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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Elija hatte ihn gerettet! Elija war immer für ihn da gewesen, solange er sich erinnern konnte. Er hatte ihn nicht verraten können. Seinen wunderbaren Plan, einen Kobold auf den Thron Albenmarks zu bringen. »Du musst die rote Laterne hissen!«, rief Liza ihm zu.
    Er stieg vom Achtersteven herab und betrachtete die rote Laterne, die neben dem Hauptmast auf dem Deck des verlassenen Frachtschiffs stand. Er wusste, dass in diesem Moment mindestens hundert Augenpaare das Schiff beobachteten. All die Anführer der Rotmützen, die hierhergekommen waren und sich mit ihren Männern verbargen. Gut bewaffnete Kobolde, Elija und ihm treu ergeben. Wenn er die rote Laterne am Mast hochzog, dann würden sie losschlagen. Aber gegen wen? Sie hätten für Elija und Anderan kämpfen sollen, falls die Trolle sich dagegen aufgelehnt hätten, dass der Herr der Wasser König wurde.
    Aber alles war anders gekommen. Was würde geschehen, wenn er die Laterne hisste? Wahrscheinlich würden sie die Prunkbarkasse beschießen. Und die Spinnenmänner mit ihren Geschützen würden ebenfalls schießen. In der Menge auf den Kais würde Panik ausbrechen. Hunderte würden totgetrampelt oder verletzt werden. Weil eine rote Laterne an einem Mast gehangen hatte.
    Es gab keinen großen Bruder mehr, der ihm Rat geben konnte. Nun musste er allei entscheiden. Er nahm die Laterne und ging zur Reling. Mit weitem Schwung warf e sie in den Hafen.
    »Was tust du da?«, schrie Liza vom Mast herab.
    »Ich gehe«, sagte er ruhig. Die Revolution war beendet. Ohne Angriffsbefehl würden sich die Rotmützen wahrscheinlich bald zerstreuen. Die Klügeren von ihnen nahmen vielleicht am Fest teil. Er blickte zum Nachthimmel. Das Lichterspektakel, das die Magier veranstalten würden, war berühmt. Es war die einzige Gelegenheit in seinem Leben, es zu sehen. In achtundzwanzig Jahren wäre er gewiss nicht hier. Falls er dann überhaupt noch lebte. Liza war vom Mast geklettert. Sie ging mit den Fäusten auf ihn los. »Was hast du getan! Du Verräter!«
    Er dachte daran, was das Orakel ihm ins Gesicht geschrieben hatte. Es war tatsächlich so gekommen, am Ende hatte er alle verraten, Falrach ebenso wie Elija. Und dennoch war er einen geraden Weg gegangen, dachte er.
    Liza vermochte ihn nicht niederzuringen, dachte er verwundert. Durch den Zeitsprung mit Emerelle war er jetzt viele Jahre jünger als sie. Er hielt sie fest und drückte sie aufs Deck, bis sie aufhörte zu kämpfen. Er kannte sie. Er würde nicht den Fehler machen, sie jetzt loszulassen. Sie würde ihn mit dem nächstbesten Belegnagel, oder was immer sie sonst zu packen bekam, niederschlagen. Er musste warten, bis ihr Zorn verraucht war.
    »Es ist aus, Liza. Ohne Elija und Anderan haben wir in diesem Kampf nichts mehr zu gewinnen. Stell dich der Wahrheit! Wenn wir die Rotmützen rufen, wird es nur zu sinnlosem Blutvergießen kommen. Ich bin müde. Ich habe genug Schlachten gesehen. Zum ersten Mal liegt es in meiner Hand, eine Schlacht zu verhindern. Und genau das werde ich tun. Es ist vorbei, Liza! Und ich kann dir nicht einmal sagen, wer gewonnen hat. Nur eins ist sicher, wir waren es nicht.«
    Sie bäumte sich auf, versuchte ihn niederzuschlagen, aber er hielt sie mit eisernem Griff. Sie versuchte sogar ihn zu beißen. Sie war immer noch hübsch. So lange war er in sie verliebt gewesen, und sie hatte ihm kaum Beachtung geschenkt.
    »So darf es nicht enden. Unsere Sippe ist ausgelöscht. Alle sind tot! Sogar die Hornschildechsen. Sie können doch nicht alle für nichts gestorben sein!«
    »Das sind sie auch nicht.« Er hatte Mühe, seine Tränen zurückzuhalten. »Sie sind für einen Traum gestorben. Für Elijas Traum von einer besseren Welt. Sie war zum Greifen nah, diese Welt. Aber sie is nicht Wirklichkeit geworden.«
    »Was willst du jetzt tun?«
    »Ich werde mir das Fest ansehen. Und morgen werde ich ins Windland aufbrechen. Ich hoffe, dass ich dort keinen Kentauren über den Weg laufe. Ich werde eine wilde Hornschildechse fangen und ein Haus auf ihrem Rücken bauen. Dann werde ich einen neue Sippe gründen.« »Du bist verrückt!«
    Er lächelte. »Vielleicht… Vielleicht liege ich schon in einem Mond mit einem Kentaurenpfeil im Rücken irgendwo in der Steppe. Sie werden uns in hundert Jahren noch nicht verziehen haben, dass wir ihre Ahnen an Trolle verfüttert haben. Aber vielleicht habe ich auch Glück und reite im Nacken einer Hornschildechse.« Liza sah ihn auf eine Art an, wie sie es früher nie getan

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