Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
sich herangelassen. Es scheint, als würde sie ihn retten. Dass ausgerechnet sie einen Troll heilt! Sie ist anders, als ich erwartet hatte. Ohne Zweifel ist sie grausam. Sie zwingt einen ganzen Koboldstamm gegen dessen Willen in eine neue Heimat. Und dann rettet sie den Troll. Ich ver
stehe sie nicht! (…)
14. Tag. Seit heute weiß ich, dass wir tot sind! Am Morgen sind wir am Skelett einer Hornschildechse vorbeigekommen. Man konnte noch Malereien an der dem Wind abgewandten Seite des Hornschildes sehen. Sie gehörte nicht zu meiner Sippe. Aber ich weiß, dass man nicht weiter gehen darf, als die Hornschildechsen in die Wüste wandern können. Ganz deutlich erinnere ich mich, dass Meister Gromjan, mein Lehrer, davon erzählt hat. Die Alben haben die Erschaffung der Wüste wohl durchdacht. Es gibt eine bestimmte Menge Wasser, die man tragen kann, behauptete Gromjan. Und die sei bei allen letzten Endes fast gleich. Dass ein Troll mehr tragen kann, bedeutet nichts, denn er trinkt auch mehr. Wer vernünftig ist, der geht nur den halben Weg bis zu dieser Grenze, denn sonst kommt er ja nicht mehr lebend zurück. Wer stur bis zum Ende marschiert, der verdurstet. Wer aber diese Grenze überschreitet, weil er anderen Wasser stiehlt oder wie Emerelle Wasser aus dem Boden sprudeln lässt, wo es keines geben sollte, der kommt an einen Ort, wo die Erde Gift atmet. Dort endet alles Leben. Ich fürchte, Emerelle will uns dorthin führen. Ich begreife nicht, warum sie alle am Leben erhält, um uns diesem Schicksal auszuliefern. Obwohl ich weiß, wohin die Reise führen wird, kann ich nicht mehr zurück. Mir fehlt das Wasser! Auch die Grauhäute scheinen zu wissen, wohin es geht. Seit gestern schon sind sie unruhig. Immer wieder versuchen ihre Ältesten mit Emerelle zu reden, doch sie hat ihre Ohren gegen alle Klagen verschlossen. (…)«
AUS: DIE TAGEBÜCHER DES NIKODEMUS GLOPS, BAND IV, AUF VERBOTENEN WEGEN - MEINE REISEN MIT DEM TROLL MADRA UND ANDEREN, S. 43 FF.
DER UNSTERBLICHE
Elodia sah sich eingeschüchtert um. Noch nie war sie in solchen Kammern gewesen. Es war nicht so, wie sie sich die Burg des Königs vorgestellt hatte. Aber was wusste sie auch schon. Ihren Bruder Jean hatten sie weggeführt. Sie waren grob gewesen, aber sie hatten ihn nicht geschlagen. Und sie auch nicht. Keiner hatte sie auf der Reise zum Königshof angerührt. Auch das hatte sie so nicht erwartet. Sie wusste ja, als was sie ihnen galt.
»Komm, Mädchen.« Ein Mann mit spitzem Bart und tief liegenden, dunklen Augen führte sie. Er trug ein Gewand, das den Kutten der Tjuredpriester ähnlich war. Allerdings war es ganz schwarz und augenscheinlich auch aus viel besserem Stoff. Eine Goldkette mit einem wuchtigen Medaillon, das einen Löwenkopf zeigte, wippte bei jedem seiner Schritte auf seiner Brust. Der Mann war sehr groß und sehr dünn. »Hast du Angst?«, fragte er unvermittelt.
Sie nickte scheu. Sie waren im Inneren einer großen, von Säulen getragenen Halle, an deren Wänden entlang weite Treppen liefen. Sie hatte den Eindruck, dass man diese Halle nur für die Treppe gebaut hatte! Und sie war größer als jedes Haus in Nantour. Niemand außer ihnen war in der Treppenhalle zu sehen.
Der Mann mit der Löwenkette hatte ihr Nicken nicht bemerkt, aber er deutete ihr Schweigen wohl als Zustimmung. »Du redest am besten nur, wenn er dich etwas fragt. Mach dir nicht zu viele Sorgen. Du bist ein hübsches Mädchen. Es macht Freude, dich anzusehen. Mädchen wie dich gibt es selbst hier nicht viele. Eines ist jedoch wichtig. Widersprich ihm nie! Das kann er nicht leiden. Auch wenn er nicht wie die Könige in den Märchen aussieht, er ist der unumschränkte Herrscher Fargons. Sein Wort ist Gesetz. Seien es nun freundliche Worte oder grob gesprochene Befehle.«
Sie nickte. Dann begriff sie, dass er das ja nicht sehen konnte. »Ich habe verstanden.« Ihre Stimme war ganz rau. Und die Kehle war ihr eng. Sie hatte so viele Dinge über den König gehört. Sie rechnete mit allem. Selbst wenn er den Befehl geben würde, sie zu schlachten, dann würde sie das nicht überraschen. Auch solche Geschichten hatte sie schon gehört. Dass er sich aus dem Hautfett von Jungfrauen eine Salbe fertigen ließ, mit der er sich jeden Tag einrieb und dass er deshalb so unglaublich alt geworden war. Je weiter sie hinaufkamen, desto schäbiger sah die Treppe aus. Die Wände waren mit nicht ganz passenden Steinen repariert. Der Putz, den man über den beschädigten Stellen
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