Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
weil dies die einzige Antwort ist, die dir auf all das Blutvergießen einfällt?«, fuhr Melvyn den Trollfürsten an. »Und wie wird es dann weitergehen? Kannst du mit diesem Häuflein Trolle alle Menschenkinder umbringen, die im Fjordland leben? Oder werden dir welche entkommen, die dann ihrerseits auf Rache sinnen.«
»Welch glücklicher Tag, dass ich mich im Licht deiner Weisheit sonnen darf, Elflein.« »Was willst du, Troll? Lass uns hinübergehen und den Streit unter uns ausmachen, oder hast du Angst, dich mit einem Elflein zu schlagen?«
»Ich bin hier, um die Menschenkinder besser kennenzulernen. Ich will sicher sein, dass sie niemals mehr ihr Schwert gegen meine Heimat erheben werden. Die Menschen folgen ihr. Jetzt, in dieser Stunde, ist der alte Mann ohne Nase nur noch drei Meilen entfernt. Er hat alle Krieger aufgeboten, die er finden konnte. Jeden Trottel, der auch nur eine Mistgabel tragen kann. Sie alle werden bis zur Mittagsstunde tot sein, wenn ich es will.« »Schneid mir den rechten Arm ab!«
Melvyn fuhr zu Kadlin herum. Sie sollte besser den Mund halten! Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. Vorgebeugt stützte sie sich auf einen Stein. Sie sah aus, als würde sie jeden Augenblick vor Schwäche zusammenbrechen.
»Schneid mir den Schwertarm ab, dann bist du sicher vor ihm.«
Der Troll legte den Kopf schief. Es war unmöglich, in seinem grauen Gesicht zu lesen. Zu fremd waren seine Züge. Lächelte er? »Darauf könnte ich mich einlassen«, sagte Orgrim schließlich.
»Ich nicht!« Melvyn hob drohend die Krallenfäuste. »Du rührst sie nur über meine Leiche an.«
»Wenn das dein Wunsch ist, Elflein.« Orgrim hob seine Keule.
»Lass es ihn tun, Melvyn. Bitte.« »Du hast Fieber. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich …«
»Stell dich nicht zwischen mich und mein Volk!« Er sah zu ihr hinüber. Ihre Züge waren hart geworden. Sie bot all ihre Kraft auf, drückte den Rücken durch und stellte sich aufrecht hin. Dann streckte sie ihren Arm vor. »Diesmal wird unser Pakt mit Blut besiegelt. Ich schwöre bei den Göttern des Fjordlands, ich werde keinen Krieg mehr gegen dich führen.«
»Und du wirst nicht mehr in mein Land kommen und versuchen zu stehlen, was du für immer verloren hast.«
Ein Muskel in ihrer Wange zitterte, so sehr spannte sie sich an. »Ja.« Sie sah zu ihm. Ihr Blick gebot ihm zu schweigen. Sie hatte sich in ihr Schicksal ergeben. Was wusste e schon von der Welt der Menschen?
»Du wirst sie umbringen …«
»Vielleicht beschützen sie ja ihre Götter.«
Ein zynischer Troll! Wer hatte je von so etwas gehört! Jedes Albenkind wusste, dass e keine Götter gab! Sie existierten nur, damit sich die Menschenkinder ihre Welt erkläre konnten. Sie wollten immer alles erklären.
»Lass ihn vorbei, Bruder.«
Melvyn gehorchte. Auch der Troll wirkte angespannt. Er lehnte seinen Kriegshammer gegen den Fels. Immer wieder blickte Orgrim zu ihm hinüber, so als fürchte er, hintergangen zu werden. Der Hüne zog ein Messer aus schwarzem Vulkanglas aus seinem Gürtel.
Kadlin hielt noch immer ihren Arm ausgestreckt. Er packte ihre Hand.
Melvyn riss unwillkürlich die Krallenfäuste hoch.
Der Troll schnitt der Königin in die Handfläche. Dunkles Blut troff in den zerwühlten Schnee. Dann schnitt er sich selbst in die Hand und hob sie hoch über den Kopf, wie um sie all seinen Kriegern zu zeigen. Blut rann ihm den Arm hinab.
»Ich schließe Frieden mit dir, Menschentochter. Ich tue es gegen den Rat meiner Ältesten. Sie haben mir gesagt, dass du mich hintergehen wirst. Ich tue es, weil mich dein Mut beeindruckt hat. Du hättest deinen Arm gegeben für dein Volk. Du hast es gewagt, mir ins Gesicht zu sagen, dass du wiederkommen würdest. Davon waren auch meine Berater überzeugt. Hättest du etwas anderes gesagt, dann wärst du jetzt tot. Vielleicht überlegst du schon jetzt, ob du mich hintergehen willst. Aber ich bin ein Mann, der seine Zukunft selbst formt. Alles ist möglich, wenn wir es wollen.« Wieder winkte er den Kriegern auf dem Hügel zu. »Ich habe entschieden, dir die Leiche deines Vaters zu überlassen. Dann hast du keinen Grund mehr, wortbrüchig zu werden. In meinem Volk ist ein Eid, den man mit seinem Blute schwört, so fest wie das Gebein der Erde. Ich kenne mein Rudel, Menschentochter. Es wird wilde Welpen geben, die über die Grenze gehen werden, um Vieh zu stehlen. Ich werde das nicht verhindern können. Und du wirst deine Rudelführer nicht daran hindern
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