Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
wohl sein mochte.
»Glaubst du an die alten Götter oder an Tjured?« »Ich bete zu Tjured und den alten Göttern.«
»Ha, das ist der richtige Geist! So halte ich es auch. Wobei mir die alten Götter lieber sind. Dieser Tjured …« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was von ihm und seinen Priestern zu halten ist. Wusstest du, dass in mehreren seiner Refugien alle Priester auf rätselhafte Weise verstorben sind? War das die Rache unserer alten Götter? Wenn ja, was ist ein Gott wert, der seine eigenen Priester nicht beschützt? Oder hat er es selbst getan? Aber warum? Was mögen seine Priester getan haben, dass sie eine so grausame Strafe verdienen? Unsere alten Götter sind da leichter zu verstehen. Meine Krieger haben einmal einen seiner Priester ermordet. Einen Wunderheiler, der sich geweigert hat, mir zu helfen. Ich glaube, weil dies geschah, wurde ich mit Unsterblichkeit und ewigem Siechtum beschenkt. Er ist ein verdammter Bastard, dieser Tjured.« Er hustete.
Balduin kehrte mit einem goldenen Pokal zurück. Der König trank gierig daraus. Wein rann ihm über das Kinn und über sein weißes Nachtgewand. Als er absetzte, hielt er ihr das Gefäß hin. »Komm, trink aus einem Becher mit mir.«
Sie nahm den Pokal und drehte ihn ein wenig, damit ihre Lippen auf keinen Fall den Rand dort berührten, wo Cabezans Lippen gewesen waren.
Der Wein war stark. Er rann warm durch ihre Kehle. Als sie absetzte, fühlte sie sich ein wenig benommen.
»Du ekelst dich also vor deinem König«, sagte er nüchtern. Er nahm ihr den Pokal ab und stellte ihn auf einen kleinen Tisch neben seinem Bett.
Elodia schwieg. Was hätte sie auch sagen sollen? Es war offensichtlich, dass es stimmte. Auch der Weinbecher war also eine Prüfung gewesen.
»Man hat mir erzählt, dass du dich für deinen Bruder verkauft hast. Ist das richtig?« Ihr stieg die Schamesröte in die Wangen. Sie brachte kein Wort hervor. Endlich nickte sie.
Seine Hand kroch in ihren Schoß. »Wenn ich dir verspreche, dass es deinem Bruder gutgehen wird, wirst du dann diese Hand küssen? Nicht den Ring. Die Hand!« Sie sah auf die schwärende, offene Wunde auf dem Handrücken. »Nun?« »Ich werde es tun!«
Cabezan hob die Hand. »Worte sind billig, Mädchen. Tue es! Jetzt!«
Sie atmete tief ein. Dann hielt sie die Luft an. Sie nahm die Hand des Königs und führte sie an die Lippen. Er drückte sie fest gegen ihren Mund. Sie spürte das klebrige Wundsekret auf den Lippen.
Endlich zog er die Hand zurück. Ohne zu fragen, griff sie nach dem Weinpokal und trank noch einen Schluck.
Cabezan sah sie an, und ein erstes, dünnes Lächeln spielte um seine Lippen und grub tiefe Furchen in seine Mundwinkel. »Die meisten hätten das nicht über sich gebracht. Ich werde dich brauchen können. Damit du ganz und gar verstehst wozu, werde ich ein wenig ausholen müssen … Ich sagte dir ja bereits, wie kostspielig meine Liebe zur Vergangenheit ist. Auch wenn ich König bin, kann ich leider kein Gold scheißen. Meine Mittel sind begrenzt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie teuer es ist, Kriegsschiffe zu unterhalten. Krieger und Ritter wollen ihren Sold. Waffen und Rüstungen müssen bezahlt werden.
Sie verschlingen unglaubliche Summen. Nun hat mir mein etwas beschränkter Priester schon vor einiger Zeit eine Predigt gehalten, in der es darum geht, dass Tjured sich Frieden auf Erden wünscht. Und dass man Liebe zeugen soll statt Krieg. Diese Worte sind mir lange im Kopf umgegangen. Fast alle Länder rings um Fargon sind ärmer als wir. Sie schauen voller Neid auf unsere Städte. Da gibt es die Barbaren in den Wäldern von Drusna und die Piraten im fernen Fjordland, die jetzt angeblich eine Kriegerkönigin auf ihren Thron gesetzt haben. Gefährlicher noch ist Angnos, wo man die letzte Niederlage gegen die Heere Fargons nicht vergessen hat und immer noch auf Rache sinnt. Dann wären da noch die Piraten auf den Aegilischen Inseln … Ich könnte wohl noch endlos weiterreden. An Feinden herrscht leider nie Mangel. Die Worte des Priesters haben mich darin bestärkt, einen neuen Weg zu suchen. Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die richtige Frau im richtigen Bett leicht tausend Krieger ersetzen kann. Allerdings müssen dies sehr besondere Frauen sein. Schön zu sein, so wie du es bist, genügt nicht. Diese Frauen müssen klug sein. Sie müssen lesen und schreiben können. Sie müssen mir unverbrüchlich ergeben sein. Sie müssen willig sein,
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