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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sein eigener Leib war ihm zur Fessel geworden. »Schlagt mir nicht das Haus zusammen!«, rief Firandi erbost.
    Der Schamane hob beschwichtigend die Hände. »Ich glaube, das genügt. Aufhören! Los, schafft ihn hinein! So viel, wie von ihm hineinpasst. Die Füße können ruhig draußen bleiben!«
    Falrach wurde erneut gepackt. Sie zerrten ihn in die Hütte. »Tretet keinem auf die Füße! Und brecht mir keine Finger oder Nasen ab!«, schimpfte der Schamane. »Vorsicht, verdammt!«
    Koboldschweiß tropfte Falrach aufs Gesicht. Oblons Helfer wirkten beunruhigt. Als der Schamane zufrieden war, hatten sie es sehr eilig, die Hütte zu verlassen.
    Es war dunkel. Ein eigenartiger, muffiger Geruch hing in der Luft.
    Oblon war hinter seinem Kopf, so dass er ihn nicht sehen konnte. Nicht einmal die Augen vermochte er zu bewegen. Er starrte einfach nur geradeaus. Der Kobold hinter ihm pustete aus Leibeskräften, das konnte er hören. Dunkelrotes Licht glomm auf. Gegenüber kauerten Gestalten an der Wand der Hütte. Bewegungslos. In zwei Reihen. Die Kammer war sehr eng. Sie waren kaum mehr als einen Fuß von ihm entfernt. Was hatte Oblon gesagt?
Brecht mir keine Finger oder Nasen ab!
Da war etwas … Der Schamane kam hinter seinem Kopf hervor. Er hielt einen Topf in beiden Händen, in dem etwas glomm. Feiner, heller Rauch stieg davon auf. Das rote Licht strahlte ihn von unten an und ließ seine Totenkopfgrimasse beängstigend aussehen.
    Oblon kniete sich auf seine Brust, aber er spürte das Gewicht des Kobolds nicht. Er musste ihn anstarren. Er hatte keine Wahl! Wollte der kleine Mistkerl, dass er jede Episode dieses letzten Aktes mit verfolgte?
    Der Schamane atmete den grauen Rauch ein und blies ihn in alle vier Himmelsrichtungen. Dabei verneigte er sich ehrerbietig und murmelte über Geister. So ein Unsinn! Jeder Elf wusste, dass es keine Geister gab. Das waren Koboldhirngespinste. Nichts als blanker Unsinn!
    Falrachs Augen hatten sich an das Dunkel gewöhnt. Und als Oblon endlich von seiner Brust herabstieg, konnte er erkennen, wer dort an der Wand kauerte. Er blickte in ein dunkles, faltendurchzogenes Koboldgesicht. Ein Gesicht wie ein altes Stück Schuhleder. Von Falten durchzogen. Verwittert und fleckig. Ein Gesicht ohne Nase und mit dunklen Höhlen, wo Augen hätten sein sollen.
    Die Hütte war voller Leichen! Das mussten die Ahnen sein, von denen die Kobolde immer wieder auf bedeutungsvolle Weise sprachen. So, als seien sie nicht wirklich gegangen. Und hier waren sie. Nur in einem anderen Zimmer. Unter einem Dach mit den Lebenden. Was für ein Wahnsinn!
    »Hört ihr mich?« Oblons Stimme klang nun anders. Dunkler. Das war der Rauch, redete sich Falrach ein, obwohl er spüren konnte, wie der Zauber, den der Kobold wob, an Macht gewann. Seine Glieder waren lahm. Er hatte die Macht verloren, sie nach seinem Willen zu bewegen. Aber sie waren nicht gefühllos. Er spürte das Prickeln auf seiner Haut. Spürte, wie sich die Haare in seinem Nacken aufrichteten. Und da war dieser Geruch. Ein Geruch, wie er an schwülen Sommertagen in der Luft hing, wenn man mit jeder Faser seines Leibes das Gewitter ahnte, das unmittelbar bevorstand. »Hört ihr mich?«, raunte Oblon erneut mit rauchiger Stimme. »Kommt, meine Ahnen. Holt ihn euch! Helft dem Besessenen.«
    Warum konnten Kobolde nie zuhören?, dachte Falrach verzweifelt. Er war doch nicht besessen. Es war die Seele, die in diesen Leib gehörte. Hier gab es nichts zu bannen! Er war doch nur ein anderes Bewusstsein. Hätte er diesen verfluchten Kobold nur damals über der Klamm erschlagen, als die Gelegenheit dazu gewesen war! »Kommt her! Holt ihn euch!«
    Falrachs Blickfeld weitete sich. Endlich kam Leben in seine Glieder. Er konnte den Kopf ein klein wenig drehen und blickte nun in die Leichengrimasse eines Koboldweibes, dem man Türkise in die leeren Augenhöhlen gedrückt hatte, so dass sie Falrach mit steinern strafendem Blick ansah. Hatte sie die Stirn gerunzelt?
    Der Elf röchelte leise. Er wollte Emerelle rufen. Wo war sie nur?
    Oblon beugte sich über ihn. »Willst du fortlaufen? Das ist falsch.« Die dunkle Stimme klang beruhigend, ja freundlich. »Ich mag dich, Elf. Deshalb erlöse ich dich von deinen Qualen. Du wirst bald wieder der sein, der du sein solltest.«
    Falrach wollte widersprechen, aber seine Zunge lag wie ein Stein in seinem Mund. Er brachte nur unartikuliertes Gestammel zustande.
    Der Kobold nutzte die Gelegenheit und steckte ihm ein zähes Wurzelstück

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