tiefem Grün. Sie wirkten nicht alt, obwohl feine rote Äderchen das Weiß durchzogen.
»Hat Balduin dir nicht gesagt, dass man seinen König nicht anstarrt wie eine Tanzbären auf dem Marktplatz?«
Erschrocken senkte sie den Blick. »Verzeih.«
»Tjured sei Dank, du hast eine Zunge. Ohne Zunge wärst du auch nicht zu gebrauchen. Jetzt zieh dich aus!«
Elodia hatte sich schon etlichen Männern hingegeben. Aber meistens war es eine schnelle, hektische Liebe gewesen. Sie hatte ihren Rock gehoben, die Beine breit gemacht und fest an etwas anders gedacht, bis es vorüber war. Nur dreimal hatte sie zärtlichere Liebhaber gehabt, die sie entkleideten, sie dabei streichelten und so romantische Worte fanden, dass sie fast vergessen hätte, dass es nur ein Geschäft war. Scheu öffnete sie die Brosche ihres Umhangs. Dann streifte sie das Mieder ab, das sie über dem Kleid trug. Ihre Hände zitterten, als sie die Brustschnüre ihres Kleides öffnete. Sie sah, wie dem König ein Speichelfaden über das Kinn lief.
Elodia atmete schwer aus. Dann streifte sie das Kleid zusammen mit dem fadenscheinigen Untergewand über den Kopf.
Jetzt trug sie nur noch den Stoffgürtel, mit den Lederriemchen, die ihre Beinlinge hielten. Und ihre schäbigen, vom Straßenschlamm bedeckten Holzschuhe.
»Das reicht.« Cabezan klopfte mit der Hand neben sich auf das Bett. »Setz dich hier hin. Ich will dich berühren. Und ich will dich riechen.«
Eine Gänsehaut kroch über ihren ganzen Leib. Hoffentlich sah der König nicht mehr gut genug, um es zu bemerken.
Sie gehorchte. Das Betttuch war so zart wie kein anderer Stoff, den sie je berührt hatte. Von Cabezan ging ein unangenehmer Geruch aus. So nah, wie sie ihm nun war, vermochte auch der Weihrauch den Gestank nicht mehr zu überdecken. Der König roch nach fauligem Fleisch!
»Du bist also eine Hure, die es mit Fleischhauern und anderen armen Würstche treibt.« Balduin kicherte.
Sie brachte keinen Laut hervor.
»Du bist dumm!« Er legte ihr seine Hand auf den Schenkel. Seine Finger streichelte über ihre Haut. »Du könntest Gold statt Würste bekommen, wenn du zu den richtige Männern gingest. Wie alt bist du?«
»Sechzehn Sommer.«
Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Sechzehn. Das ist gut. Sehr gut…« Er zupfte an ihrem Schamhaar. »Und das hier ist zu bäuerlich!«
Sie wich ein klein wenig zurück. Die Hand des Königs krallte sich in das Fleisch ihres Oberschenkels. Durch die Bewegung hob sich seine Decke kurz, und ein überwältigender Gestank stieg auf. Sie hielt den Atem an und musste die Augen schließen. Verzweifelt kämpfte sie gegen den Würgereiz an, den der Verwesungsgeruch bei ihr auslöste.
»Gefällt dir mein Parfüm? Tjured ist ein Bastard! Er gefällt mir umso besser, je mehr ich von ihm höre. Schenkt mir Unsterblichkeit und sorgt zugleich dafür, dass ich keinen Spaß an meinem Leben habe. Weißt du, Mädchen, früher, da hätte ich es mit dir getan …« Seine schmale, dunkle Zunge stach obszön zwischen seinen Lippen hervor. »Leider hat mir Tjured auch diesen Spaß genommen. Manchmal lade ich Tankret ein, irgendeine Dirne neben mir auf dem Bett zu vögeln. Aber zuzuschauen, ist einfach nicht dasselbe.« Er nickte in Richtung der Tür. »Tankret ist mein Leibwächter. Er hat nur eine einzige Tugend. Er ist mir treu. Ansonsten ist er völlig ohne Moral. Aber lassen wir das. Weißt du, woran es meinem Königreich mangelt?«
Elodia blickte um Hilfe suchend zu Balduin, doch der Höfling sah sie ausdruckslos an. »Nein«, sagte sie schließlich leise.
»An Größe.« Cabezans Hand streichelte wieder über ihren Schenkel. »Dieser Palast hier ist eine jämmerlich schlecht instand gesetzte Ruine. Vor vierzig Jahren hat ein Bauer beim Pflügen auffällig schöne Dachziegel gefunden. Er hat sie auf seinen Karren geladen und auf dem nächsten Markt verkauft. Leider dauerte es ein paar Monde, bis ich davon erfuhr. Als meine Männer auf seinen Acker kamen, waren schon alle Dachziegel ausgegraben. Und die Bauern hatten damit begonnen, Mauerwerk aufzubrechen, weil die Steine, die von den alten Baumeistern verwendet worden waren, so wunderbar gleichmäßig gearbeitet waren. Ich habe den Bauern mit seiner Familie lebendig begraben lassen, damit sie vor ihrem Tod genügend Zeit hatten, darüber nachzudenken, dass alles, was in der Erde meines Königreichs ruht, mir gehört!« Elodia starrte auf einen Fleck auf der Bettdecke. Sie
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