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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ließ es sich gefallen! Bei Ollowain wäre das undenkbar gewesen. Der weiße Ritter wäre nicht einmal auf diesem sittenlosen Fest erschienen. Er war ein Mann von festen Tugenden und Ehre gewesen.
    Ein Kloß stieg ihr in den Hals. Und auch das hatte sie nicht ertragen können.

DIE SPUR DER PFEILE
    Anderan sah zu, wie die Körbe mit den Pfeilbündeln auf den Frachtkahn verladen wurden. Fünfzigtausend Pfeile, in Bündeln zu jeweils zwanzig Pfeilen. Mehrere Schmieden in Tanthalia hatten die Pfeilspitzen hergestellt. Der größte Teil der Schäfte kam aus Meliamer, wo Spitzen und Schäfte zusammengefügt worden waren, um dann hierher, nach Vahlemer, verschifft zu werden.
    Der Herr der Wasser tastete nach der Pfeilspitze, die er an einem Lederriemen um den Hals trug. Dem Geschoss, das vor zwei Jahren seinen Sohn Baidan getötet hatte. Es ließ ihm keine Ruhe. Über ein Jahr lang hatte er versucht, sich damit abzufinden. Er konnte es nicht. Er musste wissen, wie eine Pfeilspitze aus Tanthalia zu den Kentauren gelangt war, wo es doch Schmieden bei ihren Verbündeten in Uttika gab oder auch Feylanviek, das inmitten der Steppe lag. Vielleicht ließ sich auch herausfinden, welche Kentaurenstamm diese Pfeile besessen hatte.
    Je länger er der Spur der Pfeile gefolgt war, desto merkwürdiger erschien es ihm, auf welch verschlungenen Wegen sie nach Norden gelangten. Er wollte auch jenen Kobolden in die Augen sehen, die Pfeile an Kentauren verkauften, während dieselben Kentauren in der Steppe Krieg gegen jene Kobolde führten, die beim Bau der großen Straße halfen.
    Anderan reiste inkognito. Er hatte sich sogar den Kopf geschoren und Hosen angelegt, damit man in ihm nicht allzu leicht einen Angehörigen aus dem Volk der Holden erkannte. Auch dass er ein Mitglied des Kronrats war, hielt er geheim.
    Es fiel leichter Nieselregen. Alle Körbe waren mit gewachsten Leinentüchern abgedeckt. Wenn man es nicht wusste, würde man nicht darauf kommen, dass der Frachtkahn hundertfachen Tod lud.
    Bald wäre der letzte Korb verstaut. Anderans Blick wanderte über das Hafenbecken. Nur wenige Schiffe lagen hier. Der Seehandel war fast zum Erliegen gekommen. Ein regionaler Handel ließ sich leicht über Tauschgeschäfte abwickeln. Für den Fernhandel waren die Gesetze der Trolle reines Gift gewesen. Er war völlig in sich zusammengebrochen. Nur die größten Handelshäuser hatten überlebt und bemühten sich nun, Routen aufzubauen, die sie nach den Gütern benannten, die darauf befördert wurden. Die Kornstraße. Die Indigostraße. Selbst Elija Glops war inzwischen davon überzeugt, dass sich der Fernhandel langsam wieder erholen würde.
    Anderan betrachtete die halb im Wasser versunkenen Frachtkähne, die nicht weit entfernt an einem baufälligen Landungssteg vertäut waren. Für diese Schiffe und ihre Eigner käme die Erholung der Märkte zu spät. Auch die verfallenen Lagerhäuser, die das Hafenbecken säumten, sprachen für sich. Der Herr der Wasser hatte noch auf Burg Elfenlicht die Steuerunterlagen von Vahlemer und den anderen Städten seiner Reise eingesehen. Ohne dass der Hafen in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt gewesen wäre oder ihn eine Seuche heimgesucht hätte, war die Bevölkerungszahl in zehn Jahren auf weniger als die Hälfte zurückgegangen. In Feylanviek, dem Ziel des Lastkahns, war es noch schlimmer. Der Handel mit Büffelhäuten und gepökeltem Fleisch war zur Bedeutungslosigkeit verkümmert.
    Anderan trat aus dem Schatten des Lagerhauses, von wo aus er den Frachtkahn beobachtet hatte. Er ging geradewegs auf den drahtigen Kobold mit dem roten Kopftuch zu, der während des Verladens die Befehle gab. »Bist du der Schiffer?« »Wer will das wissen?«
    »Ein Reisender, der einen sicheren Weg nach Feylanviek sucht.«
    Der Kobold drehte sich um und musterte ihn. Er trug eine ärmellose Weste, zerschlissene Hosen und ging barfuß. Doch um seine Hüften war eine Bauchbinde mit zerfaserten Troddeln gebunden, die zu ihren besten Zeiten gewiss ein Vermögen gekostet hatte. »Es gibt keinen sicheren Weg nach Feylanviek. Die Zeiten haben sich geändert, wir fahren nicht mehr im Konvoi. Wir werden auf uns allein gestellt sein. Und der verdammte Fluss führt wenig Wasser. Selbst in der Mitte des Stroms können uns die Kentauren ohne Schwierigkeiten beschießen.« »Warum fährst du, wenn es so gefährlich ist?«
    Der Drahtige spuckte einen Mund voll gelbbraunen Speichels auf das Pflaster. »Damit ich auch morgen noch einen

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