Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
drehte ihn vorsichtig zur Seite. Die Augen … Ihre Pupillen waren winzig. Er wedelte mit seiner Hand vor ihnen. Keine Reaktion! Adrien war blind. »Elo…«, stammelte er. Ein Mundwinkel hing seltsam herab.
Er legte ihm beide Hände auf den Kopf und schloss erneut die Augen. Kopfschmerz befiel ihn. Dumpfer, peinigender Schmerz. Einige Adern im Inneren des Kopfes waren verletzt. Blut floss ins Hirn. Teile seines Gehirns waren schon tot. Jules schrie auf vor Wut und Verzweiflung. Etwas krachte zu Boden.
Er fuhr herum. Das Weib stand mitten im Zimmer. Sie hatte die Wasserschale fallen lassen. In Scherben lag sie auf dem gestampften Lehmboden. »Eine großartige Hilfe.« »Warum habt Ihr geschrien? Was ist? Bitte, sagt es mir!« »Es geht ihm schlecht. Jetzt geh hinaus und hol Wasser!« »Könnt Ihr ihm helfen?«
»Vielleicht, wenn ich Wasser habe, um seine Wunden zu säubern.«
Endlich eilte sie davon. Jules strich über den Kopf des Jungen. Er hätte ihn nicht verlassen dürfen. »Elo… Elodia.«
Jules seufzte. Selbst jetzt, wo es ans Sterben ging, hatte der Junge nichts als sein Blumenmädchen im Kopf.
Das Weib kehrte zurück. Sie hatte einen ganzen Eimer voller Wasser geholt. Sie kam ihm bekannt vor. Er sah sie scharf an. Er vergaß nie ein Gesicht. Sie hatte früher anders ausgesehen. Mädchenhafter. Jetzt hatte sie einen harten Zug um die Mundwinkel. Aber es konnte keinen Zweifel geben. Adrien hatte zuletzt doch noch sein Blumenmädchen gefunden! »Lass mich allein mit ihm!«
»Das geht nicht!«, sagte sie entschieden. »Ich habe ihm versprochen, bei ihm zu sein wenn es … Wenn er …« »Wenn er stirbt?« Sie nickte.
»Du bist Elodia, nicht wahr?« Sie nickte erneut.
»Hör mir gut zu, Elodia. Ich brauche jetzt niemanden, der mir im Weg steht, der mir über die Schulter gafft und dumme Fragen stellt. Ich werde all meine Kraft aufbieten müssen, wenn ich um sein Leben kämpfe! Wenn ich diesen Kampf verliere … wenn es ans Sterben geht, dann werde ich dich rufen. Dann gehört er dir. Bis dahin lass mich mit ihm allein!« »Aber …«
»Ich werde dich rufen. Wenn du ihn sterben sehen möchtest, bitte dann bleib hier. Ich verrichte mein Werk am besten allein. Wenn du ihm helfen willst, dann vergeude nicht länger meine Zeit und warte draußen.«
Ihre Lippen zitterten, als würde sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. Sie beugte sich hastig vor und hauchte Adrien einen Kuss auf sein Haar. Dann ging sie endlich. »Elo…«, stöhnte der Junge.
Jules wurde klar, dass Adrien ihn nicht mehr erkennen würde. Nur ein Wunder könnte den Jungen noch retten. Es war verrückt mit den Menschenkindern. Da vergeudete er seinen letzten Atem, um den Namen eines Mädchens zu flüstern, das er kaum gekannt hatte.
Er griff nach der Hand des Jungen und drückte sie sanft. Dann sprach er mit der Stimme Elodias. »Ich bin bei dir. Hab keine Angst. Alles wird wieder gut.«
Jules schluckte. Es war lange her, dass ihm eine Lüge so schwer über die Lippen gegangen war.
Adrien tat einen tiefen Seufzer. Er hatte mit aller Kraft darum gekämpft, noch einmal ihre Stimme zu hören.
DIE LETZTE STIMME
Orgrim, Herzog der Nachtzinne. Deine Stimme!« Diesmal war es Falrach, der die Fürsten zur Wahl aufrief.
Emerelle war unruhig. Ihre Zukunft lag in den Händen eines Trolls, und sie konnte nichts dagegen tun. Nachdem sie Gilmarak gerettet hatte, hatte sie Skanga gebeten, noch zwei weiteren Fürsten das Wahlrecht zuzustehen. Doch die alte Schamanin hatte abgelehnt. Sie beide waren keine Todfeinde mehr. Aber Unterstützung würde sie von ihr wohl nie erwarten dürfen. Jetzt durchbohrte Skanga Orgrim geradezu mit ihren Blicken.
Der Trollherzog zögerte immer noch. Auch Falrach wurde jetzt ungeduldig. »Orgrim, Herzog der Nachtzinne. Deine Stimme!«, sagte er noch einmal, fordernder jetzt.
Es genügte, wenn der Troll sich ein zweites Mal der Stimme enthielt, dann würde si die Krone ebenso wenig erlangen wie Gilmarak.
»Ich stimme für Emerelle.«
Emerelle atmete erleichtert auf. Es war vollbracht! Der Alpraum von einem Land in Asche abgewendet. Doch sie musste auch an das blonde Mädchen aus ihren Träumen denken, dem sie nun niemals begegnen würde.
»Herrin, gestattet Ihr, dass ich Euch zur Wahl zur Königin gratuliere?« Alvias verstrahlte eine etwas steife, konservative Eleganz wie immer. Allerdings konnte sich Emerelle nicht erinnern, ihn jemals so herzlich lächeln gesehen zu haben.
»Danke, mein Freund.«
»Wäre
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