Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
Kuss ihres Galans, unfähig es selbst zu wagen, sosehr sie ihn auch herbeisehnt?«
Emerelle lächelte. »Hast du schon viel getrunken in dieser Nacht?«
»Ich denke auch an Jungfrauen, wenn ich nüchtern bin, falls es das ist, was du meinst.« »Dafür, dass du einer der edelsten Familien unseres Volkes entstammst, bist du ein erstaunlich ungehobelter Klotz, Eleborn.«
»Ich würde eher sagen, ich hatte genügend Zeit, unnötigen Ballast über Bord zu werfen und ganz zu mir selbst zu finden.«
Wenn sie das Gespräch nicht in eine andere Richtung lenkte, würde er ihr wahrscheinlich bald erzählen, was für ein unglaublich guter Liebhaber er war, dachte Emerelle. »Kannst du mir ein kleines Segelboot besorgen? Eines, das man zu zweit segeln kann. Es soll echt schäbig und unauffällig sein. Auf keinen Fall von Elfen gebaut.« »Ich herrsche im Reich unter den Wogen. Wie kommst du darauf, dass ich ein Segelboot besitze? Und obendrein noch ein schäbiges. Die Boote, die mir gehören, haben ihre beste Zeit schon lange hinter sich. Die willst du nicht.«
»Ich würde auch ein Boot annehmen, das verlorengegangen ist.«
»Du meinst wohl gestohlen!« Er lachte. »Das glaube ich nicht. Die großmächtige Emerelle fragt mich, ob ich für sie ein schäbiges Boot stehle.« »Und, wirst du es tun?«
»Das hat einen Preis. Du lässt Falrach in Frieden, bis er von sich aus zu dir kommt. Das wird nicht lange dauern. Er war jeden Tag bei der Lagune.« »Du meinst, ich soll ihn dieser kleinen Tänzerin überlassen!«
»Nein, du sollst ihn sich selbst überlassen. Er soll tun können, was er will.«
»Ich dachte, sie ist deine Geliebte?«
»Was nicht bedeutet, dass sie mein Besitz ist.«
Emerelle atmete langsam aus und wieder ein. Mit Eleborn über Moral zu reden, war sinnlos. Falrach liebte sie. Aber sie wusste auch, wie er früher gewesen war. Der Hof des Seefürsten war dazu angetan, all seine alten, schlechten Angewohnheiten wiederzuerwecken. Früher einmal war er ein Spieler und Frauenheld gewesen. Sie würde das nie vergessen. Selbst in jenen fernen Tagen, in denen sie ihn von ganzem Herzen geliebt hatte, war da immer ein Zweifel an seiner Treue geblieben. Seltsam. Ihre Liebe zu ihm hatte sie verloren. Aber die Zweifel waren geblieben.
»Woher weißt du, dass er nicht Ollowain ist? Hast du in seinen Gedanken gelesen.« »Anfangs habe ich durchaus die Etikette geachtet. Aber als ich zum dritten Mal in Folge ein Falrach-Spiel gegen ihn verloren habe, war ich versucht zu schummeln. Ich habe tiefer in seine Gedanken geblickt, als höflich ist. Eigentlich wollte ich nur sehen, an was für Spielzüge er denkt. Aber was ich sah, verriet mir, warum ich nicht gewinnen konnte. Ich hätte es besser wissen müssen. Ich hatte schon früher gegen ihn gespielt. Der Halunke schafft es, dass man immer das Gefühl hat, nur sehr knapp verloren zu haben und im Grunde der überlegene Spieler zu sein.« »Warum magst du ihn?«
»Wir waren vor langer Zeit einmal Freunde. Wir waren uns ähnlich. Dann ging er mi dir. Ich habe nie begriffen, warum er das getan hat.«
»Du hast auch gegen die Drachen gekämpft.«
Er wirkte plötzlich ernst. »Ja. Aber er tat es aus Liebe zu dir. Ich, weil ich keine andere Wahl hatte.«
»Und zu so einer wunderbaren Männerfreundschaft gehört auch, dass du ihm deine Geliebte für eine Nacht überlässt?«
»Ich stehe nicht zwischen ihnen in dieser Nacht. Das ist ein großer Unterschied.« Es fiel ihr schwer, sich zu beherrschen. Sie blickte auf das Meer. Auf das Leuchten. Und sofort stieg in ihrer Erinnerung das Bild auf, wie diese junge Elfe neben Falrach im Wasser schwebte. Umspielt von blauem Licht. Nackt. So wie er.
»Du liebst doch Ollowain. Warum ist es so schwer für dich, Falrach seine Freiheit zu lassen? Vertraue ihm. Du ahnst nicht einmal, wie stark die Ketten sind, die ihn an dich binden.«
»Und du, der du ihn seit ein paar Tagen wieder kennst, weißt so unendlich viel über ihn.«
»Wie gesagt, manchmal schere ich mich nicht viel um Etikette. Du kannst seine schwierigen Eigenschaften nicht vergessen, ich hingegen weiß, was er für dich und deine Liebe zu Ollowain tut.« Emerelle ahnte, dass Eleborn es bei Andeutungen belassen würde und dass es sinnlos wäre, zu versuchen, weiter in ihn zu dringen. Er hatte sich unaufgefordert zum Verteidiger Falrachs aufgespielt. Aber mit all seinen schönen Worten konnte er nicht tilgen, was sie gesehen hatte. Nailyn machte sich an Falrach heran. Und er
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